Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

"Verstopfte" Milchdrüsen?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: "Verstopfte" Milchdrüsen?

Mitglied inaktiv

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Meine Tochter ist 6 Monate alt. Seit ihrer 3. Lebenswoche mußten wir sie zufüttern, da sich meine Milchmenge auch durch Laktaktionsberaterin, Hebamme und Dauerpumpen nicht wesentlich erhöhen ließ. Nach wie vor stille ich meine Tochter, wenn ich morgens allerdings statt stillen die Milch abpumpe, dauert dies mit einer Doppelpumpe (Meleda) ca. 20 Minuten (jede Seite!), bis ich eine Menge von 80 ml erhalte. Weitere 15 Minuten für weitere 40 ml. Von einer Mama hörte ich, dass diese für 80 ml mit einer Handpumpe 15 Minuten benötigt. Worauf wir alle bei den "Milchmengenerhöhungsversuchen" nicht geachtet haben: kann es sein, dass ich nicht genügend Milchdrüsen haben, diese verstopft sind oder ein ähnlicher "Defekt" zu den niedrigen Mengen führen (und somit zu den Stillschwierigkeiten)? Da ich noch ein zweites Kind haben möchte, würde ich diese Frage gerne klären, solange ich noch stille und sozusagen "testen" kann, ob es einen Grund für o.G. gibt. Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung! Viele Grüße, Claudisa


Biggi Welter

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Liebe Claudisa, wie viel Milch eine Frau abpumpen oder ausstreichen kann sagt NICHTS darüber aus, wie viel Milch sie tatsächlich bildet. Erstens gibt es ganz große Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der Milchpumpen (und noch dazu arbeitet nicht jede Pumpe bei jeder Frau gleich wirkungsvoll). Zweitens ist das Abpumpen oder Ausstreichen eine Technik, die erlernt werden muss (die Frau muss auch lernen mit der Pumpe einen Milchspendereflex auslösen zu können) und drittens gibt es keine Pumpe, die so wirkungsvoll eine Brust entleeren kann wie ein Baby. Dazu kommt, dass der Milchspendereflex bei der Mutter um ein vielfaches besser durch ein Baby als durch ein Milchpumpe ausgelöst wird. Es gibt sogar Frauen, die keinen Tropfen abpumpen können und mit dem Handausstreichen sehr viel besser zurecht kommen. Etwa 98 % aller Frauen können stillen, vorausgesetzt, sie bekommen die richtigen Informationen, werden korrekt unterstützt und wollen stillen. Der Umkehrschluss von dieser Aussage lautet: zwei Prozent aller Frauen können tun und lassen was sie wollen, können die beste Unterstützung der Welt erhalten und werden dennoch nicht (voll) stillen können. Gründe für eine zu geringe Milchbildung oder gar ein Ausbleiben der Milchbildung können in unterentwickeltem Drüsengewebe, aber auch bei Stoffwechselproblemen liegen (so hat eine Schilddrüsenunterfunktion möglicherweise einen gravierenden Einfluss auf die Milchbildung). Auch extrem starke Blutungen nach der Geburt können dazu führen, dass die Frau eine Art Hypophyseninfarkt erleidet und keine oder nur sehr wenig Milch bilden kann (Sheehan Syndrom). Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist auch das Stillmanagement in der Zeit unmittelbar nach der Geburt. Nicht immer, lässt sich alles, was in diesem Zeitraum nicht optimal gelaufen ist, wieder korrigieren. Es gibt die "Prolaktin Rezeptoren Theorie", die besagt, dass das häufige Saugen des Babys in den ersten Tagen der Stillperiode die Entwicklung der Prolaktinrezeptoren im Brustdrüsengewebe fördert. Bleibt die Förderung dieser Entwicklung durch zu wenig Stimulation aus, ist es nicht immer möglich die Milchmenge später entsprechend zu steigern. Im Tierversuch ist diese Theorie bereits belegt. Ein ganz anderer Gesichtspunkt, der keinesfalls so augenscheinlich ist, ist die Psyche der Frau. Wenn wir eine Frau mit Stillproblemen vor uns sehen, kennen wird nur sehr selten die Geschichte dieser Frau. Wir wissen in der Regel nicht, ob sie zum Beispiel als Kind oder Jugendliche missbraucht wurde und deshalb die Nähe, die das Stillen unwillkürlich mit sich bringt, nicht ertragen kann. Diese Frau will vielleicht wirklich stillen, versucht auch vieles und schafft es nicht, weil ihre Psyche es nicht zulässt. Leider ist dieser letzte Punkt viel häufiger die Ursache für Stillprobleme, als wir es uns oft vorstellen. Auch andere psychische Ursachen sind nicht gerade selten. Bei vielen Frauen ist es aber nach wie vor so, dass es schlicht und ergreifend an der mangenden Betreuung und falscher Information liegt. So wird zum Beispiel immer noch geraten, dass stillende Frauen extrem viel trinken müssten, um die Milchbildung zu fördern, obwohl bewiesen ist, dass eine zu hohe Flüssigkeitszufuhr zu einer Verringerung der Milchmenge führen kann. Es wird immer noch viel zu wenig Augenmerk auf das korrekte Anlegen und richtige Saugen des Kindes gelegt, beides Faktoren, die nicht nur wegen der wunden Brustwarzen sondern auch für die optimale Stimulation der Brust extrem wichtig sind. Viele Frauen werden immer noch angehalten das Stillen sowohl was die Häufigkeit als auch die Zeit an der Brust betrifft einzuschränken obwohl letztlich der wichtigste Faktor für die Milchbildung das häufige Anlegen bzw. Anregen der Brust ist. Am besten wäre es, wenn Sie sich in der nächsten Schwangerschaft gleich an eine kompetente Beraterin wenden könnten, die Ihnen gerade in der ersten tagen zur Seite steht. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Liebe Frau WElter, vielen herzlichen Dank für Ihre ausführliche und sehr klärende Antwort auf meine Frage. Ich kann nur bestätigen, dass es sicher nirgendwo mehr Fehlinformationen gibt als um das Thema Stillen. Umso schöner finde ich es, dass Sie sich der kompetenten Aufklärung und Beratung angenommen haben, und so werde ich mir bei einer nächsten Schwangerschaft von Anfang an eine ebensolche Unterstützung suchen. Beim zweiten Mal ist man immer schlauer ;-) Mich würde noch interessieren, ob Sie weitere Daten zum Thema "wieviel % der Frauen stillt/gibt Fläschchen", "wieviel Frauen stillen voll" etc.? Oder können Sie mir eine Quelle nennen, die diese Informationen enthält? Nochmals mein allerherzlichstes Dankeschön, Claudisa


Biggi Welter

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Liebe Claudisa, nach vier Monaten werden in der BRD nur noch etwa 33 Prozent aller Babys voll gestillt, nach sechs Monaten sind es noch 9,8 %. Mit einem Jahr werden nur mehr etwa 10 % aller Kinder überhaupt noch gestillt. Aktuelle Zahlen über die Stilldauer und häufigkeit in Deutsland finden Sie in der SuSe Studie, die im Ernährungsbericht 2000, S. 81 95, Herausgeber Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE), erschienen ist. Leider beziehen die überwiegende Mehrheit aller Eltern ihr Wissen über das Stillen aus den Broschüren der Säuglingsnahrungshersteller: 45,9 % der Stillbroschüren werden von den Säuglingsnahrungsfirmen herausgegeben (und kostenlos verteilt) demgegenüber stehen 37,6 % Stillbroschüren, die von Stillinitiativen und Stillorganisationen (in weitaus geringerer Auflage) herausgegeben werden und bei weitem nicht so flächendeckend verbreitet werden können. Die Aussage, dass „bei Stillproblemen die Muttermilch doch einfach und bequem durch künstliche Säuglingsnahrung ersetzt werden kann", die sich in fast jeder Broschüre der Säuglingsnahrungshersteller findet, wird so verständlicherweise weiter verbreitet, als die Information, dass fast jede Frau ihr Kind voll stillen kann und bei Bedarf Hilfe bei einer Stillberaterin findet. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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