Frage: Stillen bei hohem Gaumen

Hallo, Mini ist 7 Wochen alt und wir haben seit dem 3. Tag Stillprobleme. Er hat ziemlich schnell die Brust angeschrien, wenn er angelegt war, ist er schnell eingeschlafen. Die ersten 16 Tage hat er nicht zugenommen, das anschreien wurde immer mehr und dadurch, das er so schnell eingeschlafen ist, hat er weniger getrunken und die Milchmenge sich reduziert. Da er also nicht zunahm, hab ich abgepumpt und dann mit Flasche zugefüttert und teilweise mit Pre ergänzt. Er hat dann auch schnell zugenommen, wollte dann aber gar nicht mehr an die Brust, sondern nur noch Flasche. Jetzt hat die Hebamme fest gestellt, das er einen hohen Gaumen hat, aber nichts weiter zu gesagt. Ich habe im Netz gelesen, das der genau diese Stillprobleme verursachen kann. Meine Frage ist, ob es sich lohnen würde, das anlegen weiter zu versuchen, obwohl die anatomischen Vorraussetzungen ungünstig sind. Und würde sich das stillen vielleicht sogar günstig auf die Ausformung des Gaumens auswirken oder läßt sich da überhaupt was verändern? Auf was müßte ich achten? Vielen Dank imVorraus!

von Goldanja am 14.10.2013, 19:52



Antwort auf: Stillen bei hohem Gaumen

Liebe Goldanja, ich habe mal geschaut, was es an Referenzen gibt, und nicht spezifisches gefunden zum Thema "Stillprobleme bei hohem Gaumen". Fakt ist aber, dass der (harte) Gaumen eines Babys noch ganz weich ist und formbar wie Wachs. Und die weiche menschliche Brust hilft durch das Stillen dabei, diesen Gaumen optimal zu formen, der sich beim Stillen eh abflacht und weitet. Insofern kann ich mir nicht vorstellen, dass es tatsächlich daran liegen könnte, dass sie einen zu hohen Gaumenbogen hat. Ich vermute vielmehr eine "klassische Saugverwirrung". Denn du schreibst ja, dass er ab und zu eine Flasche bekommt und die auch wunderbar trinkt. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (auch künstlichem Sauger) unterscheiden sich leider grundlegend, und auch die Fließgeschwindigkeit und -gleichmäßigkeit sind ganz verschieden. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Daher wäre es gut, keine weiteren Flaschen mehr zu füttern, und bei Bedarf lieber die Milch aus einem Becherchen geben. Wie das geht zeigen diese Videos: http://www.youtube.com/watch?v= G NJGerSZY&feature=related und http://www.youtube.com/watch?v=OAQcvHkFbdc Bei der Becherfütterung wird der Becher dem möglichst aufrecht im Schoß der Mutter/des Vater sitzenden Kind an die Unterlippe angelegt. Man kippt den Becher dann langsam und vorsichtig, so dass die Milch in den Mund des Babys läuft. Achte darauf, dass immer nur so viel Milch fließt, wie das Baby problemlos schlucken kann und setze immer wieder ab. Wird die Becherfütterung richtig durchgeführt verschlucken sich die Babys nicht. Bereits frühgeborene Babys können mit dem Becher gefüttert werden. Spezielle Babyfütterbecher gibt es von den Firmen Ardo und Medela und können in der Apotheke bestellt werden. Man kann aber natürlich auch einfach einen kleinen Becher in der Größe eines Schnapsglases (oder den Verschlussbecher von Babyflaschen) verwenden! Es gibt auch einen ganz ganz neuen Sauger der Fa. Medela, "Calma", der von den Apotheken noch nicht über den Großhandel bezogen werden kann (aber durchaus direkt bestellt wird bei Medela), der nach einem ganz ähnlichen Vakuumprinzip arbeitet, der allerdings auch recht teuer ist. Angeblich führt die Verwendung eines solchen Saugers nicht zu Saugverwirrungen... Vielleicht ist es aber gerade auch der starke Milchspendereflex, der deinem Sohn nicht gefällt. Manche Kinder verweigern die Brust, wenn die Milch quasi von allein herausschießt und trinken erst dann ruhig, wenn der Reflex abgeebbt ist. Hast du da schon einmal etwas beobachten können? Ansonsten empfehle ich dir die Tipps, die wir bei "streikenden" Babys geben: Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Nun kann ich aber weder dich noch dein Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und dir auch nichts zeigen. Am besten wendest Du dich deshalb einmal an eine Stillberaterin in deiner Nähe und lässt dir beim Stillen zuschauen. Die Kollegin kann dir dann bei Bedarf Tipps zum korrekten Anlegen geben, kann dir erklären, woran Du erkennst, ob dein Kind korrekt saugt und dir überhaupt gezielte Hinweise geben. Im direkten Kontakt lassen sich viele Fragen viel besser klären. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 14.10.2013



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