Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Was ist das nur???

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Was ist das nur???

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Hallo Frau Welter, hallo Frau Heindel, meine Tochter ist jetzt 3 Wochen alt. Ich stille sie von Anfang an voll und es hat auch die ersten anderthalb Wochen einwandfrei geklappt. Seit anderthalb Wochen aber haben wir ein Problem: Ich lege meine Kleine auf der einen Seite an und sie trinkt auch ganz wunderbar. Dann wickel ich sie, damit sie noch mal ein wenig wacher für die zweite Stillseite ist und lege sie dann dort an. Erst trinkt sie auch hier zufrieden, fängt dann aber völlig energisch an zu schreien, strampelt mit Armen und Beinen, streckt sich nach hinten durch und sucht verzweifelt und hektisch nach der Brustwarze, die meist genau vor ihrer Nase ist. Ich versuche sie dann ganz sanft dorthin zu schieben, sie fasst die Brustwarze, saugt ein paar Mal und dann fängt das gleiche wieder von vorne an. Anfangs habe ich versucht dann weiterzustillen, aber mittlerweile nehme ich sie dann von der Brust weg und gebe ihr meinen kleinen Finger, weil ich das Gefühl habe, das sie wohl saugen bzw. nuckeln möchte, aber nicht trinken. Sie schläft dann - wie auch in den ersten anderthalb Wochen - auch ganz schnell wieder ein. Manchmal wird sie nach 20 min wieder wach oder wir brauchen für das Wickeln etwas länger (abends, wenn ich mich dann auch noch fertig mache) und dann können wir problemlos die zweite Seite stillen. Meine Hebamme meinte, daß sie - wie ich auch vermute - oft nur an einer Seite trinken will. Ich werde immer ganz unglücklich, wenn sie so weint und überlege, ob ich etwas falsch mache oder ihr wohl etwas weh tut ... Sie ist mein 3. Kind und auch die beiden Großen sind 6 Monate gestillt worden. Meine zweite Frage ist, wie oft sie zurzeit noch Stuhl in der Windel haben sollte. Gestern hat sie nur morgens etwas dringehabt und dann abends aber so viel, daß es ausgelaufen ist. Wir mussten sie dann das erste Mal baden, was sie ganz schrecklich fand und nur geschrieen hat. Sie hat sich erst wieder beruhigt, als ich sie angelegt habe. Ich hoffe, sie können mir weiterhelfen. Eine Stillberaterin in meiner Nähe (PLZ 59423) habe ich nicht gefunden, die meisten sind einige Kilometer weit weg oder gibt es mittlerweile jemanden in der Nähe? Vielen Dank und herzliche Grüße Smaland


Biggi Welter

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Liebe Smaland, eine Möglichkeit ist die, dass die Kleine gelernt hat schnell zu trinken und schlicht satt ist und eine kleine Pause braucht. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Dann gibt es zwei weitere Hauptursachen für ein solches Verhalten: Saugverwirrung und übermäßig starker Milchspendereflex. Falls Ihr Kind einen Schnuller oder auch (gelegentlich) Flasche bekommt, sollten Sie diese künstlichen Sauger für eine Weile weglassen und schauen, ob sich das Verhalten bessert. Wenn die Saugverwirrung noch nicht zu stark ausgeprägt ist, kann das schon ausreichen, dass das Baby wieder lernt die Brust gut anzunehmen. Beobachten Sie in den nächsten Tagen die Stillzeiten einmal ganz genau. Können Sie sehen, wie Ihre Milch in einem kräftigen Strahl aus Ihrer Brust herauskommt? Verschluckt sich Ihr Baby? Läuft Milch aus seinem Mundwinkel? Möglicherweise haben Sie einen sehr starken Milchspendereflex, mit dem Ihr Baby nicht zurecht kommt und er protestiert deshalb so. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (legen Sie sich eine Windel zum Auffangen der Milch hin) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das "Berg auf Stillen". Dazu halten Sie Ihr Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Ihre Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnen Sie sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützen Sie Ihr Baby von unten mit zwei Kissen in Ihrem Schoß und lehnen sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten bei einem starken Milchspendereflex sind: erhöhen Sie die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch in den Milchseen und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Sie die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößern, verschlimmert sich das Problem noch weiter. bieten Sie nur eine Brust pro Mahlzeit an. Dieser Vorschlag passt nicht zu dem, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn Ihr Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Sie ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbieten, bevor Sie die Seite wechseln Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, sollten Sie gerade soviel Milch ausstreichen, dass Sie sich wohlfühlen, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. stillen Sie Ihr Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. versuchen Sie verschiedene Stillpositionen (auch das Berg auf Stillen, dazu halten Sie Ihr Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Ihre Brustwarze. Beim Stillen im Rückengriff lehnen Sie sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützen Sie Ihr Baby von unten mit zwei Kissen in ihrem Schoß und lehnen sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Eventuell kann Ihr Baby auch schon an ihrer Brust trinken während es auf Ihrem Bauch liegt. So könnten Sie im Liegen stillen und das Baby anschließend auf Ihrem Bauch einschlafen lassen.) lassen Sie das Baby oft aufstoßen. vermeiden sie den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird. Falls Ihr Baby eine Flasche oder einen Schnuller bekommt, kann es auch sein, dass es mit dem Wechsel zwischen den beiden Saugtechniken nicht zurecht kommt und nun deshalb an der Brust frustriert reagiert. In jedem Fall ist es empfehlenswert, dass Sie sich mit einer Stillberaterin in Ihrer Nähe in Verbindung setzen und sich beim Stillen zuschauen lassen. Aus dem, was die Kollegin sieht, kann sie Rückschlüsse ziehen und Ihnen dann gezielte Tipps geben. In Ihrer Nähe finde ich leider auch keine Kollegin, schauen Sie mal unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Nach den ersten sechs Wochen (manchmal auch schon nach vier Wochen, es geht da nicht auf den Tag genau) stellt sich die Verdauung des Baby um und seltenere Darmentleerungen sind normal. Es liegt einfach an der Reife des Darms und die ist mit dem Alter des Kindes gekoppelt. Solange das Baby alle anderen Kriterien (nasse Windeln, gute Hautfarbe und Hautspannung, Gewichtszunahme usw.) erfüllt, ist alles in Ordnung, gleich ob einmal in neun Tagen (ev. sogar noch seltener in der Literatur werden Fälle von bis zu drei Wochen beschrieben) oder neun Mal am Tag die Windel voll ist. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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