Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillprobleme am Anfang, dann alles super und jetzt...

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillprobleme am Anfang, dann alles super und jetzt...

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Ich hatte am Anfang sehr große Probleme mit dem Stillen (mußte abpumpen). Dann auf einmal hat meine Maus es kapiert und trinkt jetzt schon 2 Monate super an der Brust. Nur seit ca. 4 Tagen ist sie so unruhig abends, die Brust ist leer und sie ist immernoch quengelig. Habe nun abends eine Flasche nach der Brust noch gemacht (60ml sind weggetrunken) und sie war zufrieden und schläft jetzt von 20 bis morgens 5 Uhr durch. Morgens platze ich und tagsüber reicht ihr es auch nur abends vor dem Bettgehen ist sie nörgelig. Morgens und tagsüber stille ich voll nur abends reicht es ihr nicht. Ich könnte zwar wieder viel Ausdauer haben und das Spiel wieder durchmachen wie früher (anlegen anlegen anlegen, dass mehr Milch kommt für den Wachstumsschub) aber irgendwie mag ich einfach nichtmehr. Ich möchte irgendwie mich wiederhaben. Abends sitze ich teilweise 1 Stunde am Bett. Stillen, hinlegen, schreien, wieder stillen, hinlegen schreien...... Ich wollte immer 6 monate voll stillen. Das war mein Traum. Unsere Maus ist jetzt bald 5 Monate und irgendwie ist die 6 so eine magische Zahl, die mir im Kopf herumschwirrt. Und jetzt gibt es abends Pre nahrung. IRgendwie ist es für mich vom GEfühl nicht okay... aber mein Körper sagt mir was anderes ?!?! Es ist komisch, aber irgendwie ist es wie der Engel und der Teufel auf den Schultern. Wer hat solche Erfahrungen? Stillen ja, Flasche nein vom Gefühl her und für das denken als Mutter aber der Egoist sagt:" Flasche abends, dann ist sie ruhiger, satt und ich habe mal wieder Ruhe für mich." Abpumpen nein, es gibt Fertigmilch..... Fühle mich irgendwie schlecht, wenn ich so denke......


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Liebe Nicole123ffm, dieses von dir beschriebene Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein. Sie sollten sich im Klaren sein, dass es schnell passieren kann, dass Ihr Kind nicht mehr an die Brust möchte und sich zur Flasche hin abstillt. Setzen Sie sich in den nächsten Tagen einmal in einer ruhigen Stunde hin und überlegen Sie, was Sie wollen und wie Sie sich vorstellen, dass Sie dieses Ziel erreichen. Seien Sie dabei auch realistisch: Es ist normal, dass ein Baby unregelmäßige Stillzeiten hat und es ist auch nicht ungewöhnlich, dass eine Stillzeit eine halbe Stunde und länger dauert. Wenn Sie dann zu dem Schluss kommen, dass Sie es nochmals mit dem vollen Stillen versuchen wollen, dann suchen Sie sich Unterstützung für den Alltag, so dass Sie viel Zeit und Ruhe haben, sich um Ihr Baby und das Stillen zu kümmern. Gönnen Sie sich selbst in dieser anstrengenden Zeit so viel Ruhe wie möglich. Jetzt ist nicht die Zeit für blitzende Fußböden und spiegelnde Fenster. Lassen Sie den Haushalt auf Sparflamme laufen. Wenn die Fenster erst in einem halben Jahr wieder geputzt werden, dann schadet das niemandem und Tiefkühlgemüse ist nicht so schlecht und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss gebügelt werden. Machen Sie den Tragetest. Bügeln Sie etwas und tragen Sie es für zehn Minuten. Das nächste Mal bügeln Sie es nicht und tragen es für zehn Minuten. Dann vergleichen Sie ist der Unterschied nach der kurzen Tragezeit wirklich so deutlich, dass das Bügeln sich gelohnt hat? Viel Bügelarbeit lässt sich sparen, wenn die Wäsche sorgfältig aufgehängt wurde bzw. nicht lange im Trockner liegen bleibt, wenn der Trockner fertig ist. Es ist nicht viel mehr Arbeit, die doppelte Menge von zum Beispiel Nudelsauce zu kochen. Sie können dann eine Hälfte einfrieren und haben damit schnelle eine Mahlzeit, wenn ein Tag mal wieder sehr hektisch war. Nehmen Sie ALLE Hilfe an, die Sie bekommen können. Möglicherweise kann Ihnen auch Ihre Mutter, Schwiegermutter, Schwester oder eine Freundin (selbstverständlich auch das männliche Pendant dazu) etwas unter die Arme greifen. Das können ganz simple Dinge sein z.B. einmal alle Fenster putzen, den Bügelkorb leer bügeln, einige vor gekochte Mahlzeiten für die Tiefkühltruhe, ein Nachmittag Babysitten während Sie in die sich hinlegen, spazieren gehen oder sonst etwas für sich tun ... Vielleicht finden Sie einen verantwortungsbewussten Teenager, der gegen geringes Entgelt bereit ist, mit dem älteren Kind oder dem Baby zu spielen oder spazieren zu gehen. In dieser Zeit sollten Sie dann aber wirklich entweder schlafen (bzw. ruhen) oder SICH etwas Gutes tun. Achten Sie darauf, dass Sie genügend essen und trinken. Sie müssen keine perfekten Menus kochen und essen, einigermaßen ausgewogen reicht und es darf auch Tiefkühlgemüse statt frischem Gemüse sein (dann sparen Sie sich auch das Schälen und Putzen). Eine hungrige Mutter ist nicht so belastbar. Schauen Sie nach vorne. Die anstrengende Zeit wird vorübergehen. Auch Ihre beiden werden älter und reifer werden und nicht mehr soooo viel Aufmerksamkeit brauchen. Kurz: beschränken Sie viel Dinge auf das absolut Notwendige, so dass Sie auf diese Weise mehr Zeit für sich bekommen. Diese "gewonnene" Zeit können Sie dann dazu nutzen, sich wieder zu erholen, neue Energie zu tanken. Vergessen Sie sich selbst nicht: Gönnen SIE SICH etwas Gutes, dann lassen sich so anstrengende Phasen leichter überstehen. Ich wünsche Ihnen bald wieder ruhigere Zeiten. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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