Sehr geehrte Herr Nohr,
unsere Tochter ist 12 Monate. Sie war schon immer sehr auf mich fixiert, da ich vorwiegend die Betreuung übernehme und mein Mann arbeitet. Am WE und abends ist er sehr präsent und engagiert. Sie hat auch stark gefremdelt, wird aber zunehmend deutlich besser. Sie lässt sich mittlerweile von Papa, Oma und Opa(beide sehr präsent, wöchentlich mind 1-2 Tage da) tagsüber für 2/3 Stunden gut übernehmen.
Bisher habe ich sie immer hingelegt,da ich sie abends auch noch stille. Sie braucht es aber immer weniger und oftmals stille ich sie abends nicht mehr. Mein Mann hat Sie versucht hinzulegen. Hierbei hat sie deutlich protestiert,auf die Tür gezeigt und nach Mama gerufen. Auch wenn sie schläft und kurz aufwacht lässt sie sich nur von mir beruhigen(Ich sage ihr, dass ich da bin und gebe ihr kurz die Hand).
Lezteres war früher auch durch meinen Mann möglich. Meine Frage an Sie ist,ob wir ihr einfach Zeit geben sollen und erst später einen neuen Versuch starten sollen und ihrer Präferenz nachgehen. Oder braucht es etwas Umgewöhnung, die nicht ohne Tränen vonstatten geht?
Meine Zweite Frage an Sie ist, ab welchem Alter sie generell Fremdbetreuung und in welchem Umfang Sie empfehlen würden. Nach der Wiederannährungskrise ab 20 Monaten? Wir können frei entscheiden,da ich nicht den Druck habe zu arbeiten.
Besten Dank u mit freundlichen Grüßen,
Elisa
von
lilanlilan
am 13.06.2019, 14:11
Antwort auf:
Zubettbringen durch Papa und Fremdbetreuung
Liebe Elisa,
meist brauchen die Kinder in diesem Alter um schlafen (Kontrolle abgeben, sich verlassen, dass am Morgen alles wieder so ist wie vorher) zu können, die näheste Person. Das ändert sich mit zunehmendem Alter, sollte und kann aber nicht forciert werden. Vertrauensbildend wäre z.B., wenn der Vater auch abends bei ihr ist und irgendwann fragt, ob die Mama jetzt zum schlafen kommen soll. Wenn er die momentane Präferenz nicht kränkend erlebt, kann er Seins machen und das Bedürfnis der Tochter wie selbstverständlich einbauen (weil er es eben nicht als Zurückweisung erlebt). Irgendwann ist es dann gar nicht mehr nötig, dass die Mama noch kommt.
Zur Fremdbetreuung: Ich persönlich finde zweieinhalb bis drei Jahre ein gutes Alter, wenn man vorher über Spielgruppen u.ä. Kontakte einbaut. (Parzival wurde nur von der Mutter erzogen und von der Welt ferngehalten, mit den bekannten Folgen). Aus meiner Sicht ist es erleichternd, wenn die Kinder eine innere Sicherheit (Objektkonstanz) haben, dass die Mutter wiederkommt und die sich nicht erst mühsam "erarbeiten" müssen. Das sind Idealvorstellungen. Wie Sie wissen spielen da aber noch ganz andere Faktoren eine Rolle. Wie befriedigend ist für die Mutter die häusliche Situation, welche eigenen Interessen widersprechen dem Zuhausebleiben usw., wie ist die Beziehung? Fremdbetreuung ist eine Möglichkeit, auch als Frau nicht "nur" Mutter zu sein, eigene Entwicklungsmöglichkeiten zu haben usw.. Es kann also gut sein, dass 2 Jahre in einer speziellen Situation besser ist oder gar mit einem Jahr eine Fremdbetreuung ansteht.
Das sind einige Gedanken mit denen Sie Ihre eigene Situation vielleicht breiter betrachten können.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 13.06.2019