Liebes Team,
unsere Tochter ist 13 Monate alt und eigentlich ein "guter Esser".
Grundsätzlich ist mir auch das Prinzip einer ausgewogenen Ernährung klar.
Aaaaaaaber...
1) inzwischen verweigert sie im Grunde jedes Obst, obwohl sie ursprünglich alles aß. Apfel liebt sie, aber an Apfelstückchen kaut sie nur etwa herum, dann fliegt der Apfel durch die Gegend. Also muss ich Apfelmus kochen - das klappt problemlos. Sonst ißt sie nur noch Orangen, aber die muss ich weglassen, weil sie davon einen wunden Po bekommt. Früher aß sie Mango, Kirschen etc. - dies wird inzwischen komplett verweigert.
Bei Gemüse ist es ähnlich. In der Kita scheint sie mittags gut zu essen. Zuhause gebe ich ihr mittags immer noch selbstgekochten Gemüse-Kart.-Fleisch-Brei, den sie anstandslos ißt - aber feste Nahrung spuckt sie aus. Außer ab und an Kartoffeln oder Nudeln. Nudeln liebt sie. Aber dann bekomme ich keinerlei Beilagen in sie hinein.
Rohkost wie geraspelte Möhre etc spuckt sie aus - an rohen Möhren nagt sie aber gerne herum. Nur bekommt sie da kaum etwas von ab. Bisher hat sie ja noch keine richtigen Backenzähne. Es kann aber dementsprechend nicht am Geschmack liegen... Gurke, Kohlrabi etc - alles wird angenagt, aber nicht wirklich gegessen.
Wie soll ich da auf die empfohlene Menge Gemüse/Obst kommen??
Ach ja, gekochte Möhre in Stücken wird auch nur sehr ungnädig in kleiner Menge gegessen. Im Mittagsbrei ist Möhre kein Problem!
Es liegt aber auch nicht an Kauen, denn Kekse, Nudeln, Würstchen etc kaut sie problemlos.
Gestern Nachmittag hat im Restaurant jemand neben ihr Pommes gegessen.
Meine Apfelstücke und Dinkelstangen konnte ich einpacken. Totale Verweigerung, aber klares Signal für die Pommes. Einmalig ist das ja ok, aber das ist doch kein Zustand :(
Mache ich irgendwas falsch? Sie verweigert "gesundes" Essen aber auch, wenn weit und breit keine Alternative sichtbar ist.
Und dazu bekommt sie in der Kita gerne Marmeladenbrot etc - auch nicht förderlich :(
Ich bin froh um jeden Tipp...
2) Da sie in der Kita relativ viele Milchprodukte bekommt (Joghurt, Käse, Quark), möchte ich ihr morgens keine Kuhmilch geben.
Sie hat von Geburt an Pre bekommen und kam damit immer gut zurecht.
Sie bekommt daher nach wie vor morgens 200 ml Pre gegen 6:30 Uhr. Das reicht, bis sie in der Kita um 8:30 normal frühstückt. Von mir bekommt sie abends noch 50-100 ml fettarme Kuhmilch.
Ist es ok, nach wie vor die Pre morgens zu geben? Sie scheint damit sehr zufrieden und satt.
Liebe Grüße,
Clara
von
Clara01
am 08.04.2013, 22:10
Antwort auf:
Wie komme ich auf die empfohlenen Obst und Gemüsemenge?
Liebe Clara,
gerne helfen wir bei Ihrem Aaaaaaber… weiter.
Sehen Sie das alles nicht so eng. Das ist eine ganz übliche Entwicklungsphase.
Dieses ablehnende und wählerische Essverhalten kommt sehr häufig vor und bringt die Eltern zum Verzweifeln. Viele Eltern kennen diese Situation und können ein Lied davon singen.
Das Essverhalten der Kleinkinder ist nur in den wenigsten Fällen so wie es „sein sollte“. Kinder in diesem Alter haben ihren eigenen Kopf und entwickeln spezielle Vorlieben. Die Kinder werden wählerischer, haben keine Zeit zum Essen und schaffen oftmals nur Spatzenportionen. Und Neues probieren wollen sie auch nicht.
Sie als Eltern haben natürlich hohe Ansprüche und möchten, dass die Ernährung ausgewogen und abwechslungsreich „klappt“. Sie tun doch alles dafür, Sie kochen abwechslungsreich und mit viel Liebe. Sie ermuntern….
Kinder - wie auch wir Erwachsene - haben Vorlieben und es gibt Kinder, die sich nicht viel aus täglicher Abwechslung machen. Haben sie eine bestimmte Vorliebe (häufig Nudeln, nackt oder mit Soße) entwickelt, bleiben sie dabei, da dies ihnen auch eine gewisse Sicherheit gibt: "Dies schmeckt mir und ist mir gut bekommen, das merke ich mir und dabei bleibe ich (erst mal)".
Aber ich weiß aus Erfahrung, das wird besser werden. Irgendwann platzt immer der Knoten. Bis dahin ist Ihr Junge eben mit so wenig zufrieden. Lassen Sie sich da nicht entmutigen. Ich bin mir ganz sicher, die Speisenauswahl wird wieder umfangreicher werden.
Irgendwann kommt es zu einer so genannten spezifisch-sensorischen Sättigung, auch bei Ihrem Mädchen. Sie hat sich dann „satt gegessen“ und will endlich was anderes. Diese Sättigung entwickelt sich bei Kindern wesentlicher langsamer und lässt Eltern bis dahin oftmals verzweifeln, wenn Kinder über einen längeres Zeitintervall immer nur ein bevorzugtes Essen wünschen.
Am besten ist es wohl, wenn man keine allzu „große Sache“ daraus macht. Sonst lernt Ihr Mädchen weiter nur, dass es mit seiner Verhaltensweise viel Aufmerksamkeit bekommt. Und das gefällt den Kleinen besonders: Mama und Papa tun alles, damit ich mehr und gesund esse. „Das ist so toll, dass sie sich mir so intensiv zuwenden.“
Kinder loten beim Essen ihre Grenzen aus und schauen wie weit sie gehen können. Sie merken sehr schnell, wie wichtig den Müttern/Eltern das Essen ist. Schnell steht hier die Befürchtung im Raum, die Kleinen könnten zu wenig bekommen oder einen Mangel erleiden. Oder abends hungrig ins Bett gehen oder nicht durchschlafen. Mit „Theater beim Essen“ können die Kleinen die Eltern am meisten „treffen“.
Mein Tipp: Leben Sie Ihrem Mädchen als Vorbild abwechslungsreiches Essen vor. Zeigen Sie Ihrer Kleinen wie viel Freude das Essen auch zuhause macht, und dass es so viele schmackhafte Gerichte gibt. Besetzen Sie das Essen positiv. Vermeiden Sie Tadel, Zwang und zu große Aufmerksamkeit gegenüber ihrem Verhalten.
Obst und Gemüse liefern natürlich wertvolle Nährstoffe und lassen sich prima roh oder gedünstet, als Fingerfood auf einem Tellerchen, als Püree, als Beilage, als Suppe etc. im Speiseplan unterbringen. Einfach immer wieder geduldig anbieten, aber nicht aufzwingen.
Wie sieht es mit einem kleinen Glas Saft aus? Das ist jetzt nicht der generelle Obstersatz, aber der Saft ergänzt sich sehr gut. Jetzt im zweiten Jahr können Sie auch in einen kleinen Joghurt etwas Früchte mixen, oder ins Müesli geben… Bestimmt können Sie beim Pürieren in Minischritten immer mehr vom Obst belassen. Sodass es Ihre Tochter kaum merkt.
Dünsten Sie Fruchtstückchen/-spalten angenehm weich. So kann es Ihre Tochter gut mümmeln. Bieten Sie immer wieder Häppchen auf einem Teller an, auf den Ihre Kleine selbst zugreifen kann. Hübsch dekoriert schmeckt das Obst gleich besser. Essen Sie selbst davon und seien Sie ein Vorbild. Und ich bin mir sicher, Ihre Kleine wird so das Obst bald wieder lieben.
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Bleiben Sie geduldig dran. Auch Ihre Tochter wird wieder herzhaft ins Obst beißen und auch das Gemüse schätzen. Anstelle von Rohkost auch hier mal etwas dünsten….
Eine lieb gemeinte Anregung meinerseits:
Auch wenn es schwer fällt. Ich weiß, es ist nicht so leicht, aber versuchen Sie es aus: bieten Sie Ihrem Mädchen eine Auswahl an Speisen an, die Portion auf ihrem Teller dabei eher klein halten. Und dann lassen Sie sie einfach mal in Ruhe!!!!
Schauen Sie nicht auf ihren Teller hin, maßregeln Sie sie nicht dauernd, motivieren Sie sie nicht, interessieren Sie sich nicht für ihr Essverhalten. Essen Sie und die Familie selbst mit Genuss, unterhalten Sie sich am Tisch über angenehme Dinge. Sie möchten doch auch nicht, dass Ihr Essen dauernd kommentiert wird, oder?
Fragen Sie nicht Ihre Tochter, was sie haben will. Nein, Sie als Mama bestimmen, was es zu essen gibt. Es kann eine gewisse Auswahl geben, bei der Ihre Kleine wählen kann. Die Portion auf dem Teller dabei eher klein halten. Ist nichts dabei, bekommt Ihr Mädchen auch nichts Beliebteres, sondern bis zur nächsten Mahlzeit nichts. Haben Sie keine Angst, dass Sie was falsch machen, oder dass Ihre Kleine gar verhungern könnte. Haben Sie keine Angst, dass Sie was falsch machen, oder dass Ihre Kleine gar verhungern könnte. Das wird nicht passieren, dafür ist sie viel zu schlau.
Ziehen Sie Mahlzeiten aber nicht in die Länge. Nach etwa 30 Minuten sollte das Essen beendet sein, egal ob aufgegessen oder nicht. Dann ist wieder Spielzeit etc.
Mehr gibt’s dann nicht. Dann geht sie halt mal hungrig ins Bett. Das ist nicht so schlimm. Also ruhig ab und zu mal den Hunger zum Gehilfen machen.
Stellen Sie das Essen nicht zu sehr in den Mittelpunkt. Je weniger Sie dem Verhalten Ihres Kindes Bedeutung beimessen und je weniger Sie erzwingen, umso mehr wird sich Ihre Kleine am Essen interessieren. Sehen Sie das Essen weniger als „Ihre Aufgabe“, sondern mehr als Freude und Genuss und sehen Sie vieles - gerade beim Essen - oft einfach nur mit einem Augenzwinkern.
Greifen auch Sie selbst mit Genuss zu. Sie sind das Vorbild, Ihr Mädchen wird Sie nachahmen.
Es grüßt Sie herzlichst
Doris Plath
PS: Die Pre können Sie auch übers erste Jahr hinaus geben.
Milch bleibt auch im zweiten Jahr wichtig, sie liefert Kalzium für Zähne und Knochen. Allerdings spielt Milch nicht mehr diese große Rolle wie im ersten Jahr. Etwa 300 ml Milch inklusive Joghurt, Käse…sollten im Tagesplan enthalten sein und sind ausreichend. Am besten ist immer ein Mix an verschiedenen Milchprodukten.
von
Doris Plath
am 09.04.2013
Antwort auf:
Wie komme ich auf die empfohlenen Obst und Gemüsemenge?
Ganz herzlichen Dank für Ihre ausführliche und beruhigende Antwort!
Tatsächlich hat meine Kleine heute eine halbe Gurke (!) nebenbei gefuttert und danach sogar noch das Apfelachtel, welches daneben lag. Als ich gekocht habe und nicht groß auf sie geachtet... Ich hoffe, der Knoten platzt so langsam.
LG, Clara
von
Clara01
am 09.04.2013, 21:10