Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Stillprobleme durch Atonie

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Stillprobleme durch Atonie

Missy31

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Hallo liebe Stillberaterinnen, bei den Geburten meiner beiden Kinder hatte ich jeweils eine Atonie 3. Grades. Meine Hebamme meint, dass dadurch bzw. den geringen Eisenwert weniger Muttermilch kommt. Bei meinem Sohn damals hatte ich schon alles probiert: Abpumpen (elektrische Doppelpumpe), stillte, malzbier, häufiges Anlegen. Leider hat sich die Milchmenge nicht gesteigert. Auch jetzt kommt beim Abpumpen um die 20 ml. Ich würde meine Tochter gerne voll stillen, nehme jetzt auch noch Tabletten in denen u.a. Bockshornklee enthalten ist. Was kann ich noch tun? Ich würde mich freuen, wenn Sie mir helfen können und bedanke mich vorab. Viele Grüße Melissa


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Liebe Melissa, wie steht es denn jetzt um deine Eisenwerte?? Und wurden dein B12-Wert und die Schilddrüsenhormone schon überprüft? Wenn hier etwas im Ungleichgewicht ist, kann es dazu führen, dass du nicht genug Milch bilden kannst. Wichtig für dich zu wissen ist, dass das Abpumpen KEINEN RÜckschluss darauf zulässt, wie viel Milch du tatsächlich bildest, weil eine Pumpe ganz anders arbeitet als der Mund deines Babys. Am besten wäre es, wenn du eine Stillberaterin in der Nähe kontaktierst, die dich ein paar Wochen lang begleiten kann, so dass ihr Schritt für Schritt an der Erhöhung deiner Milchmenge arbeitet. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). Du kannst als erstes versuchen, beim Stillen die Brustkompression anzuwenden (s. unten). Dann solltest du die Windeln deines Sohnemanns sammeln und wiegen. Immer 24 Stunden-Messungen... Und dann immer vergleichen, wie viel die gleiche Anzahl an frischer Windeln wiegt. Aus der Differenz lässt sich grob erschließen, wie viel dein Baby trinkt - und ob es durch die Brustkompression mehr wird. Auch ist entscheidend, wie alt dein Baby jetzt ist, wie seine Gewichtsentwicklung bisher verlief, wie oft es stillt und ob/wie viel du zufütterst. All diese Informationen können helfen, eure Situation besser zu beurteilen. Lieben Gruß, Kristina Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)


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