Sehr geehrter Dr. Nohr,
Ich habe einen Artikel über die Fremdbetreuung von unter Dreijährigen gelesen. Dort stand, dass unter Dreijährige sich noch nicht vorstellen können, dass die Mutter wieder kommt und die Kinder daher durch eine Fremdbetreuung traumatisiert werden könnten. Was denken Sie darüber? Vielen herzlichen Dank im voraus für Ihre Antwort.
von
alexandra123
am 14.01.2020, 01:53
Antwort auf:
Betreuung
Hallo,
nach Piaget ist die Entwicklung der sog. Objektpermanenz im sechsten Stadium der sensomotorischen Entwicklung (18-24 Monate) weitgehend abgeschlossen. Das bezieht sich aber mehr auf Objekte und ist m.E. nur bedingt auf die Abwesenheit der Mutter übertragbar, da hier auch eine emotionale Beteiligung besteht. Das bedeutet, dass ein zweijähriges Kind wissen kann, dass die abwesende Mutter trotzdem existiert, auch wenn sie nicht sichtbar ist. Eine andere Frage ist, wie diese Trennung erlebt wird und wie lange dieses Erleben geht. Die Fähigkeit Zeit zu verstehen und damit umzugehen, entwickelt sich erst bis in die Schulzeit.
Also, wenn eine hinreichend gute Bindung besteht, wird ein Kind ab ca. zwei Jahren in der Regel keine existentiellen Verlustängst haben. Traurig kann es trotzdem sein, muß es aber nicht.
Dr.Ludger Nohr
von
Dr. med. Ludger Nohr
am 14.01.2020