Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen Kind 16 Monate

Anzeige momcozy milchpumpe
Frage: Stillen Kind 16 Monate

Lilli_85

Beitrag melden

Liebe Biggi, Ich schreibe dir heute, weil du mir schon einmal sehr gut geholfen hast. Ich stille meine mittlerweile 16 Monate alte Tochter noch mit Leidenschaft und würde das auch gerne noch eine Weile so machen, allerdings würde ich an unserem Stillverhalten gerne etwas ändern bzw habe ich ein paar Fragen dazu an dich. Sie ist mein drittes Kind und die ersten beiden habe ich auch etwas zwei Jahre lang gestillt, allerdings war es bei den beiden großen Kindern so, dass sie mit ca vierzehn Monaten tagsüber normal gegessen haben und nur noch maximal zweimal am Tag, vor dem Einschlafen und nachts getrunken haben. Meine kleine Tochter hingegen trinkt bei jeder Gelegenheit - wenn ihr langweilig ist, wenn sie Hunger oder Durst bekommt, wenn sie müde wird, wenn sie sich weh tut etc. Ich muss ehrlich gestehen, dass es mich erstens sehr nervt, weil sie unglaublich fordernd wird, an meiner Kleidung zerrt, mich ausziehen möchte und ich mir dann die Kommentare im Familien- und Freundeskreis anhören kann. Außerdem habe ich zweitens oft Angst, dass sie einfach zu wenig "echte" Nahrung bekommt. Sie sitzt zwar mit bei uns am Tisch und das macht ihr sichtlich Spaß, aber ich habe das Gefühl, dass sie da nicht satt wird. Sie möchte sich nicht füttern lassen, weil sie alles selber machen und probieren möchte, und hat gleichzeitig noch keinen Zahn. Ich habe oft das Gefühl, dass ihr das Essen zu anstrengend ist und sie sich dann bei mir satt trinkt. Aber ein Kind in ihrem Alter braucht dich mehr richtiges Essen, oder? Das macht mir wirklich oft Sorgen. Sie ist wirklich gern bei uns dabei, probiert sämtliche Speisen aus, aber meistens trinkt sie danach dann noch eine große Menge bei mir. Hast du also erstens irgendwelche Tipps, wie ich es ihr abgewöhnen kann, dass sie ständig bei mir trinken möchte und so unendlich fordernd wird und ist es zweitens in deinen Augen okay, wenn sie noch so viel trinkt oder soll ich das auch aus gesundheitlichen Gründen reduzieren? Tut mir leid, dass der Text so lang geworden ist. Vielen Dank schon einmal für deine Mühe und überhaupt für die tolle Arbeit, die du hier leistest. Viele Grüße


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Lilli_85, hab Dank für dein Lob :-). Du kannst weiterhin nach Bedarf stillen, wenn dein Kind gut gedeiht und gesund ist. Viele Kinder stillen noch recht lange viel und brauchen einfach länger, bis sie gut essen. Nimmt dein Kind auch Obst, ist die Haut rosig? Für viele von uns ist es sehr ungewohnt zu sehen, wie begeistert und mit wie viel Freude ein Kleinkind stillt. Deine Tochter verhält sich gar nicht so "brustversessen" wie du glaubst, viele langzeitgestillte Kinder zeigen sehr deutlich wie viel ihnen das Stillen bedeutet. Stillen ist viel, viel mehr als reine Nahrungsaufnahme. Es ist Trost, Geborgenheit, sicherer Hafen und ein Weg zur Ruhe zu kommen, wenn die Wellen des Alltags so hoch geschlagen sind, dass das Kind keinen Weg mehr weiß, um mit sich selbst und der Umgebung ins Reine zu kommen. Das Stillen bietet in dem Alter der ersten Ablösung wichtige emotionale Hilfe, dein Kind kann immer wieder den "Heimathafen" ansteuern, wenn etwas beängstigend ist. Stillen ist aber auch eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden. Das Wichtigste ist dann allerdings, dass du fest zu deinem Entschluss stehst. Solange hier noch der geringste Zweifel besteht, wird dein Kind diese Zweifel spüren und Du wirst weiterhin `schwach" werden. Sicher ist ein Kind in diesem Alter noch nicht in der Lage alles Gesprochene bis ins letzte Detail zu verstehen, doch ich denke, dass der erste Schritt für dich sein sollte, dass Du mit deiner Tochter darüber sprichst, wie es dir geht und was du nicht mehr möchtest. Dann könnt ihr als Eltern eine Art Plan machen, wie ihr vorgehen wollt, um das Stillen etwas einzuschränken. Stillen nach Bedarf ist bei einem Kind über einem Jahr nicht mehr ein so eng gefasster Begriff wie bei einem kleinen Baby und mit liebevoller Konsequenz lassen sich auch bei einem Kind in diesem Alter in einem gewissen Rahmen Regeln aufstellen. Selbstverständlich wird sich nicht von heute auf morgen eine plötzliche Änderung ergeben, das geschieht in kleinen Schritten und selbstverständlich wirst Du mit Rückschritten rechnen müssen, doch mit viel Liebe und Beharrlichkeit, kannst Du einen Weg finden, dass ihr wieder zu einer harmonischen Stillbeziehung finden werdet. Eine Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung ab- oder weniger zu stillen bedeutet, deine Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Du musst die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass ihr viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmt, die deinem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn du dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn du zum Beispiel sitzen bleibst anstatt dich hinzulegen, wenn du dein Kind zum Einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal bringt es dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst Du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeitausfallen zu lassen. Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst deine Kleine eine kleine Weile anlegen und sie dann ablenken oder ihr etwas zu essen anbieten. Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und du nicht gleich die Geduld verlierst, wenn es nicht so schnell klappt. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Probiere es einmal mit immer kürzerem Stillen und viel Kuscheln. Liebe Grüße Biggi Welter


Lilli_85

Beitrag melden

Vielen Dank für deine schnelle und ausführliche Antwort! Ja, mein Kind hat rosige Haut und gedeiht prima. Ich finde sie höchstens ein bisschen moppelig. Mich beunruhigt einfach nur, dass sie so wenig isst. Obst probiert sie und mag sie grundsätzlich auch, aber auch da isst sie nur ganz kleine Mengen. Aber wenn du sagst, dass es gesundheitlich gesehen okay ist, dass sie noch so viele Kalorien über die Muttermilch aufnimmt, ist es okay für mich. Das mit der Ablenkung ist ein guter Tipp, der auch schon erprobt ist. Wir waren jetzt öfter im Hallenbad oder auf einem großen Spielplatz und dort interessiert sie sich null für meine Brust, obwohl ich - zumindest im Hallenbad - ja wirklich nur einen Badeanzug trage. Sie war jetzt auch öfter krank (die großen Geschwistern und die Cousinen, die gleich nebenan wohnen, bringen viele Viren vorbei). Da war ich jedes Mal heilfroh, dass sie bei mir trinken kann. Es ist halt einfach ein gesellschaftliches Problem, das mich schön langsam so weit bringt, abzustellen, obwohl ich das eigentlich noch gar nicht möchte - eigentlich traurig. Aber wenn du sagst, dass es für ihre körperliche Entwicklung nicht schlimm ist, dass sie noch so viel stillt, bin ich wieder etwas selbstbewusster dahingehend und würde zunächst einmal gar nicht so viel ändern. Vielen Dank nochmal!


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.