Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Schuldgefühle (etwas lang)

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Schuldgefühle (etwas lang)

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Ich weiß, es ist etwas früh (oder auch etwas spät) diese Frage zu stellen, aber mich beschäftigt etwas doch schon sehr. Vorweg, ich bin noch nicht schwanger, habe aber vor es wieder zu werden. *g* Ich habe schon ein Kind. Der Kleine ist jetzt 2 Jahre und 2 Monate alt. Die Stillzeit (wenn man das so nennen kann) verlief sehr unglücklich. Nach einer Traumschwangerschaft brachte ich meinen Sohn in einem von der LaLecheLiga als "stillfreundliches" Krankenhaus ausgezeichneten Krankenhaus auf die Welt. Mir ging es seelisch nicht ganz so gut, nach der Geburt (was anscheinend eher normal ist) aber ich hatte trotzdem vor zu stillen, da es ja das beste für ein Kind sein sollte. Ich dachte mir, wenn es funtktioniert, dann funktioniert es und wenn nicht dann nicht. Da ich wie gesagt seelisch nicht ganz auf dem Damm war, wollte ich mir somit eigentlich ersparen, dass ich mich dann wie eine Versagerin fühlen würde, falls es nicht klappt. Im Kreissaal wurde er dann auch angelegt, nach ca 1 1/2 Stunden. Er saugte und schrie gleichzeitig. (Er schrie aber auch schon, da war er noch nicht mal ganz heraussen. *g* Er war von Anfang an ein Schreikind gewesen. Es nahm aber auch kein Ende. Er saugte und saugte. Kein Mensch erklärte mir auch nur irgendwas. So kam es das er 2, 5 Stunden an einer Brust saugte. In der Nacht 4 STunden. Dieses Kind wurde nicht müde und hörte nicht auf!!!! (Ich konnte es selbst gar nciht glauben, und die Schwestern auch nicht!) So ging es die ganze Zeit. Er schrie, wenn man ihn anlegte, da es ihm anscheinend nicht schnell genug ging, das was rauskommt. Er wurde richtig hysterisch. Man hat dann zugefüttert, da man dachte, wenn er nicht so sehr Hunger hat, das er dann ruhiger an die Sache rangeht. Meine Brustwarzen bluteten und bluteten. Ich hielt nicht mal mehr das Nachthemd an den Brustwarzen aus. Man meinte dann ich sollte Abpumpen, das soll nicht so weh tun. Hab ich dann auch gemacht. Es kam gast nichts raus. Nur Blut! Ich saß den ganzen Tag im Stillzimmer um ja eine Schwester in der Nähe zu haben, das es vielleicht endlich klappen würde. Aber in der 4 Nacht hatte ich dann einen Nervenzusammenbruch (es kamen noch andere Sachen dazu.... nicht nur wegen dem Stillen. Ich wurde auch sehr rupig von dem Personal dort behandelt und nicht ernst genommen.) Ich sagte den Schwestern ins Gesicht, das ich das Kind diese eine Nacht nicht mehr sehen will, und das sie ihm etwas anderes zu Essen geben sollten. So war es dann auch und ich stillte ab. Kein Mensch hat mir auch nur irgendwas erklärt oder gesagt. Ich meinte damals, ich wollte einen Schnuller für das Kind, weil er nicht aufhörte zu saugen. Es kam nur als Antwort, das ich keinen bekomme. Und aus! Es wurde mir nicht erklärt warum. Ich wollte dann Stillhütchen, damit sich meine Brust vielleicht erholen würde. Nein, gibts hier nicht. Und in dem Zustand in dem ich mich damals befand, sah ich das natürlich nur als "Verarschung" Es dauerte dann ziemlich lange, bis ich endlich ein normales Verhältnis zu meinem Kind aufbauen konnte. Aber als er dann etwas älter war, war auf einmal alles perfekt. Ich liebe meinen kleinen Mann über alles! Er scheint allerdings wirklich nicht sowas wie ein Sättigungsgefühl gehabt zu haben, da man in das Kind "reinschütten" konnte was man wollte. Meine Tante hat ihm mal zwei volle Flaschen Babynahrung gegeben. Sie meinte, sie wüßte es besser und meinte, das das Kind noch Hunger hat, obwohl ich ihm selber schon viel mehr als für sein Alter vorgeschrieben gefüttert hatte. Er trankt dann auch noch die zweite Flasche leer und reagierte wie nach der ersten Flasche. Das Kind hat nicht von selber aufgehört zu nuckeln!!) Ich bereuhe es sehr, in diesem Krankenhaus entbunden zu haben. Ich denke, wenn Menschen etwas einfühlsamer gewesen wären, das sie mir vielleicht damit geholfen hätten. (Also ich dann beschlossen hatte, abzustillen, wurde ich fertig gemacht...) Aber das ist Vergangenheit! Ich will es auch beim nächsten Kind versuchen. Obwohl ich irgendwie davor Angst habe, das mir wieder das selbe passiert wie beim ersten Kind. Aber ich fange schon jetzt an mich zu infoermieren und lese auch schon seit einigen Wochen hier im Forum mit! Man lernt doch viel und ich bin froh, das ich beim nächsten Mal schon weiß was auf mich zukommen wird. Aber irgendwie hab ich Schuldgefühle. Wenn ich ein Kind stille, würde ich es auch zu mir ins Bett legen, ziemlich viel herumtragen, ziemlich viel Körperkontakt haben, was ja mit einem "nichtgestillen" Baby zwangweiße ja nicht haben muß. Eric hat seit er 6 Wochen alt ist in seinem Zimmer geschlafen. Ich hab auch damals (als er älter war) nach dem Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" das Kind zum schlafen gebraucht. Ich wußte es ja nicht besser. Jetzt tut mir das alles leid. Das zweite Kind wird wahrscheinlich im Elternbett schlafen, bis es in der Nacht keine Milch mehr will... und wahrscheinlich aus Gewohnheit noch länger. Eric hatte das nicht!!! Mir tut das alles wirklich leid und ich weiß nicht, ob Eric dann nicht ein bisschen zum "Stiefkind" wird, da ich ja irgendwie durch das Stillen mit einem Kind eine ganz andere Bindung eingehe.... Ich hatte damals ja auch nicht den Nerv durchzuhalten mit dem Stillen. Ich hörte von meiner Mutter da es bei ihr auch nicht funktioniert hat, da sie so enge Milchkanäle hatte und ich hab es akzeptiert. Jetzt fehtl es mir. Und darum werd ich auch ziemlich viel daran setzten das zweite Kind stillen zu können. Ich weiß, das klingt jetzt alles sehr wirr, aber vielleicht kannst Du mir da ja helfen. Oder gibt es andere Mütter die ein Kind stillten und das andere nicht?? Danke fürs Zulesen (von diesem wirlich langen Beitrag. *g*) Petra


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Übrigens.... Das er mit 6 Wochen schon in seinem eigenen Zimmer geschlafen hat, hat er sich so anscheind damals selbst ausgesucht. Er schlief dort viel ruhiger und auch einigermassen durch. Ich hab ihn also nicht gezwungen. Nicht um irgendwelche Mißverständnisse aufkommen zu lassen. *g* Petra


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Hallo petra, bei meiner Tochter gab es aufgrund ihrer frühgeburt massive Stillprobleme. 4 Als sie ca 9 Wochen alt war habe ich auch aufgehört zu pumpen, da war sie seit 5 Wochen zu hause. Weinte viel, wollte nur auf den Arm, mir fehlte Zeit, Ruhe, Erfahrung und beratung um sie noch an die Brust zu bekommen. Also wurde sie ein Flaschekind. Zudem schlief sie weitestgehenst im eigenem Bett, sie war es aus der Klink ja auch so gewöhnt. Der Aufbau unserer Mutter-Kind-Beziehung war auch schwieriger, bzw es dauerte länger, bis ich sie wirklich verstand. Knapp 2 Jahre später kam unser Sohn zur Welt, das Stillen klappt seitdem problemlos, er schläft im "Babybalkon", also fast Familienbett. Ich hatte vom 1. Moment eine innige Beziehung zu ihm. Und weißt Du was? Mein schlechtes Gewissen gegenüber meiner Tochter hat sich verringert! Im Gegenteil, ich konnte mich ein ganzes Stück mit "unserem Schickasl" aussöhnen. Ich wünsch dir, daß es bei Euch auch so läuft! LG Imke


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Hi Petra, manchmal läuft eben nicht alles so optimal, wie man es sich wünscht. Versuch deine Schuldgefühle zu überwinden ... du liebst ihn doch. Was will man mehr! Und das JETZT ist wichtig!!! Obwohl ich mir durchaus vorstellen könnte, dass du bei einem 2. Kind mit einer funktionierenden Stillbeziehung erst mal hin und weg bist ... aber das Kleine wird größer und trotzig usw. .. ich habe beide Kinder gestillt bzw. stille den kleinen Mann mit 1 Jahr immer noch viel. Bei unserer Tochter wollte ich auch unbedingt stillen, aber meine eine Brustwarze wurde schon im Krankenhaus ruiniert ... allerdings konnte mir wochenlang niemand sagen, warum ich solche Schmerzen beim Stillen auf diese Seite hatte. Ich hätte jedes Mal heulen können, wenn sie ansaugte, danach ließ der Schmerz etwas nach. Ich habe die Hebamme gewechselt, Stillberatinnen konsultiert und hier viel gelesen. Letztlich hatte ich einen Riss in der Brustwarze der nur heilte, weil ich 2-3 Tage mal ein Brusthütchen trug. Ich fand das normale KrankenHaus für die Entbindung einigermaßen okay. Aber eins habe ich auch gelernt: früher um Hilfe bitten und vor allem auch sich wehren. Das ist nur schwierig, wenn man selbst nicht fit ist. Dann muß der Partner einfach mal helfen. Tjaa, ich wünsche dir, dass du beim 2. Mal Glück beim Stillen hast! Ich würde an deiner STelle schon Kontakt zu einer Hebamme/Stillberaterin aufbauen ...vielleicht kann die dir dann im Krankenhaus helfen?! Viele GRüße Heide


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Hallo Petra! Ich habe meinen Sohn auch nur ein paar Wochen gestillt, ich hatte überhaut keine Ahnung vom stillen und das leider zum Leid von meinem Kleinen! Jetzt still ich seid über 2 Jahren mein Tochter und erst jetzt weis ich was ich meinen Sohn nicht gegeben habe. Natürlich tut mir das leid, aber das ist normal! Ich kann dir nur sagen das deine Schuldgefühle alles sagen!!! Man merkt doch an deinen Gedanken das du deinen Jungen über alles liebst und das alleine zählt. Für dein zweites Kind wünsch ich dir einen besseren Start und keine Schuldgefühle wenn du beim Zweiten alles anders machst. Bei uns hat das Stillkind als Neugeborenes im eigenen Bett geschlafen weil sie das lieber hatte. Ich bin mir sicher du bist zu streng zu dir! lg


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Danke für Eure lieben Atnworten!! Ihr habt wirklich so manches geschrieben, das mich zum Nachdenken gemacht haben... Danke nochmal! Alles Liebe Petra


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