Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wie lange stillen?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Wie lange stillen?

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, erstmal möchte ich dir gern sagen, dass ich wirklich beeindruckt von deiner Arbeit hier bin. War bis jetzt nur stille Leserin, aber jetzt habe ich doch ein kleines Problem. Mein Sohn wurde am 17.10. mit einem Gewicht von 2740 g bei einer Größe von 49 cm geboren. Inzwischen wiegt er an die sieben Kilo und das erscheint mir doch recht viel. Nun höre ich immer wieder, ich solle doch so langsam mit dem Stillen aufhören und beginnen, dem Kind weniger kalorische Gemüsemahlzeiten zu geben. Da ich das aber auf keinen Fall möchte (Ich liebe das Stillen), frage ich mich, ob ich durch meine Ernährung möglicherweise diese enorme Gewichtszunahme verursacht habe. Esse nämlich zu gerne Nudeln, Kartoffeln usw.und seitdem ich stille auch Butter. Könnte das eine Ursache für das hohe Gewicht sein?????


Biggi Welter

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Liebe Djunijackson, danke für deine lieben Zeilen :-). Es ist sehr schwierig bis unmöglich, die Milchzusammensetzung deutlich über die Ernährung zu beeinflussen. Dies mag ein Schachzug der Natur sein, um das Überleben des Babys zu sichern. Du kannst also futtern, so viel Du magst, Du nimmst vielleicht zu, aber sicher davon nicht dein Baby. Selbst wenn Du nun hungern würdest, würde sich deine Milch kaum verändern. Ernährt sich eine Mutter nämlich nicht gut, so geht dies zunächst nicht zu Lasten der Qualität der Muttermilch, sondern zu Lasten der Mutter. Erst wenn die Reserven der Mutter erschöpft sind (zum Beispiel bei schwer unterernährten Frauen in Hungergebieten), kommt es zu Veränderungen der Muttermilch, die jedoch weniger die Qualität als die Quantität betreffen. Der Kaloriengehalt der reifen Muttermilch ist weltweit bei allen Frauen mit etwa 65 kcal/100ml gleich und lässt dich durch die Ernährung nicht beeinflussen. Durch Muttermilch wird ein Baby auch keinesfalls überfüttert und es wird auch nicht der Grundstein für ein späteres Übergewicht gelegt. Im Gegensatz zur (industriell) stark weiterverarbeiteten Nahrung enthält Muttermilch keine leeren Kalorien. Es gibt keinen Beweis dafür, dass ein gestilltes Kind, das rasch zunimmt, als Erwachsener Gewichtsprobleme haben wird. Im Gegenteil es gibt mehrere Untersuchungen, die zeigen, dass Stillen eindeutig vor Übergewicht schützt und dass dieser Schutz nicht nur im Kindesalter sondern auch beim Erwachsenen anhält. Das Fett, das sich in der relativ passiven Phase vor dem Krabbelalter möglicherweise ansammelt, stellt einen Vorrat für die sehr aktive Phase dar, in der das quirlige Krabbelkind keine Zeit zum Essen haben will. Im Alter von ein bis zwei Jahren werden die Kinder, die schnell zugenommen haben, gewöhnlich von alleine schlanker. Es ist gefährlich, das Wachstum des Babys dadurch einzuschränken, dass man das Baby auf Diät setzt. Ein kleines Kind braucht Nahrung, um alle Arten von Zellen zu bilden, Hirn und Nervenzellen ebenso wie Fettzellen. Genau wie beim Erwachsenen variiert der kindliche Nahrungsbedarf von einem Baby zum anderen. Eingeschränktes Stillen liegt nicht im Interesse des Kindes. Es ist selbstverständlich nicht so, dass alle voll gestillten Babys gleich aussehen und es gibt durchaus auch schwerere Stillkinder. Ein Stillkind mag in den ersten Monaten überdurchschnittlich zunehmen und wie ein kleiner Buddha aussehen, langfristig ist es jedoch so, dass dieses Kind ein verringertes Risiko für Übergewicht hat. Der Organismus eines Babys ist außerdem in den ersten sechs Monaten auf eine Ernährung mit Muttermilch ausgerichtet. Eine Einführung von Beikost vor diesem Zeitpunkt (wobei man sich natürlich nicht um ein paar Tage hin oder her streiten darf) kann zu einer Überlastung der Nieren (erhöhte Molenlast) und des Verdauungssystems führen. Je früher die Einführung anderer Nahrung beginnt, um so höher ist das Risiko. Gerade in den ersten Wochen und Monaten, ist der Darm noch sehr unreif und die Darmschleimhaut ist durchlässig. Artfremdes Eiweiß kann vor allem in den ersten Monaten die noch nicht ausgereifte Darmschleimhaut passieren und so in den Blutkreislauf gelangen. Der Körper sieht dieses Eiweiß als Fremdstoff an und kann eine allergische Reaktion auslösen. Nach sechs Monaten ist der Darm erheblich reifer und die Gefahr geringer. Ich hoffe sehr, dass ich dich mit meiner Antwort beruhigen konnte! LLLiebe Grüße Biggi


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