Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen und Abpumpen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen und Abpumpen

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Hallo! Nachdem ich vor 2,5 Jahren auch schon gute Tipps für meinen Sohn bekommen habe und es so durchgehalten habe Ihne 5 Monate voll zu stillen, möchte ich mich wieder mal melden. Meine Kleine ist heute 14 Tage alt und entgegen meiner Erwartungen (Eifersucht des großen Bruders) klappt es bisher mit dem Stillen ganz gut. Ich habe nur ein paar Fragen. 1. Wenn ich Annika stille, schläft sie nach spät. 10 minuten meist ein. Durch Wickeln wecke ich sie dann wieder und füttere weiter. Schläft sie dann wieder, lege ich sie ins Bett. Oft kommt sie aber dann nach einer gewissen Zeit wieder und möchte noch ein paarmal saugen, trinkt ein wenig und schläft weiter. Ohne Brust ist sie nicht zu beruhigen, kann das sein dass das nur Durst ist? 2. Wie sollte man stillen? 10 Minuten die eine Seite und dann die andere? Oder bis eine Seite "leer" ist? Und wie merke ich das dann? 3. Während das Stillen tagsüber fast problemlos läuft, fängt sie nachts (ab22.00 Uhr) oft an zu schreien, zieht die Malzeiten in die Länge, stößt die Brust weg und will nach 15 minuten doch wieder Trinken. Wir sitzen Nachts oft bis zu 2 od. 3 Stunden bis sie wieder mal schläft. Auch sind die Abstände nachts oft nur 2 St. vom Anfang des einen Stillens bis zu dem des Nächsten während sie Tagsüber längere Pausen macht. 4. Ich habe mir dieses Mal eine Milchpumpe besorgt. Da ich öfters auch mal mit dem Großen weg muß und ich sie bei dieser Kälte und der Grippewelle nicht unbedingt überall mit hin nehmen möchte. Kann man mit dem Fläschchen auch nach Bedarf füttern, d.h. jetzt 40 ml eine Std. später 50 ml. Oder sollte man auf gewisse Mengen und ABstände achten? Kann man sagen wie viel ein Stillbaby etwa pro Mahlzeit trinken sollte? So erst mal sorry für den langen Text, aber das sind alles Dinge die mir nach einer durchwachten Nacht durch den Kopf gehen. Danke u. Liebe Grüße Nicole


Biggi Welter

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Liebe Nicole, Annika ist ein noch recht junges Baby und ihr Verhalten entspricht schon fast "lehrbuchmäßig" dem eines wenige Tage oder Wochen alten Babys, das eben nicht zehn bis 15 Minuten an der Brust trinkt und danach zufrieden einschläft (Baby, die sich so verhalten, sind so schwierig zu finden, wie eine Nadel im Heuhaufen). Babys haben ein über das reine Ernährungssaugen hinausgehendes Saugbedürfnis und diesem "non nutritiven" Saugen kommt eine sehr große Bedeutung zu. Nun werden viele Menschen sagen: "Dafür gibt es ja einen Schnuller". Doch das ist eine sehr zweifelhafte Antwort. Der Schnuller ist eine Brustattrappe und von der Natur ist vorgesehen, dass das non nutritive Saugen an der Brust stattfindet. Wird der Schnuller eingesetzt, kann es nicht nur zu Saugproblemen kommen, er kann auch dazu führen, dass das Kind zu wenig Zeit an der Brust verbringt, so dass die Brust nicht ausreichend stimuliert wird und das Kind nicht die Milch bekommt, die es braucht. Der Gebrauch des Schnullers ist sehr kritisch zu sehen. Die anderen Nebeneffekte, wie häufiges Aufstehen der Mutter, weil das Kind den Schnuller verliert, sind natürlich auch nicht gerade angenehm. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Ein Wachstumsschub ist mit etwa zwei bis drei Wochen zu erwarten. Dazu kommt: Menschenbabys sind Traglinge, die den Kontakt zur Mutter brauchen. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn dein Kind nicht pausenlos schlafen will und ständigen Körperkontakt sucht. Außerdem schlafen die meisten Babys sehr viel weniger als es von den Eltern angenommen wird. Babys sind soziale Wesen, die die Welt, in die sie hineingeboren wurden erkunden und kennenlernen wollen und das geht nicht im Schlaf. Es gibt auch noch weitere Gründe, warum die Kleine aufwacht, sobald Du sie hinlegst. Sie wird einfach deshalb wach, weil sie durch die Lageveränderung von senkrecht zu waagerecht geweckt wird. Eine solche Lageveränderung reizt das Gleichgewichtsorgan im Ohr und kann dazu führen, dass das Baby aufwacht. Wenn ein Baby liegend (an der Brust) einschläft und liegen bleiben kann, die Lageveränderung also wegfällt, sind die Chancen, dass es weiterschläft erheblich besser. Das gemeinsame Schlafen hat eine ganze Reihe von Vorteilen und verhilft der Mutter zu mehr Schlaf. Möglicherweise wird dein Kind auch wach, weil das Bett kälter ist als der Körper von Mutter oder Vater. Diese Temperaturunterschiede können ebenfalls zum Aufwachen führen. Hier hilft es, das Baby in eine Decke zu wickeln und in die Decke eingewickelt hinzulegen. Auch der Kopf sollte in der Decke liegen. Häufig wird den Müttern empfohlen, die Zeit an der Brust zu beschränken und dem Baby nach 5 oder 10 Minuten die zweite Brust zu geben. Das Baby an jeder Seite nur 5 bis 10 Minuten trinken zu lassen, kann sich aber ungünstig auswirken, wenn man sich in Erinnerung ruft, wie sich die Zusammensetzung der Milch im Verlauf der Stillmahlzeit verändert. Es gibt keine festen, unumstößlichen Regeln, ob ein Baby immer nur an eine Brust oder immer an beiden Brüsten angelegt werden, wie lange es trinken soll oder zwischen dem Seitenwechsel gewickelt oder nicht gewickelt werden muss. In den ersten Wochen ist es meist empfehlenswert beide Seiten anzubieten, doch es gibt nur eine Möglichkeit festzustellen, was für das jeweilige Baby und seine Mutter die beste Lösung ist: die Frau muss es ausprobieren. Wichtig ist, dass das Baby gedeiht und sich Mutter und Kind wohl fühlen. Du kannst abgepumpte Milch nach Bedarf verfüttern,solltest aber bedenken, dass dein Kind durch die Flasche saugverwirrt werden kann. Eine Saugverwirrung entsteht, wenn ein Kind mit dem Wechsel zwischen den Trinktechniken an Brust und künstlichem Sauger (dazu gehören Flaschensauger, Schnuller und Stillhütchen) nicht zurecht kommt und dann die Brust schlussendlich sogar verweigern kann. Das ist ein ernsthaftes Stillproblem, das schon viele Sorgen und Tränen bei Müttern und Kindern verursacht hat. Es kann sein, dass dein Kind sich manchmal an der Brust wehrt, weil es vielleicht schon einen Schnuller bekommt, solltest Du einen geben, verzichte bitte darauf und gib die abgepumpte Milch mit einem Löffel oder Becher (wenn Du magst, erkläre ich dir die Becherfütterung). Versuche doch einmal, Annika zu bündeln, wenn sie sehr unruhig ist. Besonders unruhige Babys, die sich an der Brust steif machen und nach hinten überstrecken, können auch gebündelt werden. Beim Bündeln wird das Baby gut in eine Decke eingewickelt, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn ein Kind auf diese Weise eingepackt ist, sieht es wie ein "C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes um weniger zappelig zu sein. Ich hoffe, ich konnte dir erst einmal weiterhelfen, solltest Du noch Fragen haben, bin ich gerne für dich da. LLLiebe Grüße Biggi


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