Stillhäufigkeit und Baby nüchtern halten

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Stillhäufigkeit und Baby nüchtern halten

Liebe Biggi, ich stille meine dreimonatige Tochter voll. Jedoch musste ich mir nun schon häufiger Kommentare anhören, dass ich sie zu oft stille. Sie kommt teilweise stündlich, manchmal auch halbstündlich. Heute Nacht haben wir z.B. in 9 Stunden "Bettzeit" 10 mal gestillt. Tagsüber das gleiche, spätestens nach einer Stunde dockt sie wieder an. Sie trinkt nicht super lange, zwischen 5 und 15 Minuten, im Anschluss nuckelt sie gerne noch dösend. Grundsätzlich stört mich das alles nicht, sie nimmt auch gut zu (derzeit 6 kg und 60 cm), aber mache ich vielleicht doch was falsch? So Kommentare lassen einen ja doch zweifeln... Und dann noch eine weitere Frage: Hast du einen Tipp, wie man ein Stlilbaby nüchtern hält? Leider muss die Kleine morgen früh als Vorbereitung auf ein Medikamentnüchtern zur Blutentnahme (ich darf 3 h vorher spätestens das letzte mal stillen), und mich gruselt es jetzt schon vor der Vorstellung, mein Baby so lange "hinzuhalten". Schnuller nimmt sie nicht. Hast du Tipps oder Ideen, wie wir die 3 Stunden für mein Baby so angenehm wie möglich gestalten können? Danke dir und liebe Grüße!

von LisaKey am 27.03.2023, 15:08



Antwort auf: Stillhäufigkeit und Baby nüchtern halten

Liebe LisaKey, ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiteneinzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Aber auch ohne Wachstumsschub ist es normal, dass ein so kleines Baby mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden will. Sprich einmal mit dem Arzt, ob wirklich drei Stunden nicht gestillt werden darf, Muttermilch ist schneller verdaut und vielleicht reicht auch eine kürzere Pause. Ansonsten würde ich das Baby ins Tragetuch nehmen oder lange spazieren gehen, da schlafen die Zwergleins oft am besten! Ich drücke dir die Daumen, dass Ihr die Zeit gut schafft! Alles Liebe Biggi

von Biggi Welter am 27.03.2023