Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

zu häufiges stillen?

Biggi Welter

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Frage: zu häufiges stillen?

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hallo liebe biggi, meine kleine (17 tage) hat ein extremes saugbedürfnis und würde am iebsten stündlich an den busen. anfangs habe ich dem nachgegeben und nach bedarf gestillt. sie leidet aber sehr unter blähungen! uns spuckt viel! die kinderärztin sagte mir, dass das davon kommt, wenn unvergorene auf vergorene milch im magen stößt. mindestens abstände von 2 stdn, besser noch 3-4 stdn. einhalten. nun ist das nicht leicht und ich nuss tw, mit schnuller überbrücken. ich finde das alles ein bissl widersprüchlich - können sie mir weiterhelfen? vielen lieben dank, verena


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Liebe Verena, zunächst einmal gibt es keinen Grund, dass Du zwischen zwei Stillzeiten einen Mindestabstand einhältst. Es ist ein Ammenmärchen, dass ein Mindestabstand notwendig ist, um Bauchprobleme zu vermeiden oder sie zu beseitigen. Es gibt keinen Beweis, für die "Frische Milch auf halbverdaute Milch" Theorie. Irgendjemand hat damit angefangen zu behaupten, dass dadurch Probleme entstünden und seither geistert diese Theorie durch Deutschland und im Extremfall kann das "Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen.. Interessanterweise sagen aber selbst die Anhänger dieser Theorie, dass bei einem Wachstumsschub selbstverständlich häufiger angelegt werden darf und muss. Alle Stillexperten propagieren das Stillen nach Bedarf und ohne irgendeinen Mindestabstand. Muttermilch ist außerdem innerhalb von längstens 60 bis 90 Minuten vollständig verdaut. Lege dein Kind an, wenn es nach der Brust verlangt, ganz gleich ob die letzte Stillzeit vier Stunden oder eine Viertelstunde her ist. (Den Abstand zwischen zwei Stillzeiten berechnet man übrigens vom Beginn des letzten Anlegens bis zum Beginn des nächsten Anlegens). Es ist sehr wichtig, dass das Baby korrekt angelegt ist und richtig saugt. Ein gut angelegtes Baby, das korrekt saugt schluckt weniger Luft beim Trinken und Luft, die nicht verschluckt wird, muss auch nicht wieder nach oben befördert werden. Blähungen sind leider in vielen Fällen durch eine nicht richtige Anlegetechnik und/oder ein falsches Saugen des Babys verursacht (und damit können wir wieder bei obigem Punkt mit den künstlichen Saugern sein). Ein Baby, das länger hingehalten wurde, trinkt in der Regel auch nicht gut an der Brust, so dass wir auch hier wieder bei einem Problem sind, das "hausgemacht" ist. Es ist deshalb auch immer wieder schade, dass Mütter mit solchen Ratschlägen wie dem des Mindestabstands verunsichert und zu neuen Problemen gebracht werden. Ich denke es wäre wirklich gut, wenn Du dich mit einer Stillberaterin in deiner Nähe in Verbindung setzen würdest. Sie kann dir ganz gezielte Tipps geben und dir vor allem auch zeigen, wie Du siehst, ob dein Baby richtig angelegt ist und gut saugt. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächste LLL Stillberaterin heraus. Die Abstände zwischen den Stillzeiten können mit zunehmendem Alter des Kindes durchaus länger werden, doch in der Regel will ein Baby in diesem Alter im Durchschnitt mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Am besten lässt Du dich von deinem Kind leiten. Ein gesundes, voll ausgetragenes Kind weiß im Normalfall selbst am besten, wie viel und wann es etwas braucht. Eine Kollegin von mir hat einen Artikel zu diesem Thema veröffentlicht, den ich dir hier noch anhänge. LLLiebe Grüße Biggi Woher kommt der Mythos vom "Mindestabstand" ? Von Denise Both, IBCLC "Sie dürfen nicht so oft anlegen, dann hat die Brust ja keine Zeit, sich wieder zu füllen." "Zwischen zwei Stillzeiten MUSS ein Abstand vom mindestens zwei Stunden liegen sonst bekommt das Kind Bauchschmerzen" "Frische Milch darf sich nicht mit bereits angedauter Milch vermischen, deshalb dürfen Babys frühesten nach zwei Stunden wieder angelegt werden" Wohl jede Stillberaterin ist schon mit diesen Aussagen konfrontiert worden. KinderärztInnen, Hebammen und auch wohlmeinende Mitmenschen kommen immer wieder damit. Ist ein Mindestabstand wirklich notwendig oder sinnvoll? Die Antwort auf diese Frage ist ein klares NEIN. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Es ist nicht sinnvoll, den Abstand zwischen den Stillzeiten lange zu halten "damit sich mehr Milch ansammelt", denn die Brust funktioniert nicht wie eine Flasche, die wieder aufgefüllt werden muss. Der größte Teil der Milch wird während des Stillens gebildet. Ebenso ist es ein Ammenmärchen, dass ein Baby einen Mindestabstand zwischen zwei Stillzeiten einhalten müsse, um zu verhindern, dass frische Milch auf angedaute Milch kommt. Im Extremfall kann das "Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. Es gibt keinen Beweis, für die "Frische Milch auf halbverdaute Milch Theorie", die besagt, dass zwischen zwei Stillmahlzeiten ein Mindestabstand von zwei Stunden eingehalten werden müsste, weil das Baby sonst Bauchschmerzen bekäme. Doch woher kommt diese Meinung? Die Vorstellung, dass der Magen zwischen zwei Mahlzeiten vollständig geleert werden müsse, geht wahrscheinlich auf den Kinderarzt Prof. Adalbert Czerny (1863 - 1941) zurück, vor allem auf das, was er in seiner 1893 erschienen Veröffentlichung "Die Ernährung des Säuglings auf Grundlagen der physiologischen Funktionen des Magens" und seinem 1922 veröffentlichten Buch "Der Arzt als Erzieher des Kindes" geschrieben hat. Czerny hielt es einerseits für absolut notwendig feste Abstände zwischen den Stillmahlzeiten einzuhalten, damit sich zwischen den Mahlzeiten der Magen komplett entleert und sich die Magensäure (Salzsäure) ansammeln und antiseptisch wirken kann und andererseits maß er dem streng einzuhaltenden Stillrhythmus einen hohen erzieherischen Wert bei. Nach seinen Beobachtungen entwickelten sich mit künstlicher Säuglingsnahrung (zur damaligen Zeit überwiegend Kuhmilch) gefütterte Babys besser, wenn zwischen den Mahlzeiten ein Abstand von vier Stunden eingehalten wurde. Daraus schloss er, dass es auch für gestillte Kinder besser sei, einen Mindestabstand und festen Rhythmus einzuhalten. Nachdem er festgestellt hatte, dass Muttermilch nach eineinhalb bis zwei Stunden den Magen vollständig verlassen hatte und Kuhmilch nach drei Stunden, legte er die Abstände der Mahlzeiten für gestillte Kinder auf mindestens drei Stunden, für kuhmilchgefütterte Kinder auf mindestens vier Stunden fest. Es wurde - wie so oft - einfach eine Vorgehensweise, die für nicht gestillte Kinder sinnvoll sein konnte, auf gestillte Kinder übertragen und bis heute hält sich die Vorstellung von dem Mindestabstand in vielen Köpfen, zum Leidwesen vieler junger Mütter und ihrer Babys.


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Hallo, bei mir war und ist es teilweise auch so: Habe auch bald std. angelegt. Und mache das eben in der erkältungszeit wieder, habe das Gefühl, das mein Kind das so will!! Ich glaube auch, das das Baby schon merkt was ihm gut tut und was nicht!! Wir hatten die ersten drei Monate auch mit Blähungen zu schaffen. Ich habe dann Abends eine Windsalbe (kümmelöl)- kreisförmig um das Näbelchen gerieben. Das fand mein Kleiner ganz gut. Und geholfen hat es ihm auch!! Liebe grüße Alice&Lars


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Vielen Dank, diese Antworten haben mir sehr geholfen, und ich werde jetzt erst mal wieder nach Bedarf stillen und mich noch mal mit dem richtigen Anlegen beschäftigen. Liebe Biggi, wegen der LLL-Beraterinnen: ich komme aus Österreich, 5 km westlich von Wien, die PLZ ist A-3003. Eventuell auch A-1140 (das ist der nächstgelegene Wiener Randbezirk). Danke :-) LG Verena


Biggi Welter

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Liebe Verena, in Wien kannst Du dich an eine der folgenden LLL Stillberaterinnen wenden: 1050 Wien Maria Wiener Tel.: 0650 / 8712196 1100 Wien Brigitte Humer Tischler Tel.: 0650 / 6807848 1110 Wien Christine Schierer Tel.: 0676 / 9133973 1130 Wien Barbara Hub Siegl Tel.: 0699 / 102 38 839 1140 Wien Christina Schuster Weingartner Tel.: 01 / 894 63 00 1190 Wien Hofstadler Annemarie 01 / 440 23 62 1190 Wien Petra Walko Tel.: 0699 / 815 26 013 1200 Wien Faride Robineau Tel.: 01 / 350 96 70 1210 Wien Petra Hummer Tel.: 0676 / 641 74 60 1220 Wien Siegrid Holzinger Tel.: 01 / 204 49 84 1220 Wien Barbara Grabherr Ebner Tel.: 01 / 774 20 63 od. 0676 / 5309613 1230 Wien Sieglinde Holnsteiner Tel.: 01 / 886 35 06 1230 Wien Regina Zeuner Tel.: 01 / 867 45 32 LLLiebe Grüße Biggi Welter


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