Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Stillen wenn die Breichenzeit losgeht...

Frage: Stillen wenn die Breichenzeit losgeht...

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, meine Tochter ist nun 8 Monate alt und bekommt seit 6 Wochen Brei. Erst nur mittags und nun seit einer Woche nachmittags etwas Obstmus. Dabei hab ich ihr immer vorber die Brust gegeben, weil unsere Stillberaterin meint, dass man sonst ganz schnell abgestillt ist. Außerdem empfielt sie, jeden Monat höchstens eine Stillmahlzeit pro Monat durch Brei zu ersetzen... (kann/muss?). Ich möchte die Breie nur mit Wasser anrühren, hab aber gelesen, dass bis zum ersten Jahr Milch das Hauptnahrungsmittel ist. Soll ich dann überhaupt Mahlzeiten komplett durch Brei ersetzen oder nach wie vor vorher Brust geben? Das mach ich grundsätzlich nach wie vor sehr gern. Allerdings hab ich seit 3 Monaten recht starken Haarausfall, an dem wohl das Stillen "Schuld" ist... Wenn ich Stillmahlzeiten ruhigen Gewissens ersetzen kann, dann würde ich dass, nur meiner Haar wegen, auch gern tun... Will aber keine Rabenmama sein... Vielen Dank für deine Hilfe! Christina und Helena


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Liebe Christina, ich hatte dir ja Ende Juli schon einmal auf eine ganz ähnliche Frage geantwortet: "Es ist am günstigsten mit jeweils nur einem Nahrungsmittel zu beginnen, zunächst nur eine geringe Menge anzubieten (jeweils nur mit ein paar Löffeln beginnen) und diese dann langsam zu steigern. Am Anfang sollte nur eine neue Nahrung, ein- oder zweimal am Tag gegeben werden und etwa eine Woche gewartet werden, bevor wieder etwas Neues angeboten wird. (Also nur Karotte, nur Kartoffel, nur Banane, nur geriebener Apfel usw.). Der Sinn dieser Vorgehensweise ist folgender: Falls sich eine allergische Reaktion zeigt, kann man auf diese Art leichter feststellen, was sie verursacht hat. Auch wenn das Risiko einer allergischen Reaktion nach dem ersten halben Jahr nicht mehr so groß ist, besteht die Möglichkeit dass eine Speise eine allergische Reaktion auslöst (Ausschlag, Durchfall, Erbrechen). Wurde immer nur ein neues Nahrungsmittel eingeführt, dann lässt sich leichter feststellen, welches Nahrungsmittel nicht vertragen wurde. Die betreffende Speise sollte dann aus dem Speiseplan gestrichen und erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder angeboten werden. Bereits eingeführte Nahrungsmittel, die gut vertragen werden, können miteinander gemischt werden. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Der Begriff BEI-Kost sollte wirklich wörtlich verstanden werden, es ist ergänzende Kost, die die Muttermilch nicht ersetzen, sondern ergänzen soll. Sollte die Muttermilch durch die Beikost ersetzt werden, würde es Anstatt-Kost heißen. Wird in Zusammenhang mit der Beikostmahlzeit gestillt, kann das Kind außerdem einige Nährstoffe aus der Beikost besser aufnehmen und verwerten. Muttermilch sollte im gesamten ersten Lebensjahr das Hauptnahrungsmittel für ein Kind sein, erst nach dem ersten Geburtstag verschieben sich die Relationen." Du kannst also weiter Stillen wie gewohnt, vor oder nach den zusätzlichen Lebensmitteln, die du deiner Kleinen gibst. Es muss keine der Stillmahlzeiten "ersetzt" werden (das wünscht sich nur die Babynahrungsmittelindustrie so sehnlichst...) Den Brei brauchst du also tatsächlich nicht mit Milch anzurühren, sondern es reicht Wasser, und dazu kannst du ja dann auch etwas von dem Obstmus geben, was sie jetzt schon isst. Die Milch bekommt sie ja dann direkt von dir. Was nun deinen Haarausfall betrifft, so macht es keinen Unterschied, ob du jetzt abstillst oder nicht... Denn: Haarausfall nach der Geburt ist normal und bei stillenden Frauen dauert es unter Umständen länger bis es dazu kommt; oder je nachdem wie lange gestillt wurde kommt es erst nach dem Abstillen zu diesem Haarausfall. Normalerweise verliert ein Mensch etwa 100 Haare pro Tag. Einige Zeit nach der Schwangerschaft sind es durch die Hormonumstellung deutlich mehr. Während der Schwangerschaft verlängert sich bei fast allen Frauen der Lebenszyklus der Haare, das heißt es fallen weniger Haare aus als im nicht schwangeren Zustand. Durch die Hormonumstellung nach der Geburt kommt es wieder zu einer "Normalisierung" des Wachstumszyklus der Haare, die Haare, die durch die Schwangerschaft einen verlängerten Zyklus erfahren haben fallen aus und zusätzlich auch noch die Haare, die im normalen Zyklus ausfallen. Dadurch kommt es zu dem Eindruck eines verstärkten Haarausfall. Bei stillenden Frauen verläuft die Hormonumstellung manchmal langsamer und der Haarausfall setzt später ein als bei nicht stillenden Frauen. Dies führt dann häufig zu der Annahme, das Stillen sei schuld am Haarausfall. Wie die obige Erklärung zeigt, ist dem jedoch nicht so. Es lässt sich daher auch nichts gegen diese Form des Haarausfalls unternehmen. Dennoch ist es sicher ratsam, dass eine Frau möglichst ausgewogen und gesund ernährt, um zu verhindern, dass es irgendwann zu Mangelerscheinungen bei der Mutter kommen könnte. Beim Kind sind selbst bei einer nicht optimalen Ernährung der Mutter normalerweise keine Mangelerscheinungen zu erwarten, im Gegenteil, die Muttermilch ist weltweit bei allen Frauen etwa gleich zusammengesetzt, egal wie sie sich ernähren. Auch in "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer, 6. Auflage 2001 wird darauf hingewiesen, dass der Haarausfall nach der Schwangerschaft "therapieresistent" ist: "der nicht selten beklagte Haarausfall nach der Geburt ist physiologisch und bessert sich fast immer spontan. Ein Nutzen von Mineralstoffpräparaten ist ebensowenig erwiesen wie die lokale Anwendung von Östrogenen". Lieben Gruß, Kristina


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