Frage: Wie hoch ist die Gefahr das ich mein Kind anstecke?

Hallo Herr Professor, ich bin psychisch so belastet durch die Gesamtsituation. Ich leide seit 3 Jahren unter Herpes Genitalis. Ich habe mit damals bei meinem Mann angesteckt. Seitdem kommen die Ausbrüche 1-2 x im Monat. Anfang Oktober kam meine Tochter zur Welt. Ich hatte auch unter der Schwangerschaft ca. 6 Ausbrüche und vor der Geburt bis heute einen der nicht mehr verschwindet. Die Hochphase ist nur gelegentlich da, aber eine permanente Rötung und Beschwerden seitdem. Ich bekam 3 Tage vor der Geburt, die sich durch Zeichnungsblutungen zu früh quasi schon angekündigt hatte, Aciclovir Tabletten. Dann ein Blasensprung unter dem Ausbruch. Ich lag 1 Stunde später auf dem OP Tisch. Dem Kind geht es gut. Jedoch leben wir wie im Labor. Ich weiss nicht was ich machen soll. Ich wasche mir ständig die Hände, bin schon panisch. Ich nehme Sterilium classic und Sterilium Virugard. In jedem Raum steht eine Flasche. Ich fasse meine Wäsche nur mit Handschuhen an und gehe zur Toilette nur mit Handschuhen. Die Waschmaschine läuft rund um die Uhr. Ich verfolge regelrecht meinen Mann, dass er auch alle Hygienemassnahmen einhält und werde hysterisch. So sehr ist meine Angst das Kind anzustecken. Ich wasche meine Wäsche nicht mehr zusammen mit der Unterwäsche und nehme Sagrotan Hygienereiniger. Wenn ich aus der Dusche gehe habe ich Angst, dass Wasser aus dem Genitalbereich die Beine runterläuft und nehme Toilettenpapier zwischen die Beine, dann wieder Handschuhe und Sagrotan Seife plus Desinfektion. In meine Unterhose kommt immer eine Binde rein, keine Slipeinlage, eine richtige Binde, damit noch eine Barriere da ist zwischen Slip und Hose. 1. Soll man wirklich so leben? Ich gehe daran kaputt. 2. Der Kinderarzt sagte, ich soll mit Handschuhen zur Toilette. Ist das wirklich so? Das ganze Leben überall Handschuhe? Auch unterwegs? 3. Stimmt es, dass der Virus sich nicht von den Händen abwaschen lässt mit Wasser, nur mit Seife und Desinfektion? 4. Nun sagte mein Gynäkologe dass ich nie im Leben mit dem Kind baden gehen darf in der Wanne und wahrscheinlich auch nicht im Schwimmbad oder Meer… Ich bin nur noch am weinen. 5. Wie lange ist das denn lebensbedrohlich für das Kind? Sie ist, wie gesagt, jetzt 11 Wochen alt…. Ab wann ist es bei Babys normal behandelbar im Falle einer Infektion ohne Lebensgefahr? 6. In den ersten 2 Wochen habe ich meinem Kind Muttermilch gegeben über abpumpen in der Flasche, nicht an der Brust. Es klappte nicht mit dem saugen. Dann kam die nächste Hochphase des Ausbruches und seitdem, jetzt 8 Wochen pumpe ich die Milch ab und verwerfe sie. Ich habe Panik, dass der Genitalherpes sich auf die Brust übertragen könnte. Ich habe auch nach der Schwangerschaft Hautveränderungen an der Brust und dachte es könnte Herpes sein. Meine Hautärztin sagte nein, der Abstrich war negativ. Ich habe nun zu viel Angst mit die Muttermilch weiterzugeben, leide aber darunter, dass ich sie ihr nicht geben kann und gebe die Hoffnung nicht auf, dass ich mich psychisch "berappele" sie wieder zu geben. Gibt es eine Gefahr bei Herpes Genitalis und dem Stillen an der Brust bzw. der Gabe der Milch? 7. Darf ich mein Kind auch nicht mal zu mir ins Bett legen? Mein Mann und ich kommen uns auch nicht mehr intim zu nahe, weil wenn wir uns anfassen, wir den Virus ja überall hätten am Körper und somit auch überall im Bett. Somit ist das Sexualleben auch vorbei, richtig? 8. Ist es richtig, dass ich nie im Sommer gemeinsam auf einem Handtuch sitzen darf mit dem Kind, weil es sich so infizieren könnte? Es ist so schrecklich. Bitte helfen Sie mir. Ich bin so verzweifelt. Muss ich wirklich so leben und was raten Sie mir noch, was ich beachten muss zum Schutz meiner Tochter? Entschuldigen Sie, dass der Text so lang ist, aber das ganze ist so umfangreich und furchtbar, dass man sich nicht kurz fassen kann. Vielen Dank für Ihre Zeit und Mühe im voraus. Ich weiss es sehr zu schätzen. Danke

von blume1980 am 17.12.2013, 14:19



Antwort auf: Wie hoch ist die Gefahr das ich mein Kind anstecke?

Ich kann absolut nachvollziehen, wie belastet Sie sich fühlen in einer Situation, in der man nichts falsch machen möchte und ständig schwankt zwischen übertriebener Vorsicht und vielleicht gar nicht gerechtfertigten Selbstvorwürfen. Ich selber bin hier auch unsicher und verfüge nicht über die nötige Expertise. Mir scheint, Sie haben mit den Ärzten alles Richtig gemacht und haben die Übertragung der Infektion auf Ihr Kind erfolgreich verhindert. Jetzt geht es um ein vernünftiges Regime, welches Ihnen ein normales Leben, auch Eheleben(!) ermöglicht und das Kind, welches ja dabei ist, eigene Immunität and Abwehr aufzubauen, schützt. Sprechen Sie mit Ihrem Gynäkologen. Er weiß, wo erfahrene Herpes-Experten (Infektologen, Frauenärzte, evtl. spezialisierte Hautärzte) zu dieser Frage in Deutschland sind, die Sie aufsuchen sollten. Ich denke, man wird einen pragmatischen Weg für Sie finden. So mit ständiger, vielleicht übertriebener Angst auf Ihrer Seite kann es nicht weitergehen. Viele Manschen mit ähnlicher Problematik schaffen es, wieder ein ziemlich normales Alltagsleben zu organisieren. Bei der Händedesinfektion würde ich in den nächsten Wochen noch bleiben, auch auf das gemeinsame Wannenbad vorerst, d. h. in den nächsten Monaten, verzichten. Gruß, Ulrich Wahn

von Prof. Dr. med. Ulrich Wahn am 17.12.2013



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