Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wachstumsschub und Stillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Wachstumsschub und Stillen

lieselotte1310

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Liebe Stillexpertinnen, meine Tochter wird in einigenTagen 12 Wochen alt. Sie wird voll gestillt und es klappt auch prima. Abends ist es manchmal etwas anstrengend, da sie mir dann teilweise fast 4 Stunden an der Brust hängt, also dauergestillt werden möchte. Sie nimmt gut zu, ca 200 g pro Woche. Ich habe viel übers Stillen gelesen, kenne das Phänomen über Angebot und Nachfrage. Was mich etwas unsicher macht, sind die vielen Mamas in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, die so um den 3. Monat herum angefangen haben zuzufüttern und somit das Abstillen einleiteten. Sie meinten, sie wären mit dem Stillen nicht mehr hinterhergekommen. Außerdem haben einige von ihnen auch Druck von außen (Schwiegermutter und so) bekommen. Ich habe nun ein bisschen Angst, dass ich auch Probleme kriege. Ich möchte nichts zufüttern, ich will einfach nur weiter voll stillen. Das Phänomen "zu wenig Milch" gibt es doch gar nicht oft, oder sehe ich das falsch? Wie lange dauert es in etwa, bis sich die Brust an den erhöhten Bedarf angepasst hat? Wie kann man gut argumentieren, wenn mich meine Oma, Mutter, Schwiegermutter oder gar mein Mann zum Zufüttern drängen will (sobald das Kind mal weint, ,muss ich mir solche Kommentare anhören: "Es hat bestimmt Hunger! Weil du zuwenig Milch hast!") Ich glaube ich brauche bloß mal ein paar aufmunternde Worte als Bestätigung von Euch, damit ich meine Selbstzweifel besiege... ;-) DANKE!


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Liebe lieselotte1310, keine Sorge, alles ist gut und wenn Du es willst, dann schaffst Du es auch, so lange zu stillen, wie Du magst. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Du hast dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf deines Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Alle Stillexperten sprechen sich für das Stillen nach Bedarf und nicht nach Zeitplan aus. „Zu meiner Zeit hat man das aber ganz anders gemacht“ scheint der Schlachtruf (fast) aller Mütter, Schwiegermütter, Omas, Tanten usw. zu sein. In der Generation unserer Eltern hat in Deutschland fast keine Frau gestillt! Wenn doch, dann war sie meist ein ziemlicher Exot. Die damals üblichen Wiegeproben und der Vier Stunden Rhythmus haben bei den meisten Frauen, die es überhaupt versucht haben mit dem Stillen, sehr schnell dazu geführt, dass sie „keine Milch mehr hatten“. Nur einige wenige Frauen hatten das Glück, dass ihre Babys trotz der üblichen Einschränkungen (es gab damals noch viel strikter als es heute manchmal noch vorkommt auch die höchsten Fünf bis zehn Minuten Regel) gut zunahmen und ihre Stillbeziehung über einen längeren Zeitraum (sechs Wochen war schon sehr lange) Bestand hatte. Der vielbeschworene Vier Stunden Rhythmus stammt übrigens aus einer Zeit, in der es noch keine adaptierte Säuglingsnahrung gab. Die in dieser Zeit übliche Flaschennahrung konnte zu einer Überfütterung führen und durfte deshalb nicht wie bei der Brusternährung nach Bedarf gegeben werden. Nachdem die Flasche ihren Siegeszug angetreten hatte, wurde dieser Rhythmus dann auch auf das Stillen übertragen und so hält sich heute hartnäckig immer noch der Mythos des Vier Stunden Rhythmus. Die Stillprobleme, die sich aus all diesen Einschränkungen ergeben haben und die Tatsache, dass das Wissen über die Kunst des Stillens nicht mehr von der Mutter auf die Tochter weitergegeben wurde hat zur Gründung der La Leche Liga geführt. 1957 haben sich sieben Frauen in den USA zusammengefunden, um sich gegenseitig bei Stillproblemen zu helfen und sich vor allen Dingen gegenseitig gegen Rückhalt zu geben, weil sie gegen die allgemein verbreiteten Regeln, die zu so vielen Stillproblemen geführt haben, gehandelt haben. Ich wünsche dir gute Nerven, wenn es zur nächsten Auseinandersetzung zum Thema „aber bei uns war das alles anders und ihr seid auch groß geworden“ kommt. Vielleicht hilft es dir daran zu denken, dass es DEIN Kind ist und nicht das der Verwandtschaft. LLLiebe Grüße Biggi P.S. Manchmal spricht aus den Bemerkungen unserer Eltern, Schwiegereltern und anderen Verwandten und Bekannten auch nur die Trauer oder auch der Neid, weil sie selbst um die wundervolle Erfahrung der Stillbeziehung betrogen wurden.


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