Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wie stille ich meine Zwillinge schonend ab?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Wie stille ich meine Zwillinge schonend ab?

Freya01

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Hallo liedes Stillteam, ich habe weitgehend ihren Blog gelesen und zolle Ihnen vielen Dank für Ihre Bemühungen. Ich brauche unbedingt Hilfe. Meine Zwillinge sind 10 Monate alt und schlafen bei mir im Bett. Abends und nachts werden sie von mir noch gestillt. Nun ist es aber so, dass ich mittlerweile ausgelaugt und sehr mitgenommen bin. Ich halte es einfach nicht mehr durch. Ich habe keine Kraft mehr. Ich wiege nun schon 7 Kilo weniger als vor meiner Schwangerschaft, das sind 60 kg bei 1,79 m. Nach dem Abstillen nehme ich mindestens weitere 5 Kilo ab, so war es zumindest bei meiner Tochter. Das wird dann schon kritisch für mich. Die Kinder haben in der Nacht einen zwei-Stunden-Rhythmus. Dieser besteht überwiegend bereits von Geburt an. Zudem haben sie ihre Schnuller nicht angenommen und spuken sie konsequent verärgert aus. Sie trinken zwar gern Tee und Wasser, lehnen dies aber im Bett kategorisch ab. Milch trinken sie ausschließlich durch das Stillen. Der Versuch, sie an Milch aus der Flasche zu gewöhnen ist gescheitert, sie spuken jedwede Milch, auch Muttermilch, entsetzt aus und schlagen die Flasche aus der Hand. Die Versuche, sie an Flaschenmilch zu gewöhnen währen nun schon 4 Wochen. Entsprechend habe ich das Problem, dass sie sich im Bett ausschließlich durch Stillen beruhigen lassen. Wie stille ich da am schonensten ab? Als Ersatz habe ich versucht, die Kinder durch Herumtragen zu trösten. In diesem Fall war es jedoch so, dass ich in kürzester Zeit zwei wache und schreiende Kinder hatte, die sich wieder nur durch Stillen beruhigen ließen. Ich habe auch versucht, das Stillen „einfach“ zu verweigern, die Wichte haben „einfach“ nur geschrien. Ich habe sie beide in den Arm genommen, sie versucht beide zu kuscheln und zu trösten, nach einer Stunde habe ich aufgegeben – und wieder gestillt. Dabei trinken die Wichte abends sehr viel, nachts eher nur 2 bis 5 Minuten. Danach schlafen sie wieder. Stillen ist die einzige Möglichkeit für mich, die Kinder in angemessener Zeit zu beruhigen und selbst etwas Schlaf zu finden. Aber so kann es nicht mehr weitergehen. Mir fehlt zunehmend die Kraft. Es geht nach 10 Monaten an meine Substanz. Wenn wir tagsüber unterwegs sind, ist ein Kind im Kinderwagen, das andere wird im Tragetuch getragen. Das ist für uns eine sehr gute Variante. Die Mäuse sind tagsüber sehr ausgeglichen, lachen sehr viel, sind motorisch gut entwickelt und können auf meine Anwesenheit auch für ein paar Minuten verzichten. Sind andere bekannte Personen anwesend, kann ich auch für ca. eine halbe Stunde aus dem Raum gehen, bevor sie beginnen, mich zu suchen. Mein Lebensgefährte kann mir leider nicht helfen, wenn er nicht auf Montage ist, schläft er bei unserer Tochter. Was meinen Sie? Wie kann ich für die Kinder schonend abstillen und wie bewege ich sie zu längeren Schlafphasen? Wie gleiche ich das Calcium der Muttermilch aus, meine Kinder essen keinen Brei, insbesondere keinen Milchbrei? Vielen Dank für Ihre Bemühungen Freya


Biggi Welter

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Liebe Freya, der Gedanke an die Flasche mag in dieser Stresssituation verlockend sein, aber künstliche Säuglingsnahrung oder Abstillen ist absolut keine Gewähr dafür, dass die Abstände länger werden und Du mehr Schlaf bekommst. Muttersein ist einer der härtesten und anstrengendsten Berufe der Welt ist, der sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr einen 24 Stunden Dienst ohne Urlaubsanspruch und Krankschreiben bedeutet. Und an dieser Tatsache ändert sich nichts, ob frau nun stillt oder nicht. Auch wenn Du jetzt abstillst, werden deine Kinder nicht besser schlafen und Du musst sie auf andere Art und Weise beruhigen, sie herumtragen, Flaschen kochen oder sonst was, das sollte dir bewusst sein. Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in diesem Alter wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser „Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Vielleicht ist ja auch nicht eine Veränderung bei der Ernährung (deren Ausgang sehr ungewiss ist) der Weg, der dir weiter hilft. Statt nun das Stillen einzuschränken oder gar abzustillen, kannst Du es ja vielleicht mit einem anderen Ansatz versuchen: • nimm ALLE Hilfe an, die Du bekommen kannst. Erkundige dich mal, ob Du nicht eine Haushaltshilfe bekommen kannst (wegen absoluter und chronischer Erschöpfung). Möglicherweise kann dir auch deine Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, deinen Bügelkorb leerbügeln, einige vorgekochte Mahlzeiten für deine Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Du in die Sauna gehst oder sonst etwas für dich tust ... • Vielleicht findest einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit deinen Kindern zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit solltest Du dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder DIR etwas Gutes tun. • Lass den Haushalt auf Sparflamme laufen. Nicht alles muss gebügelt werden. Wenn Handtücher nach dem Baden und Duschen wieder aufgehängt werden, statt auf dem Fußboden zu landen, können sie mehrmals benutzt werden, das spart Wäsche. Es ist nicht wesentlich mehr Arbeit die doppelte Menge Spaghettisoße zu kochen, aber Du hast dann eine fast fertige Mahlzeit für die Tiefkühltruhe. Es schadet nicht der Gesundheit der Familie, wenn Du die Fenster erst wieder im nächsten Jahr putzt. Du wirst sicher einiges finden, was im Haushalt nicht so perfekt gemacht werden muss. • Achte darauf, dass Du genügend isst und trinkst. Du musst keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparst Du dir auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. • Schau nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch dein Kind wird älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränke viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Du auf diese Weise mehr Zeit für dich bekommst. Diese „gewonnene" Zeit kannst Du dann dazu nutzen, dich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken und auch zu einem ruhigen Gespräch und Nähe mit deinem Mann. Vergiss dich selbst nicht: Gönne dir etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. Wenn das alles nicht das ist, was Du möchtest, dann musst Du konsequent bleiben und vor allem geduldig. Das Wichtigste überhaupt ist, dass Du fest zu deinem Entschluss stehst. Solange hier noch der geringste Zweifel besteht, werden deine Kinder diese Zweifel spüren und Du wirst weiterhin „schwach“ werden. LLLiebe Grüße Biggi


zweizwerge

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Hallo Freya, oh weh, dass hört sich bekannt an... Du Arme! Ich habe mit ziemlich genau einem Jahr, als es nachts wegen Dauernuckeln des einen Zwillings nicht mehr auszuhalten war, eingeführt, dass die Brust nachts schläft. Ich finde, das Buch von Pantley, Schlafen statt Schreien hat ein paar schöne Tipps, wie man das Stillen als Einschlafhilfe ersetzen kann. Aber strikt daran gehalten haben wir uns nicht, eher ein bisschen auf Basis der Anregungen improvisiert. Das Problem bei uns war Dauerstillen - vor allem der eine Zwilling hat nicht nur zum einschlafen genuckelt- das fand ich ja noch OK, sondern er ist einfach wieder aufgewacht und hat protestiert, wenn ich ihn abgedockt habe. Und auf Dauer gefühlt "immer" zu stillen, das geht irgendwann an die Substanz. Zum Glück war es am Anfang auch besser, aber dann kamen letzten Winter die Krankheitsphasen, und da hat er es sich angewöhnt... Wir sind das mit dem nachts Abstillen (das erste Mal o-:) letztes Jahr nach Weihnachten angegangen, so dass keiner von uns arbeiten musste. Wir haben in verschiedenen, aber benachbarten Zimmer jeweils mit einem geschlafen. Der Plan war (beim Einschlafen gegen 20 Uhr), zuerst bis 12 Uhr, dann immer länger, bis 1, 2, 3, 4 Uhr und schließlich bis 6 Uhr nicht mehr zu stillen. Wenn einer vorher aufgewacht ist , haben wir versucht, sie mit Kuscheln, Singen, beruhigend Zureden, zur Not auch Tragen (was aber auch nicht besser geholfen hat und daher schnell aus unserem Repertoire verschwand) zu Beruhigen. Natürlich waren wir (bzw. einer) dabei immer dabei. Sind sie nach der festgesetzten Zeit wachgeworden, habe ich gestillt (bei dem zweiten bin ich dafür ins andere Zimmer rüber und habe gehofft, dass "meiner" nicht währenddessen wachwird, ansonsten holen lassen). Ja, sie haben geweint, geschrieen, gemeckert. Sie waren ganz zu recht böse, wenn es nichts zu trinken gab. Damals waren sie 1 Jahr alt und ich bin nicht sicher, ob sie da schon die Erklärung, dass die Brust jetzt nachts auch schläft, verstanden haben. Es hat bei einem das erste Mal 22 Minuten gedauert, und ich war kurz davor, rüberzugehen und doch zu stillen (eine Stunde hätt ich sicher auch nicht ausgehalten.... Das kann ganz schön lang sein... das Gute: die nächsten Male aufwachen waren kürzer... innerhalb weniger Tag (genau weiß ich's nicht mehr, aber unter 1 Woche) konnten wir wieder alle in unser Familienbett ziehen, weil sie sich nur noch ganz kurz (unter 2, meist unter 1 Minute) beschwerten. Einer der beiden (der Dauernuckler) ist dann relativ bald nur noch ca. 1-2 Mal pro Nacht aufgewacht, der andere (der beim nächtlichen Abgewöhnen bei mir war) hatte noch einige Zeit vor allem zwischen 4 und 6 Probleme, wieder einzuschlafen. Da hat er dann zwar nicht mehr geschrieen, ist aber viel rotiert. Da das meistens auf meiner Brust oder zumindest in Körperkontakt zu mir war und ich dann auch nicht schlafen konnte, habe ich ihn noch ein paar Monate wieder ca. um 4 Uhr gestillt, wodurch er danach dann oft wieder eingeschlafen ist. Auf Dauer hatte ich aber das Gefühl, dass das kein stabiler Zustand ist... die Aufwachzeit wanderte im Laufe der Zeit dann auch wieder nach vorn. Und irgendwann kam natürlich die nächste Durchfallerkrankung, und ich habe beide auch mal wieder nachts gestillt. Schwierig mit der Konsequenz... Im Sommerurlaub haben wir daher das nächtliche Abstillen nochmal durchgezogen, was wieder nicht schön war, aber, würde ich sagen, einfacher, da beide schon mehr verstanden haben. Und das Problem mit dem Morgens nicht wieder einschlafen ist weg, evtl. einfach entwicklungsbedingt. Meist wacht jetzt einer immer noch ca. 1 Mal pro nacht auf (also 0-3x ;-), läßt sich aber meist mit ein paar Worten beruhigen, ansonsten krabbelt er über den Papa rüber und kuschelt sich bei mir an. Bei ihm hat das nächtliche Abstillen also auch die Aufwachhäufigkeit massiv verringert. Der andere wacht meist so 2x auf (1-4 ;-), und will dann bei mir kuscheln. Er wacht also jetzt ungefähr gleich oft auf wie vorher. Insgesamt ist es aber mehr Schlaf als mit Stillen/Dauernuckeln, da das Stillen bei mir in guten Zeiten 10-30 Minuten dauerte, in schlechten "ewig". Beim Kuscheln schlafen kann ich besser als beim Stillen... Jetzt mache ich es so, dass ich im Bett grundsätzlich gar nicht mehr stille. Ich stille vor dem Einschlafen im Kinderzimmer, und morgens nach dem Aufwachen (meist um 6.30) gehe ich auch dorthin zum Stillen. als neulich mal wieder einer krank war, bin ich auch gegen 4 Uhr mal schon rübergegangen und er ist dort dann beim Stillen wieder eingeschlafen. Ich hoffe, dadurch fiel die Inkonsequenz nicht so auf ;-). Zumindest hat es in den Tagen danach keine Probleme gegeben. Tagsüber stille ich, wenn ich nicht (vollzeit) bei der Arbeit bin, nach Bedarf. Ich habe das Gefühl, dass sie dann einiges nachzuholen haben :-). Heute nacht hat einer der beiden mal wieder beim nächtlichen Aufwachen freundlich nachgefragt "Mama Brust?". Aber die Antwort, dass die Brust doch nachts schläft wurde akzeptiert und das Angebot von Wasser ignoriert. Statt dessen hat er sich lieb angekuschelt und hat weitergeschlafen. Sie haben bei uns nachts nie angebotenes Wasser genommen. Bei uns war es essentiell, die beiden die ersten Tage zu trennen, damit sie nicht aufwachen. Vielleicht könntet Ihr das in einem Urlaub bei Oma oder so organisieren, dass bei die andere Tochter (so hab ich das verstanden) dann bei Oma schläft? Auf jeden Fall viel Glück und Kraft! Kannst Dich auch gern per PN melden.


Freya01

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Vielen Dank für Ihre Antwort. Nun ist es so, dass mein Entschluss, abzustillen, feststeht. Ich halte es nicht mehr durch. Haben Sie Tipps für mich, wie ich es meinen Kindern und mir so einfach wie möglich machen kann???? Wie kompensiere ich das Calcium der Muttermilch? Vielen Dank für Ihre Antwort und Ihre Bemühungen Freya


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