Frage: Fixierung auf Geschwisterkind

Liebe Frau Henkes, unsere Tochter (29 Monate) „klebt“ immer wenn wir zu Hause sind an ihrer kleinen Schwester (11 Monate). Sie war schon immer sehr in sie verliebt, aber seit knapp 6 Monaten ist es extrem anstrengend für alle. Immer will sie sich auf sie legen, sie umarmen, hoch nehmen und manchmal tritt und schlägt die Große die Kleine auch. Wenn sie nach der Krippe zu Hause ist, hat die Kleine keine ruhige Minute mehr. Teils ist es auch gefährlich, also muss immer jemand in direkter Nähe sein. Ich fühle mich dadurch sehr ausgelaugt, weil ich ständig ermahnen muss und zu nichts komme. Ich versuche so gelassen wie möglich zu bleiben, einfach ihre Energie abzuleiten/ sanft einen Arm zwischen die beiden zu halten. Bei ungefährlichen Attaken zu warten, bis die Kleine sich beschwert, um ihre Reaktion nicht voraus zu nehmen. Ruhiges Spiel der beiden positiv hervorzuheben, aber wenn Gefahr droht bin ich auch laut und versuche es mit meiner Stimme zu stoppen. Selbst wenn ich mit der Große spiele und die Kleine alleine spielt, sobald die Große sie sieht/ wahrnimmt rennt sie hin. Und jetzt nach einer Woche Krippenfrei bin ich abends einfach nur genervt, was ich nicht immer ganz verbergen kann.  Wenn die Kleine nach den „Attaken“ weint, nimmt die Große sie sofort in den Arm und entschuldigt sich und gibt ihr einen Kuss. Was können wir tun, damit das weniger wird? Wie lange dauern solche Phasen in der Regel? Noch zwei Wochen Ferien und ich kann jetzt schon nicht mehr.  Ich habe Angst, dass dadurch auch langfristig das Verhältnis der beiden beeinträchtigt wird. Die Große ihre Schwester mit Ärger in Verbindung bringt und die Kleine Angst vor ihrer Schwester hat.  Ein paar Worte zu unsere Großen: Sie ist sehr sensibel und benennt schon gut ihre Gefühle (traurig, sauer, Angst) und die der anderen, teilt immer mit anderen Kindern, wird sehr von anderen Kindern gemocht, ist sehr lustig und will immer im Mittelpunkt stehen. Selbst ihre Erzieherinnen kommen mit ihr manchmal an ihre Grenzen, da sie sehr anhänglich und gleichzeitig sehr frech und laut ist. Sie haut gerade auch viel in der Krippe und auf dem Spielplatz, deutlich mehr als zu Hause. Wir Eltern oder Erzieher werden nie gehauen. Neulich hat sie sogar eine fremde Frau beim einkaufen einfach so gehauen. Die Große ist ein echtes Mama Kind und will mich seit ihrer Geburt immer in ihrer Nähe haben und will grundsätzlich im gleichen Raum sein wie ich. Ich versuche regelmäßig ganz konzentriert nur mit ihr zu spielen, aber das ist nicht täglich möglich, da mein Mann lange arbeitet und ich somit mit den Kindern viel alleine bin. Richtige Eifersucht in Bezug auf die Schwester kommt erst seit ein paar Wochen ab und zu, aber eigentlich will sie immer, dass ihre Schwester dabei ist. Vielen Dank für ihre Mühe, Tina 

von Tina126 am 08.08.2022, 14:51



Antwort auf: Fixierung auf Geschwisterkind

Guten Tag, was Sie beschreiben, hört sich danach an, als wolle Ihre ältere Tochter der jüngeren immer besonders nahe sein, um sie unter Kontrolle zu haben. Einen starken Gegner behält man am besten im Blick. Damit möchte sie einerseits ihre Rivalität zur jüngeren Schwester ausleben. Zum anderen ermöglicht es ihr  viele kleine aggressive Übergriffe. Das Drauflegen gehört sicher auch dazu. Ich möchte betonen, dass es sich hier um unbewusste Prozesse handelt, die Ihre Tochter in keiner Weise kontrollieren kann. Auch die kindliche Aggressivität gehört ganz normal zur Entwicklung. Kleinkinder leben sie möglichst aus und müssen erst lernen, sie in sozial angemessene Formen umzuwandeln. Die jüngere Schwester wird der älteren mit zunehmendem Alter zu einer bewussteren Konkurrenz, weil die Jüngere mit knapp einem Jahr einen größeren Bewegungsradius hat und jetzt zunehmend in den Radius der Älteren eingreifen kann. Mit zweieinhalb Jahren ist ihre Ältere noch zu jung, um für diese Prozesse auf sprachlicher Ebene erreichbar zu sein. Sie braucht jetzt die Sicherheit, dass sie Ihre Liebe nicht verliert und dass ihr der Platz bei Ihnen sicher ist. Gleichzeitig muss sie aber auch spüren, dass Sie die Jüngere wirksam vor ihr schützen. Durch dieses Erleben erfährt sie ja auch, dass Sie sie schützen können, wenn es notwendig wäre. Es wäre sicher hilfreich, wenn Sie Ihrer älteren Tochter deutlich vermitteln, dass Sie nicht möchten, dass sie die Schwester bedrängt. Manchmal reicht da ein verbales Eingreifen nicht. Kleinkinder benötigen dann auch ein ruhiges aber bestimmtes Entfernen aus der Gefahrenzone. Dann kann sich der Ärger Ihrer Tochter gegen Sie richten. Sie merkt dann, dass Sie den aushalten und es Ihre Liebe zu ihr nicht beeinträchtigt. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 09.08.2022



Antwort auf: Fixierung auf Geschwisterkind

Ich habe vergessen zu erwähnen, dass unsere Große ein echter Wildfang ist und sehr viel Energie hat. Wir sind deshalb viel im Garten/ Wald und Spielplatz. Sie geht nicht, sondern rennt ausschließlich (außer an der Hand), so stürmt sie auch mit viel Energie und Schwung auf ihre Schwester zu.

von Tina126 am 08.08.2022, 21:07



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