Liebe Biggi,
herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort vom 27.3.. Es ist immer noch sehr wechselhaft mit der Esserei. Vorgestern war beispielsweise schrecklich. Er wollte überwiegend gestillt werden und hat im Gegenzug so gut wie nichts gegessen. Dieser Zusammenhang kann man bei meinem Sohn gut feststellen. Jetzt haben wir dafür zwei Tage hinter uns, wo es ganz gut mit dem Essen geklappt hat und sich das Stillen tagsüber in Grenzen gehalten hat.
Das wichtigste war, dass ich meinen Mann deine Antwort lesen lassen habe und er so auch mehr Hintergrundinfos bekommen hat. Außerdem hat er mir anhand der Mail aufgezeigt, was ich alles schon gut mache.
Naja und, dass der Kleine jetzt lieber an rohen Karottensticks nagt (weil ihm total viele Zähne gleichzeitig durchbrechen), kann ich ihm auch nicht verübeln. Wo ich auch noch Geduld brauche: Er mag keine Kartoffeln - und ich liebe sie. Aber das kann ja noch werden. Im Gemüse-Kartoffelbrei hat er sie anfangs auch gegessen - wenn er auch wenig.
Das Umfeld kann total viel Druck aufbauen. Das erlebe ich bei Freundinnen, die mitbekommen, dass ich noch stille. Gerade auch, weil sie wissen, dass wir uns noch Kinder wünschen. Ich bin nicht mehr die Jüngste und habe tatsächlich Angst, dass es nicht mehr klappt. Außerdem hatte ich vor der Schwangerschaft wirklich einen sehr unregelmäßigen Zyklus und seit der Geburt hatte ich noch keine Mens. Ich weiß, dass man auch einen Eisprung trotz stillen haben kann. Aber da hat man ja gar keinen Anhaltspunkt. Sollte ich doch radikaler ans Abstillen gehen? Mein Sohn schläft ab ca. Mitternacht bei uns - wie kann ich ihn da vom Stillen abhalten? Ist das Familienbett die nächste Baustelle?
Ich merke, dass ich auch deshalb einen langsamen Abstillprozess brauche, weil für mich/ uns unser Kleiner ein wirkliches Wunder ist. Vielleicht bleibt er auch das einzige Kind, das ich stillen darf.
Du merkst, ich weiß gar nicht wo anfangen.
Trotzdem danke für alle Unterstützung.
Liebe Grüße
Moni
Mitglied inaktiv - 14.04.2009, 22:34
Antwort auf:
Stillen von Kleinkind - Kinderwunsch
Liebe Moni,
ich kann deine Unsicherheit total gut verstehen, helfen kann ich dir allerdings nicht.
Wenn es für DICH okay so ist, dann spricht NICHTS gegen eine lange Stillzeit und es ist auch völlig normal, wenn dein Kind mal mehr und mal weniger isst.
Die WHO empfiehlt ausdrücklich für ALLE Kinder eine Stillzeit von bis zu zwei Jahren und darüber hinaus. Die Ernährungsempfehlungen der WHO sind (in englisch) nachzulesen unter www.who.int/chd/publications/newslet/diaglog/9/feeding_young_children.htm . Es steht in der Innocenti Deklaration ausdrücklich, dass diese Empfehlungen für alle Kinder und nicht nur für Kinder in Drittweltländern Anwendung finden.
Die amerikanische Akademie der Kinderärzte (AAP) empfiehlt ebenfalls eine mindestens einjährige Stillzeit für alle Kinder und darüber hinaus solange Mutter und Kind es wollen.
Die neueste Verlautbarung der American Academy of Pediatrics ist übrigens seh eindeutig. Dort steht nämlich „There is no upper limit to the duration of breastfeeding and no evidence of psychologic or developmental harm from breastfeeding into the third year of life or longer“. (Es gibt keine Obergrenze für die Stilldauer und keinen Beleb für Schädigungen hinsichtlich der Psyche oder der Entwicklung, wenn bis in das dritte Lebensjahr oder länger gestillt wird)
Statistisch gesehen stillt sich ein Kind, dem diese Entscheidung selbst überlassen wird, irgendwann zwischen dem zweiten und dem vierten Geburtstag ab. Abweichungen nach oben und unten möglich und niemand kann vorhersehen, wann ein einzelnes Kind so weit ist.
Ich kann dir aber leider keine Statistik zur Fruchtbarkeitswahrscheinlichkeit für deine Situation bieten.
Niemand kann vorhersagen, wie schnell Du nun ob mit oder ohne Abstillen wieder schwanger werden kannst. Sogar ohne Periodenblutung kann es zu einem Eisprung kommen (wie Du ja bereits weißt) und es gibt viele Frauen, die in der Stillzeit gleich beim ersten Eisprung, dem keine Blutung vorangegangen war, wieder schwanger geworden sind.
Stillen hat eine empfängnisverhütende Wirkung und tatsächlich kann auch bei einem älteren Stillkind die Empfängnis erschwert und die Einnistung der Eizelle behindert sein. Aber eben „kann" und nicht „muss".
Es gibt da übrigens eine interessante Theorie auch über die Reife des Kindes in Bezug auf Geschwister: so lange ein Kind noch so häufig an der Brust der Mutter trinkt, dass dadurch die Fruchtbarkeit der Mutter eingeschränkt wird, so lange ist es auch noch nicht reif genug, die Mutter mit einem weiteren Geschwisterkind zu teilen. Manche Menschen halten dies vielleicht weit hergeholt, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass da viel Wahres dran ist.
Die Entscheidung, ob Du zugunsten einer erneuten Schwangerschaft bzw. um die Wahrscheinlichkeit einer neuen Schwangerschaft eventuell zu erhöhen, abstillen oder einfach der Natur ihren Lauf lassen und abwarten willst, kannst nur Du alleine treffen. Es gibt in jedem Fall unzählige Mütter, die in der Stillzeit schwanger wurden, weiter gestillt haben und anschließend (ohne Schaden für Mutter, neues Baby und älteres Stillkind) auch noch nach der Geburt tandemgestillt haben. Ich kann jedoch gut verstehen, dass Du deine biologische Uhr ticken hörst und gerne aktiv etwas tun möchtest, aber ein Patentrezept gibt es hier nicht.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 15.04.2009