Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Warum und wann ist Milch nichtmehr ausreichend?

Frage: Warum und wann ist Milch nichtmehr ausreichend?

Mitglied inaktiv

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Hi ich habe eine Kurze frage. Warum und ab wann ist Muttermilch eigentlich nichtmehr als vollständige Nahrung ausreichend wenn das erste Jahr das anstrengenste für den Körper ist?? Bei anderen Säugetieren ist die Stillzeit im Vergleich zur Lebenserwartung ja doch wesentlich länger. Und stimmt es eigentlich das in manchen Fällen Magersuchtpatienten mit gespendeter Muttermilch geholfen wird? P.s. Ich bin noch keine stillende Mutter aber werde wenn es soweit ist so lange stillen wie es geht. Gruß Kerstin.


Biggi Welter

Biggi Welter

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? Liebe Kerstin, diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten. Es gibt keine verbindliche Monatsangabe, wie lange ein Kind ausschließlich gestillt werden kann, denn das hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Für ein Frühgeborenes gelten beispielsweise andere Regeln als für ein reif geborenes Kind und nicht jedes Kind ist zum gleichen Zeitpunkt reif für die Beikost. So gibt es Kinder, die bereits vor dem vollendeten sechsten Lebensmonat vehement nach der Beikost verlangen und andere, die tatsächlich ein ganzes Jahr ausschließlich von Muttermilch leben und dabei sehr gut und ohne Mangelerscheinungen gedeihen. Letztlich kommt jedes Kind irgendwann an den Punkt, dass es ergänzend andere Nahrung zur Muttermilch braucht, doch wann dieser Zeitpunkt ist, ist individuell verschieden. Oftmals wird mit der Eisenversorgung argumentiert. Die Eisenreserven, die ein Baby bei der Geburt hat und das leicht zu verwertende Eisen aus der Muttermilch reichen zusammen gewöhnlich aus, um den Hämoglobinwert auch noch ins zweite Lebenshalbjahr des Babys hinein innerhalb des normalen Bereiches (10,2 bis 15 gm/dl) zu halten (McMillan 1976; Siimes 1984; Duncan 1985). Eine Untersuchung an gestillten Babys, die weder Eisenpräparate noch mit Eisen angereicherte Getreideprodukte erhalten hatten, ergab, dass die Babys, die sieben Monate und länger ausschließlich gestillt wurden, im Alter von einem Jahr deutlich höhere Hämoglobinwerte aufwiesen, als diejenigen Babys, die mit weniger als sieben Monaten bereits feste Nahrung bekommen hatten (Pisacane 1995). Die Forscher fanden bei den Babys, die sieben Monate lang voll gestillt worden waren, keinen Fall von Anämie während des ersten Lebensjahres und folgerten daraus, dass ausschließliches Stillen während der ersten sieben Lebensmonate das Risiko einer Anämie senkt. Eine finnische Studie ergab, dass bei neun Monate alten Kindern, die immer noch ausschließlich gestillt werden, ein Eisenmangel in weniger als 25 % der Fälle auftritt. Ohnehin ist der Zeitpunkt, wann ein Baby Beikost erhalten muss recht willkürlich gewählt und hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, ohne dass es einen echten Beweis für die absolute Richtigkeit des jeweiligen Zeitpunktes gibt. Doch alle diese Studien ersetzen nicht, dass IMMER das einzelne Kind angeschaut werden muss und für jedes Kind eine individuelle Entscheidung getroffen werden muss. Verweigert ein Kind deutlich länger als sieben oder acht Monate jegliche Beikost, ist es sicher nicht verkehrt, das Kind genauer anzuschauen und eventuell auch die Eisen- und Zinkwerte zu kontrollieren. Es kommt zwar eher selten vor, doch manchmal liegt die Essensverweigerung der Kinder gerade an einem Mangel dieser Spurenelemente und dieser Mangel verschärft sich dann noch weiter, wenn das Kind nicht isst. Stillen länger als 6 Monate ist durchaus möglich, aber der Mutter sollte dann zu einer guten Beobachtung des Kindes auch durch die Kinderärztin/arzt geraten werden, um die (seltenen) Fälle herauszufiltern, in denen es doch mal Probleme gibt. Meist wird sich bei einem von sich aus die Beikost verweigernden und voll gestillten Kind herausstellen, dass alles in Ordnung ist und mehr oder minder plötzlich wird das Kind der Mutter "die Haare vom Kopf essen", doch wir sollten immer im Hinterkopf behalten, dass es auch mal anders sein kann. Muttermilch findet in der Behandlung von Erwachsenen verschiedenartige Verwendung, so auch bei der Therapie von Tumorpatienten, Dialysepatienten und auch Magersüchtigen, allerdings ist die Verwendung sehr begrenzt und wird in verschiedenen Ländern unterschiedlich gehandhabt. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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