Frage: Still-Teufelskreis?

Hallo Frau Welter, ich habe eine Frage: Mein Sohn ist 15 Wochen alt und wird voll gestillt. Bisher hat er die Brust auch meistens haben wollen wenn er müde war. Manchmal klappt das auch, wenn Hunger und Müdigkeit aufeinander treffen schläft er beim Trinken ein, doch manchmal läuft es auch auf Nuckeln bis zu einer Stunde raus, wonach er wieder eine Menge ausspuckt und doch nicht einschläft. Dann muss ich ihn herumtragen bis er einschläft. Bei anderen Gelegenheiten sucht er krampfhaft danach, sobald er die Brust hat lässt er wieder los und weint weiter. Deshalb gebe ich ihm die Brust auch gar nicht mehr zum Einschlafen wenn er kurz davor erst getrunken hat und am liebsten möchte ich es ihm ganz abgewöhnen. In den frühen Morgenstunden wird er nämlich im 30-45 Minuten-Takt wach und will zum Weiterschlafen nuckeln! Wie kann ich ihn sanft entwöhnen? Im Moment trage ich ihn herum und wiege ihn, doch er beißt immer wieder auf der Suche nach der Brustwarze in mein Shirt und brüllt! Doch dann selbes Spiel wie oben beschrieben, entweder Dauernuckeln mit anschließendem Ausspucken oder er lässt sie los um gleich wieder danach zu suchen. Ich habe ihm auch schon einen Nuckel angeboten und ein Schmusetuch, bei guter Laune spielt er nur damit, in den Momenten wo er es brauchen könnte wird er hysterisch wenn man es ihm anbietet und reinzwingen will ich natürlich nichts. Wäre dankbar für Ihre Hilfe, denn ich mache mir auch schon Sorgen ums Abstillen.

Mitglied inaktiv - 31.07.2007, 17:01



Antwort auf: Still-Teufelskreis?

Liebe Püppi1711, Ihr Baby ist 15 !!! Wochen alt und muss ganz sicher noch nicht alleine einschlafen! Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses "natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit "Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser "Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Sie noch die nächsten Jahre damit verbringen müssen, Ihr Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Sie es sich jetzt vorstellen können. Das Verhalten Ihres Kindes entspricht schon fast "lehrbuchmäßig" dem eines wenige Tage oder Wochen alten Babys, das eben nicht zehn bis 15 Minuten an der Brust trinkt und danach zufrieden einschläft (Baby, die sich so verhalten, sind so schwierig zu finden, wie eine Nadel im Heuhaufen). Babys haben ein über das reine Ernährungssaugen hinausgehendes Saugbedürfnis und diesem "non nutritiven" Saugen kommt eine sehr große Bedeutung zu. Nun werden viele Menschen sagen: "Dafür gibt es ja einen Schnuller". Doch das ist eine sehr zweifelhafte Antwort. Der Schnuller ist eine Brustattrappe und von der Natur ist vorgesehen, dass das non nutritive Saugen an der Brust stattfindet. Wird der Schnuller eingesetzt, kann es nicht nur zu Saugproblemen kommen, er kann auch dazu führen, dass das Kind zu wenig Zeit an der Brust verbringt, so dass die Brust nicht ausreichend stimuliert wird und das Kind nicht die Milch bekommt, die es braucht. Der Gebrauch des Schnullers ist sehr kritisch zu sehen. Die anderen Nebeneffekte, wie häufiges Aufstehen der Mutter, weil das Kind den Schnuller verliert, sind natürlich auch nicht gerade angenehm. Sie können sich und dem Kind das Leben sehr viel einfacher machen, wenn Sie sich auf Ihr Kind einlassen. Die oben erklärten Zusammenhänge machen es Ihnen möglicherweise einfacher, dem Bedürfnis des Kindes entgegenzukommen, zumal es erwiesen ist, dass es sich langfristig auszahlt, diese Bedürfnisse jetzt zu stillen. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden und wachen auch in der Nacht regelmäßig auf. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Dazu kommt: Menschenbabys sind Traglinge, die den Kontakt zur Mutter brauchen. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn Ihr Kind nicht pausenlos schlafen will und ständigen Körperkontakt sucht. Ich kann Ihnen nur dringend empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in ihrer Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem werden Sie sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Ihr kleines Menschlein. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 31.07.2007



Antwort auf: Still-Teufelskreis?

Habe noch was vergessen: Ich bin auch etwas verunsichert durch die Aussage der Arzthelferin beim Kinderarzt, denn die meinte, wenn er weiterhin an der Brust einschläft würde er nicht lernen alleine einzuschlafen und deswegen würde er in den frühen Morgenstunden auch so oft nuckeln wollen, weil er wach wird und nicht wieder ohne Brust einschlafen kann! Ich solle ihn alleine ins Bett legen! Aber dafür ist er doch echt noch zu klein!

Mitglied inaktiv - 31.07.2007, 17:07



Antwort auf: Still-Teufelskreis?

Hi! Entschuldige, daß ich mich einmische :-) Aber bei uns war es sehr ähnlich! Dein Sohn verhält sich völlig normal... Auch ich habe meine Kleine phasenweise eeeewig gestillt. Wenn sie müde war, wenn sie quengelig war, wenn sie hungrig war... Gerade die ersten Wochen war ich fast ausschließlich am Stillen. Es gab oft kein "dazwischen". Und das Einschlafstillen fand ich immer total praktisch und schön. Wer sagt denn, daß ein so kleiner Wurm "alleine" einschlafen lernen MUSS??? Daß wäre völlig unnatürlich. Ein Kind folgt seinem Instinkt. Es möchte Nuckeln! Ich ließ mich auch hin und wieder durch Aussagen von Kinderärzten usw. "verunsichern". Zum Glück blieb ich jedoch meinem Gefühl treu. Und dieses Dauernuckeln, nicht einschlafen, spucken usw.... Das war bei uns GENAUSO! Damals dachte ich mir auch...oh je...so kann das doch nicht weitergehen!? Das war auch die Zeit, in der ich unserer Kleinen den Schnuller angeboten habe. Zum Glück, hat sie ihn nicht akzeptiert!!! Wir hatten damals auch Abende, da wollte sie STÄNDIG nuckeln. Irgendwann war's natürlich zuviel...dann hat sie schwallartig gespuckt...dann ging es wieder von vorne los mit dem Nuckeln usw. Mein Mann und ich haben sie bis zum 4. Monat nachts getragen, damit sie wieder in den Schlaf fand. Ab dem 4. Monat schlief sie dann nachts stets beim Stillen im Bett weiter. Und seitdem sind wir alle glücklich mit dem "Einschlafstillen". LG Sandra, Stillmami seit 21 Monaten ...unsere Maus wird übrigens auch noch sehr häufig nachts wach und möchte gestillt werden!

Mitglied inaktiv - 31.07.2007, 19:15



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