Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen klappt nicht richtig

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen klappt nicht richtig

Mitglied inaktiv

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Am 26.01. ist mir mein Sohn per sekundärer Sectio entbunden wurden. Es war für mich ein schlimmes Erlebnis, welches bei mir auch psychisch schlimme Narben hinterlassen hat. Nach 3 Tagen hatte Sohnemann so viel Gewicht verloren, dass ich mit dem Fingerfeeder zufüttern musste. Er wog nur noch 3080g. Das Geburtsgewicht betrug 3450g. Leider muß ich immer noch zufeedern. Meist ist dies ca.3 Mal am Tag nötig, jeweils so um die 30-40ml, also nicht viel. Sein Geburtsgewicht hat er fast wieder erreicht. Ich habe schon alles erdenkliche versucht, um meine Milchmenge zu erhöhen (Malzkaffee, Karamalz, Stilltee...). Ich stille sehr viel und lang, allerdings gibt es auch Phasen, wo mein Sohn nach 3-4 Minuten einschläft und/oder nur noch kraftlos nuckelt. Nachdem ich zufeedere (ich halte dabei den Feeder an die Brustwarze) schläft er meist so lang, dass ich ihn wecken muß. Was habe ich noch für Möglichkeiten, dass sich das Stillen endlich mal einspielt? Vormittags und nachts beispielsweise will er so lange trinken/nuckeln, dass ich am Ende meiner Kräfte bin. Schließlich habe ich mich vom Kaiserschnitt auch noch nicht richtig erholen können. Soll ich zwischendurch noch pumpen? Gibt es noch eine "Geheimwaffe"? Ich bin ziemlich verzweifelt, denn ich habe mir das Stillen so gewünscht, aber bisher ist es ein einziger Kampf. Ich kann mein Baby kaum genießen. Liebe Grüße!


Biggi Welter

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Liebe schnalle, es tut mir leid, dass Sie so schlimme Erfahrungen machen mussten Bevor ich Ihnen nun Tipps gebe, möchte Ihnen raten, sich schnellstens an eine Beraterin vor Ort zu wenden. So lange Stilldauer in Zusammenhang mit einer geringen Gewichtszunahme sind ein sehr deutlicher Hinweis auf ein Saug und/oder Anlegeproblem. Deshalb ist hier dringend angesagt, dass das Saugverhalten des Kindes kontrolliert und gegebenenfalls korrigiert wird. Häufiges Stillen und eventuelles Aufwecken sind zusätzliche Maßnahmen, die in dieser Situation ergriffen werden, um das Gedeihen des Kindes zu sichern. Bis Sie eine Stillberaterin erreichen können hier einige allgemeine Hinweise zur Steigerung der Milchmenge: Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb sollten Sie Ihr Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Etwa alle zwei Stunden (jeweils vom Beginn der letzten Mahlzeit bis zum Beginn der nächsten Mahlzeit gerechnet) und vermeiden Sie den Schnuller. Der Schnuller befriedigt das Saugbedürfnis ihres Kindes, ohne dass es dabei Nahrung erhält. Bei einen wenig zunehmenden Kind ist dies nicht günstig. Um das Interesse Ihres Babys an der Brust wach zu halten, können Sie es mit Wechselstillen versuchen. Beim Wechselstillen legen Sie Ihr Baby an und stillen es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nehmen Sie es sanft von der Brust (vergessen Sie nicht den Saugschluss zu lösen) und lassen es aufstoßen, streicheln seine Fußsohlen oder massieren es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Sie es wieder etwas ermuntert haben. Dieses `Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Nach ein paar Tagen sollte eine Gewichtszunahme bei Ihrem Baby feststellbar sein. Der Schlaf eines nicht genügend zunehmenden Kindes ist NICHT heilig, deshalb sollten Sie Ihr Baby zum Stillen wecken! Um die Milchproduktion zu steigern kann außerdem zusätzliches Pumpen sinnvoll sein. Allerdings sollte Ihnen eine gute Pumpe zur Verfügung stehen und außerdem das Pumpen richtig erklärt werden. Leider gibt es immer noch Pumpen, die ungeeignet sind und selbst mit einer effektiven Pumpe muss das Pumpen gelernt und geübt werden. Am besten wäre es, wenn Ihnen eine Stillberaterin vor Ort das Abpumpen genau erklärt und Ihnen zeigt wie Sie die Brust massieren können. Achten Sie darauf, dass SIE so viel Ruhe und Erholung wie möglich bekommen (am besten legen Sie sich zusammen mit Ihrem Baby ins Bett) und sich möglichst ausgewogen und ausreichend ernähren. Kohlenhydratreiche Nahrung wirkt sich positiv auf die Milchmenge aus. Trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Sie müssen keinen Milchbildungstee trinken und wenn Sie ihn trinken wollen, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme bei den Kindern verursachen. Eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr wirkt sich NICHT positiv auf die Milchbildung aus. Sie trinken genügend, wenn Sie sich nicht ausgedörrt fühlen, wenn Ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen. Bieten Sie bei jeder Mahlzeit beide Brüste an. Dadurch das Baby wirklich die gesamte vorhandene Milch bekommt und die Milchproduktion in beiden Seiten angeregt wird. Achten Sie auf eine korrekte Stillhaltung und richtiges Ansaugen Ihres Babys. Das Baby darf nicht nur die Spitze der Brustwarze in den Mund nehmen. Seine Lippen müssen auf dem Warzenhof aufliegen. Nicht selten liegt es an einer ungünstigen Saugtechnik des Babys, wenn die Milchmenge nicht ausreicht ist. Stillhütchen können dieses Problem noch weiter verschärfen. Am besten wäre es, wenn Sie sich von einer Stillberaterin vor Ort das korrekte Anlegen zeigen lassen und sich erklären lassen, woran Sie erkennen, ob ihr Baby richtig saugt. Beim korrekten Anlegen warten Sie, bis das Baby seinen Mund weit öffnet wie zum Gähnen. Dann wird es rasch an die Brust gezogen. Der Mund des Babys sollte mindestens zweieinhalb Zentimeter des Brustwarzenhofes bedecken. Das Kinn und die Nasenspitze des Babys berühren die Brust während der Stillmahlzeit. Die Lippen des Babys sind `aufgeschürzt" und entspannt. Die Zunge des Babys liegt unter der Brust. Schläfen und Ohren des Babys bewegen sich während des Saugens. Das Baby liegt mit der Mutter Bauch an Bauch. Es liegt auf der Seite, so dass sein ganzer Körper der Mutter zugewandt ist. Sein Kopf ruht in ihrer Ellenbeuge, sein Rücken wird von ihrem Unterarm gestützt und sie hält seinen Po oder Oberschenkel mit ihrer Hand. Ohr, Schulter und Hüfte des Babys bilden eine Linie. Der Kopf sollte gerade liegen und nicht zurückgebogen oder zur Seite gedreht sein. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik finden Sie in dem Infoblatt `Stilltechniken, die funktionieren", das bei jeder La Leche Liga Stillberaterin bezogen werden kann. Eventuell notwendige Zusatznahrung sollte nach Möglichkeit nicht mit der Flasche, sondern mit einer alternativen Fütterungsmethode (z.B. dem Becher oder ev. Brusternährungsset) gegeben werden. Auch das Bechern sollten Sie sich von einer Kollegin vor Ort zeigen lassen. Alles Saugen des Babys sollte möglichst an Ihrer Brust erfolgen. Selbstverständlich sind auch andere Stillpositionen möglich, wichtig ist aber, dass das Kind immer genügend Brust in den Mund nimmt und den Kopf beim Trinken nicht drehen muss. Wenden Sie sich schnellstmöglich an eine Stillberaterin in Ihrer Nähe. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße, Biggi


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Noch eine Anmerkung: Dieses sogenannte Clusterfeeding meine ich mit diesen langen Stillphasen vormittags und nachts.


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Vielen Dank für die sehr ausführliche Antwort. Meine Hebamme kommt mir nämlich wenig stillfreundlich vor. Sie macht mir auch wenig Hoffnung, dass ich das Problem in den Griff bekomme. Ihren Rat eine Beraterin in meiner Nähe zu kontaktieren, werde ich annehmen. Was mich ein wenig wundert ist jetzt die Tatsache, dass sie das Gewicht meines Sohnes als zu niedrig ansehen. Wie gesagt, er hat fast das Geburtsgewicht wieder erreicht. Er ist heute 15 Tage alt und es fehlen ihm noch 40g zum Geburtsgewicht. Meine Hebamme war sehr zufrieden damit. Sein Entlassungsgewicht vor 10 Tagen betrug nur 3165g. Jetzt wiegt er 3410g. Ist das wirklich so wenig?


Biggi Welter

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Liebe schnalle, nein, Sie müssen sich keine Sorgen machen, erst mit spätestens drei Wochen sollte Ihr Kind sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Tut mir leid, wenn ich Sie beunruhigt habe, ich dachte eher an das zufüttern. LLLiebe Grüße, Biggi


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