Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Schnuller - Stillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Schnuller - Stillen

Mitglied inaktiv

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Hallo, mein Sohn, 12 Tage, ist ein extrem pflegeleichtes Baby, er schläft viel, trinkt brav und ich bin rundum glücklich und zufrieden. Am Abend (zum Einschlafen) habe ich aber das Gefühl, dass er ein großes Saugbedürfnis hat und viel länger am Busen bleiben möchte, als er trinkt. Nachdem ich noch ein älteres Kind habe, kann (und will) ich nicht eine Stunde lang meine Brust "herhalten", so habe ich ihm kürzlich einen Schnuller gegeben, den er auch gerne angenommen hat. Außerdem hoffe ich, dass ihn so auch der Papa abends mal zu Bett bringen kann, weil er dann nicht von meiner Brust "abhängig" ist. Saugverwirrt scheint er nicht zu sein, weil das ja die Ausnahme darstellt mit dem Schnuller und ich es auch dabei belassen möchte. Was ist dazu die Meinung der Stillberaterin, ist das ok? Ach ja, nicht, dass nun jemand denkt, ich stille nicht gerne oder so ... meinen "Großen" habe ich mehr als 3 Jahre lang gestillt. Mein Kleiner soll auch so lange gestillt werden, wie er möchte, mit dem Schnuller erhoffe ich mir aber, dass er nicht so wahnsinnig auf mich fixiert ist, wie der Große es war, sondern mit dem Schnuller auch mal vom Papa oder jemand anderem "versorgt" werden kann und offensichtlich braucht er dann trotzdem etwas zu saugen (so ganz ohne geht es nicht). Danke für die Rückantwort. BIRGIT


Biggi Welter

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Liebe Birgit, der Schnuller ist nicht "böse" und manchmal kann ein Schnuller durchaus seine Berechtigung haben, aber es sollte wenn er überhaupt eingesetzt wird dosiert verwendet werden, so wie ein Medikament. Von Stillberaterinnen wird der Gebrauch kritisch gesehen, da wir immer wieder mit den Folgen des Schnullergebrauchs, vor allem bei kleinen Säuglingen, konfrontiert werden. Babys (und Kleinkinder) haben ein natürliches Saugbedürfnis. Dieses Saugbedürfnis dient dazu, dass sie die Nahrung bekommen, die sie brauchen um zu wachsen und zu gedeihen. Saugen beruhigt das Kind außerdem. Von der Natur ist es vorgesehen, dass ein Kind sein Saugbedürfnis an der Brust befriedigt und so gleichzeitig seinen Hunger und auch sein Saugbedürfnis stillt. Beim Schnuller handelt es sich um nichts anderes als um eine Brustattrappe, eine Kopie. Und nun ist es eben so, dass eine Kopie nie wirklich das Original vollständig erreicht und das gilt auch und besonders für den Schnuller. Diese Attrappe kann manchmal sinnvoll und hilfreich sein, wenn sie überlegt und wohl dosiert eingesetzt wird. Aber Eltern sollten sich auch der Nebenwirkungen des Schnullers bewusst sein: o Schnuller sind künstliche Sauger und können beim Baby zum falschen Saugen an der Brust führen. Diese sogenannte Saugverwirrung kann ernsthafte Stillprobleme nach sich ziehen und auch wenn dein Baby jetzt noch keine Symptome zeigt, kann sich das schnell ändern. o Durch Schnuller wird die Zeit, die das Baby an der Brust der Mutter verbringt eingeschränkt, was die Milchbildung der Mutter negativ beeinflussen kann. o Kinder ohne Schnuller erkranken seltener an Mittelohrentzündungen. o Schnullergebrauch kann Kieferfehlstellungen begünstigen. o Schnullergebrauch kann zu einer ungünstigen Mundatmung führen. Eine offene Mundatmung führt zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und kann Haltungsprobleme begünstigen. o Kinder, die einen Schnuller hatten, brauchen häufiger eine logopädische Behandlung Ein Aspekt, der auch nicht zu vernachlässigen ist, ist, dass Eltern dem Kind den Schnuller zunächst angewöhnen und dann (nach einer mehr oder weniger langen Zeit) wieder abgewöhnen. Das Abgewöhnen des Schnullers kann sehr nervenaufreibend für alle Beteiligten sein. Ein "schnullerabhängiges" Kind kann in der Nacht sehr oft die Eltern aus dem Bett springen lassen, weil es zum Wiedereinschlafen oder Weiterschlafen den Schnuller braucht und ihn alleine nicht findet. Interessante Informationen bieten die Veröffentlichungen von Gudrun von der Ohe, einer Ärztin und Still und Laktationsberaterin IBCLC "Der Schnuller und seine Auswirkungen" (in Laktation und Stillen Heft 3/1999) und "Schnuller und plötzlicher Kindstod" (in Laktation und Stillen Heft 4/2000) sowie die Facharbeit der Logopädin Caroline Schallhammer, IBCLC "Stillen als Prävention in der Logopädie" die sich ebenfalls ausführlich mit dem Schnuller beschäftigt. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Das Marathonstillen kann für dich sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass dein Baby durch den Stillmarathon deine Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Du siehst, dass ich dem Schnuller gegenüber eher kritisch eingestellt bin. Doch da Du dir offensichtlich Gedanken über das Pro und Contra des Schnullers machst, wollte ich dir diese Informationen nicht vorenthalten. LLLiebe Grüße, Biggi


Mitglied inaktiv

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Hallo, ich will dir die Entscheidung nicht abnehmen und die Kritikpunkte nicht entwerten. Nur soviel: Felix, 21 Mon., hängt sehr an seinem Schnuller und wird trotzdem noch gestillt. Möglich ist es also, aber wie hoch der Anteil des Glücks dabei ist, kann ich nicht sagen. LG, Emily


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