Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wieder voll stillen?

Biggi Welter

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Frage: Wieder voll stillen?

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Liebe Frau Welter, mein Sohn ist nun vier Monate alt und ich muss sagen ich hatte leider keinen besonders guten Still-Start. Von Anfang an hatte mein Sohn viel Blähungen (alle waren zumindest der Meinung, es wären welche). Ich musste mir oft anhören, mein Kind würde nicht satt. Unsere Hebamme ließ uns leider im Stich. Ich stillte von Anfang an, zum Teil nur alle 6 Stunden. Meine Milch wurde weniger und immer weniger, weil auch mein Sohn nicht soooo viel trank. Mit 8 Wochen bekam er einen richtigen Schub und wuchs innerhalb von wenigen Wochen (das kann ich erst jetzt im Nachhinein sagen) viele Zentimeter. In dieser Phase nuckelte er andauernd an der Brust, meine Brust war auf das aber gar nicht eingestellt. Ich legte ihn oft an, jedes Mal wenn er schrie, denn es heißt ja, so soll die Milch am besten mehr produziert werden. Nach unzähligen Nächten des Schreiens, gab ich ihm mit einer Flasche Pre-Milch nach. Endlich schlief er mal ein paar Stunden durch, ich war ja auch schon sehr erschöpft und war anfangs froh, dass er sich mit zusätzlich nach dem Stillen mit Pre-Milch noch den letzten Hunger nehmen ließ. Mein Sohn hat mit seinen 4 Monaten 76 cm und wiegt 6,9 kg. Ist also sehr groß für sein Alter. Vermutlich lag es daran, dass er einen Wachstumsschub hatte. Nun zu meinem eigentlichen Problem: Durch die Pre-Milch die wir ihm gaben nahm meine Milchproduktion ab. Ich würde gerne wieder VOLL stillen und frage mich schon, warum ich denn überhaupt Pre zugefüttert habe. Aber ich entschuldige es damit, dass wir beide sehr erschöpft und kraftlos waren und das "Theater" so für kurze Zeit ein Ende fand. Jetzt, seit ca. 1 Woche versuche ich wieder voll zu stillen. Es ist nicht einfach, bringt aber doch viel schönes mit sich: - wir haben wieder mehr Nähe zueinander - mein Baby spuckt nicht mehr so viel - er schreit insgesamt weniger - wir schlafen zusammen ein (schön) Aber es gibt auch zwei Minuspunkte: - er hat seit ich wieder viel stille, sehr viele Blähungen - zum anderen lässt benötigt er momentan trotzdem noch ab und zu ein Fläschchen Ich würde gerne wieder voll stillen und versuche auch zusätzlich noch mit der Milchpumpe (Avent Isis) abzupumpen bzw. anzuregen. Was mir aber Sorgen macht, sind die Blähungen, denn seit ich wieder viel mehr stille hat er sie wieder. Ich achte nicht besonders aufs Essen, esse was schmeckt, trinke gerne auch mal ein Glas O-Saft. Nun mein Anliegen: Was kann ich tun um die Milchproduktion noch mehr anzukurbeln? Wie kann ich Blähungen vermeiden? Wie kann ich es langfristig schaffen, vielleicht wieder ganz weg vom Fläschchen zu kommen? Ich habe Durchhaltevermögen, weil es mein größter Wunsch ist und ich jetzt wieder die Kraft dazu habe... Weil ich auch weiß, dass noch nicht alles verloren ist. Nun, gibt es vielleicht Tips zu einer gesunden Ernährung in der Stillzeit? LG stillmami (die hoffentlich bald wieder voll stillen kann)


Biggi Welter

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Liebe Stillmami, ich vermute, dass Ihr Baby nicht korrekt saugt und so viel Luft schluckt und Blähungen bekommt. Immer wieder wird stillenden Frauen gesagt, dass es gaaaanz wichtig sei, auf die Ernährung zu achten, damit das Baby keine Blähungen bekomme. Doch der Einfluss der Ernährung wird ganz entschieden überschätzt. Darmgase entstehen bei der Verarbeitung von Faserstoffen (Ballaststoffen) durch die Darmbakterien im Verdauungstrakt. Weder Verdauungsgase noch Ballaststoffe gehen in die Muttermilch über, auch nicht, wenn die Mutter unter extremen Blähungen leidet. Genausowenig verändern stark säurehaltige Nahrungsmittel den pH Wert der Muttermilch. Deshalb gibt es auch kein Verbot für Orangensaft. Normalerweise können stillende Mütter alles essen, bei manchen Nahrungsmitteln ist es allerdings anzuraten, dass sie nicht im Übermaß genossen werden. Einige Babys sind leider sehr empfindlich, aber auch hier lässt sich nicht sagen "lass den Orangensaft weg", denn es gibt Babys, deren Mütter problemlos Orangensaft trinken können, aber wehe sie essen eine Banane. Ich habe schon Mütter erlebt, die sich ausschließlich von Reis und Wasser ernährt haben und die Babys hatten weiterhin übelste Blähungen. Letztendlich bleibt nicht anderes übrig, als auszuprobieren, ob ein Baby auf etwas reagiert oder nicht, denn das ist wirklich von Kind zu Kind unterschiedlich und deshalb gibt es auch keine Listen mit erlaubten oder verbotenen Nahrungsmitteln. Blähungen entstehen auch nicht von zu häufigem Stillen (was immer auch unter diesem Begriff "zu häufig" verstanden werden soll). Es ist ein Ammenmärchen, dass zwischen zwei Stillzeiten ein bestimmter Mindestabstand eingehalten werden müsste. Was allerdings Blähungen verursachen kann, ist eine ungünstige Stillhaltung und nicht korrektes Saugen. Ein Baby, das an der Brust viel Luft schluckt, hat mehr Probleme mit dem Bauch. Deshalb ist es extrem wichtig auf korrektes Anlegen und Ansaugen zu achten. Am besten lassen Sie sich einmal von einer Stillberaterin in Ihrer Nähe zeigen, wie ein Baby gut und richtig angelegt wird und woran Sie erkennen, ob es korrekt saugt. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angebensuche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Sie kann Ihnen auch Tipps geben, wie Sie die Milchmenge wieder steigern können und auch bald wieder voll stillen können. Bis Sie eine Stillberaterin erreichen können hier einige allgemeine Hinweise zur Steigerung der Milchmenge: Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb sollten Sie Ihr Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Etwa alle zwei Stunden (jeweils vom Beginn der letzten Mahlzeit bis zum Beginn der nächsten Mahlzeit gerechnet) und vermeiden Sie den Schnuller. Der Schnuller befriedigt das Saugbedürfnis ihres Kindes, ohne dass es dabei Nahrung erhält. Bei einen wenig zunehmenden Kind ist dies nicht günstig. Um das Interesse Ihres Babys an der Brust wachzuhalten, können Sie es mit Wechselstillen versuchen. Beim Wechselstillen legen Sie Ihr Baby an und stillen es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nehmen Sie es sanft von der Brust (vergessen Sie nicht den Saugschluss zu lösen) und lassen es aufstoßen, streicheln seine Fußsohlen oder massieren es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Sie es wieder etwas ermuntert haben. Dieses `Wecken und WechselnA wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Nach ein paar Tagen sollte eine Gewichtszunahme bei Ihrem Baby feststellbar sein. Der Schlaf eines nicht genügend zunehmenden Kindes ist NICHT heilig, deshalb sollten Sie Ihren Sohn zum Stillen wecken! Um die Milchproduktion zu steigern kann außerdem zusätzliches Pumpen sinnvoll sein. Allerdings sollte Ihnen eine gute Pumpe zur Verfügung stehen und außerdem das Pumpen richtig erklärt werden. Leider gibt es immer noch Pumpen, die ungeeignet sind und selbst mit einer effektiven Pumpe muss das Pumpen gelernt und geübt werden. Am besten wäre es, wenn Ihnen eine Stillberaterin vor Ort das Abpumpen genau erklärt und Ihnen zeigt wie Sie die Brust massieren können. Achten Sie darauf, dass SIE so viel Ruhe und Erholung wie möglich bekommen (am besten legen Sie sich zusammen mit Ihrem Baby ins Bett) und sich möglichst ausgewogen und ausreichend ernähren. Kohlenhydratreiche Nahrung wirkt sich positiv auf die Milchmenge aus. Trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Sie müssen keinen Milchbildungstee trinken und wenn Sie ihn trinken wollen, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme bei den Kindern verursachen. Eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr wirkt sich NICHT positiv auf die Milchbildung aus. Sie trinken genügend, wenn Sie sich nicht ausgedörrt fühlen, wenn Ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen. Bieten Sie bei jeder Mahlzeit beide Brüste an. Dadurch das Baby wirklich die gesamte vorhandene Milch bekommt und die Milchproduktion in beiden Seiten angeregt wird. Achten Sie auf eine korrekte Stillhaltung und richtiges Ansaugen Ihres Babys. Das Baby darf nicht nur die Spitze der Brustwarze in den Mund nehmen. Seine Lippen müssen auf dem Warzenhof aufliegen. Nicht selten liegt es an einer ungünstigen Saugtechnik des Babys, wenn die Milchmenge nicht ausreicht ist. Stillhütchen können dieses Problem noch weiter verschärfen. Am besten wäre es, wenn Sie sich von einer Stillberaterin vor Ort das korrekte Anlegen zeigen lassen und sich erklären lassen, woran Sie erkennen, ob ihr Baby richtig saugt. Beim korrekten Anlegen warten Sie, bis das Baby seinen Mund weit öffnet wie zum Gähnen. Dann wird es rasch an die Brust gezogen. Der Mund des Babys sollte mindestens zweieinhalb Zentimeter des Brustwarzenhofes bedecken. Das Kinn und die Nasenspitze des Babys berühren die Brust während der Stillmahlzeit. Die Lippen des Babys sind `aufgeschürztA und entspannt. Die Zunge des Babys liegt unter der Brust. Schläfen und Ohren des Babys bewegen sich während des Saugens. Das Baby liegt mit der Mutter Bauch an Bauch. Es liegt auf der Seite, so dass sein ganzer Körper der Mutter zugewandt ist. Sein Kopf ruht in ihrer Ellenbeuge, sein Rücken wird von ihrem Unterarm gestützt und sie hält seinen Po oder Oberschenkel mit ihrer Hand. Ohr, Schulter und Hüfte des Babys bilden eine Linie. Der Kopf sollte gerade liegen und nicht zurückgebogen oder zur Seite gedreht sein. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik finden Sie in dem Infoblatt `Stilltechniken, die funktionierenA, das bei jeder La Leche Liga Stillberaterin bezogen werden kann. Eventuell notwendige Zusatznahrung sollte nach Möglichkeit nicht mit der Flasche, sondern mit einer alternativen Fütterungsmethode (z.B. dem Becher oder ev. Brusternährungsset) gegeben werden. Auch das Bechern sollten Sie sich von einer Kollegin vor Ort zeigen lassen. Alles Saugen des Babys sollte möglichst an Ihrer Brust erfolgen. Selbstverständlich sind auch andere Stillpositionen möglich, wichtig ist aber, dass das Kind immer genügend Brust in den Mund nimmt und den Kopf beim Trinken nicht drehen muss. Scheuen Sie sich wirklich nicht, sich an eine Kollegin in Ihrer Nähe zu wenden. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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