Liebes Experten-Team,
Ich bin 23+1 mit zwei-eiigen Zwillingen schwanger. Vor 3 Tagen wurde eine Notfall Cerclage durchgeführt, da der Muttermund bereits geöffnet war. Dieser wurde erfolgreich geschlossen, und 3cm wieder hergestellt.
Damals wie heute keine Wehentätigkeit vorhanden, so dass die Prognose der Ärzte für den weiteren, langen Verlauf der Schwangerschaft grundsätzlich positiv ist.
Dennoch wurden wir mit der Gabe der RDS Prophylaxe konfrontiert. Und hier stellen wir uns die Frage nach dem optimalen Zeitpunkt.
- Wenn es doch heute keine Wehentätigkeit gibt, warum gibt man sie trotzdem?
- Ist sie gleichermaßen effektiv bei Zwillingen wie bei Einlingen?
- Kann eine zu frühe jetzige Gabe sinnlos of sogar schädlich sein, wenn es zB erst viel später zur Geburt, ggf. erst am Ende der Schwangerschaft, kommt?
- Würde man die Gabe später dann noch mal wiederholen, weil Zwillinge ja oft früher zur Welt kommen? Wären damit Risiken verbunden? Wenn ja welche?
Herzlichen Dank für Ihre Hilfe im Voraus !!
Laura
von
KLH1980
am 24.07.2020, 23:19
Antwort auf:
Ist die RDS Prophylaxe bei Zwillingsschwangerschaft nach Cerclage unumgänglich?
Hallo,
die RDS Prophylaxe wird grundsätzlich von den Gynäkologen durchgeführt. Ich will damit nur sagen, dass ich, trotz Ihrer detaillierten Angaben, natürlich nicht all Ihre Daten und Werte kenne, so wie die behandelnden Gynäkologen.
Ich schreibe Ihnen deshalb aus Sicht einer Neonatologin:
Das Erreichen der vollendeten 23.SSW ist gut und ein "Meilenstein".
Denn Sie müssen wissen, dass man davon abrät, Kinder unter der vollendeten 23.SSW zu versorgen. Nur bei ausdrücklichem Wunsch der Eltern werden diese Kinder versorgt. Ab der 24.SSW werden Kinder in Deutschland grundsätzlich versorgt.
Die eine Woche dazwischen ist ein "kann-" Bereich. Je nach Wunsch der Eltern und nach Diagnose wird hier, wenn die Zeit besteht, eine Entscheidung im Team, bestehend aus Eltern, Kinderärzten und Gynäkologen, getroffen.
Dass Ihr Muttermund geöffnet war und das Anlegen einer Cerclage allein, dazu die Gemini-Schwangerschaft, sind grundsätzlich Risikofaktoren, die eine Frühgeburt bedingen können. Die Indikation zur Gabe von antenatalen Kortikosteroiden stellen die Frauenärzte.
Wenn diese Indikation gestellt wurde, kann ich die Gabe der RDS Prophylaxe nur unterstützen. Die Kinder profitieren so sehr davon, wenn es doch zu einer Frühgeburt kommen sollte (weniger Hirnblutungen, weniger Beatmung, weniger Darmprobleme, um nur die wichtigsten Stichpunkte zu nennen). Dieses Profitieren überwiegt auch den Fall, wenn es zu keiner Frühgeburt kommen würde und die RDS Prophylaxe dennoch erfolgt wäre. Diese Angaben betreffen auch die mögliche Indikation zu einer 2. Gabe.
Die Gabe der Lungenreifung ist hierbei bei Zwillingen genauso effektiv, wie bei Einlingen.
Dabei wurden keine unerwünschten Wirkungen bei diesen Kindern beobachtet. Bei mehr als einem Zyklus der Lungenreifung können die Kinder kurz nach der Geburt im Durchschnitt etwas kleiner sein, als Kinder, die nur einen Zyklus bekommen haben. Nach einigen Monaten gleicht sich dieser Unterschied aber an. Hinweise auf langfristige negative Folgen gibt es bisher nicht.
Alles Gute,
Louise-Caroline Büttner
von
Fachärztin Louise-Caroline Büttner
am 25.07.2020
Antwort auf:
Ist die RDS Prophylaxe bei Zwillingsschwangerschaft nach Cerclage unumgänglich?
Vielen lieben Dank für Ihre ausführliche und hilfreiche Antwort. Die Indikation der Gynäkologen war aufgrund der Cerclage des geöffneten Muttermunds gegeben, so dass wir dem Rat gefolgt sind.
Herzliche Grüße, Laura
von
KLH1980
am 26.07.2020, 10:26