Hallo liebe Frau Windisch,
meine Elfjährige war bereits in den ersten zwei Grundschuljahren sehr unkonzentriert lt. Lehrerin (auch selbst beobachtet). Ab der dritten Klasse ging es deutlich besser, sie gehörte dann sogar zu den Klassenbesten.
Nun, 6. Klasse Gymnasium (sie fühlt sich dort wohl), erlebe ich extreme Wesensunterschiede. Sie kann konzentriert und auffassungsstark sein. Oft nach der Schule ist sie jedoch hypernervös, rennt wie aufgezogen minutenlang im Kreis beim ununterbrochenen Reden, die hektische Unruhe muss raus.
Wenn ich dann später mit ihr für eine Arbeit übe, versteht sie wirklich die einfachsten Sachen nicht, braucht ewig für eine Aufgabe, macht Unmengen Flüchtigkeitsfehler.
An anderen Tagen scheint sie beim Lernen ein anderer Mensch zu sein, normal ruhig, sehr clever, konzentriert.
Da sie abends (schon immer) schwer einschläft habe ich ihr vor einem Jahr eine Zeit lang Melantoninspray gegeben, hat guten Dienst getan. Da jedoch immer wieder auf die unsichere Erfahrungslage (Langzeitwirkungen) hingewiesen wird im I-Net, lasse ich es jetzt weg und befürchte, dass sie nicht gut/ausreichend lang zur Ruhe kommt nachts.
Ich weiss nicht so Recht, was ich von diesen Schwankungen halten soll, das kommt mir recht extrem vor. Was kann ich tun?
Liebe Grüße
von
EllenA
am 03.02.2023, 18:00
Antwort auf:
11-jährige ist unkonzentriert, läuft hektisch im Kreis, AD(H)S?
Hallo,
vielleicht haben da aktuell auch schon körperliche/hormonelle Veränderungen ihren Beitrag zur Situation, je nachdem ob das bei ihrem Kind zeitig einsetzt... wichtig wäre auch, ob sie selbst unter dieser Unruhe/Anspannung leidet oder aber gut damit zurecht kommt/ das gar nicht so wahrnimmt.
Bei Leidensdruck wäre dann z.B.progressive Muskelrelaxation, autogenes Training, Atemtechniken oder Erlernen von Strategien zur Steuerung des Wachheitsgrades (Arousel) sinnvoll.
Unterstützend zur Regulation sind propriozeptive Reize, wie Zug und Druck auf den Körper, also z.B. Liegestütze, Seilspringen, Trampolin hüpfen, Tauziehen, mehrere Kaugummis kauen oder auf einer Süßholzwurzel herumbeißen als Druckimpuls für den Kiefer, einen kleinen Softball / Antistressball in Handgröße drücken, Hände selber kneten oder eine Druck-Massage usw. ... vor- oder zwischen den Hausaufgaben (als Pause). Sie knnen bei den Hausaufgaben dynamisches Sitzen anbieten, also z.B.auf einem luftgefüllten Wackelkissen, oder Pezziball, oder auch auf dem Bauch liegend am Boden die Aufgaben bearbeiten (mehr Körperauflagefläche bietet wieder mehr Regulation, je nachdem, ob es das Kind als positiv empfindet). Darauf achten, dass die Füsse Bodenkontakt haben statt in der Luft zu hängen.
Wenn das hektische im Kreis laufen direkt nach der Schule zu Hause auftritt, wäre es vielleicht eine Möglichkeit, einen kleinen Spaziergang als Ritual einzuführen, bei dem dann erstmal alles rauserzählt werden kann.
Zur abendlichen Entspannung sind kindgerechte Meditationsgeschichten
/-hörspiele eine Möglichkeit zum runterfahren, die man ja gut im Internet findet.
Zum Ausgleich zur schulischen Anstrengung und dem Sitzen auf ausreichend Bewegung/Sport achten. Und mal das Augenmerk auf einen evtl.Zusammenhang zu Zuckerkonsum in Verbindung mit dem beschriebenen Verhalten legen.
Für einen ADHS Verdacht finde ich es untypisch, dass die Konzentrationsfähigkeit tageweise so schwankt und sie sich je nach Tagesform auch sehr gut konzentrieren kann.
Am wichtigsten für die Lernsituationen ist immer, dass das Kind mit einem guten Gefühl die Aufgaben starten und auch beenden kann, also mit leichteren Aufgaben beginnen und enden. Die Motivation/Anstrengungsbereitschafft stets als Schwerpunkt loben (nicht nur mit Worten, auch mit Blick-/Körperkontakt, aufmunternd zunicken, anlächeln, etc.) statt ergebnisorientiert, also öfter den Blick aufs Kind statt auf die Aufgaben gerichtet haben, das ist gar nicht so leicht, kann aber geübt werden.
Ich hoffe es waren ein paar Anregungen dabei.
Alles Gute wünscht
Kristin Windisch
von
Kristin Windisch
am 05.02.2023
