Schmerzen in den Knochen wegen dem Stillen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Schmerzen in den Knochen wegen dem Stillen?

Hallo liebe Stillberaterinnen! Vorerst moechte ich anmerken, dass ich dieses Forum echt super finde und total froh darueber bin, dass man nie lange auf eine Antwort warten muss. :-) Nun zu meinen Fragen. Mein Kleiner ist jetzt 5 Monate alt und ich habe vor 6 Monate voll und ohne jegliche Beikost zu stillen. Seit langer Zeit habe ich nun schmerzen in den Knochen, speziell in den Knien. Wenn ich mich buecke tut es weh und das aufstehen ist noch schmerzhafter. Ich schaetze, dass dies so ist, weil mir mein Baby ueber die Muttermilch das Kalzium entzieht? Es stoert mich eigentlich nicht, solanger mein Kleiner bekommt was er braucht, aber gibt es irgendetwas, das ich tun kann um die Schmerzen ein wenig zu lindern? Ich trinke jeden Tag ungefaehr einen Liter Milch deswegen. Medikamente moechte ich nicht nehmen. Die zweite Frage waere, ob ich mit Beikost beginnen soll, wenn er genau 6 Monate alt ist oder eine Woche davor? Die Meinungen gehen da ja bekanntlich auseinander. Dazu muss ich anmerken, dass mein Kleiner allergiegefaehrdet ist. Was mich zu meiner naechsten Frage fuehrt. Ich bin hier in Aegypten und gebe ihm manchmal ein Flaeschchen mit !er HA-Nahrung. Die gibt es hier aber nicht. Es gibt zwar Aptamil und Milumil, aber kein HA. Und die Flaschennahrung, die ich aus Oesterreich mitgenommen habe, ist ab Morgen abgelaufen. :-( Da mein Baby nur sehr selten eine Flasche bekommt (wenn wir unterwegs sind und sich keine Stillmoeglichkeit bietet), moechte ich wissen, ob es in Ordnung ist, wenn ich ihm eben eine normale 1er Nahrung gebe, also keine HA? Denn durch die Muttermilch muesste er doch optimal geschuetzt sein. Oder mindert die Flaschennahrung etwa den Schutz? Ich weiss, das sind jetzt viele Fragen, aber ich hoffe wirklich, dass Ihr mir weiterhelfen koennt. Danke schon mal :-)

von Die_Froschkoenigin am 03.10.2012, 15:19



Antwort auf: Schmerzen in den Knochen wegen dem Stillen?

Liebe Die_Froschkoenigin, es gibt Untersuchungen, die belegen, dass Stillen vor Osteoporose SCHÜTZT und eine zusätzliche Aufnahme von Kalzium während der Stillzeit keinen Vorteil hat. „Stillen schützt vor Osteoporose. Die komplexen Einflüsse des Stillens auf den Knochenstoffwechsel wirken sich darauf aus, dass es trotz des niedrigeren Östrogengehaltes insgesamt eine Stabilisierung zu kommen scheint und dadurch langfristig das Risiko von Knochenbrüchen verringert wird. Interessant ist in diesem Zusammenhang das folgende Ergebnis einer Studie: Eine vermehrte Kalziumaufnahme aus dem Darm ist eine physiologische Anpassung der Mutter, um den Kalziumbedarf während der Stillperiode zu decken. Diese Fähigkeit wird aber erst nach dem Abstillen oder dem Wiedereinsetzen der Menstruation deutlich. Die vermehrte partielle Kalziumsaufnahme nach dem Abstillen kann einen Zusammenhang mit einer Zunahme der Knochendichte der Lendenwirbelsäule innerhalb von sechs Monaten nach dem Abstillen haben. Kalkwarf, H.J. et al. Intestinal calcium absorption of women during lactation and after weaning. Am J Clin Nutr 1996: 63(4):526 31.“ Es gibt aber in der Tat einen Zusammenhang zwischen Gelenkschmerzen und Stillen bei einigen wenigen Frauen. Ob deine Beschwerden nun in diese Kategorie gehören oder nicht, kann ich allerdings beurteilen. Es wird angenommen, dass es sich um eine genetisch beeinflusste Autoimmunreaktion handelt, die sich bereits in der Schwangerschaft zeigen kann und nach der Geburt wieder zurückgeht. Betroffene Frauen, die ihr erstes Kind stillen, spüren diese Symptome, insbesondere an Händen und Fingern. Möglicherweise hängt das mit dem erhöhten Prolaktinspiegel zusammen. Beim Stillen weiterer Kinder, so wird berichtet, lassen die Symptome nach. Für die Mutter ist es hilfreich, sich so oft wie möglich auszuruhen, mehr im Liegen zu stillen, Hände, Arme mit Kissen während des Stillens zu stützen. Da bestimmte gymnastische Übungen regelmäßig ausgeführt lindernd wirken können, solltest Du mit deiner Ärztin/Arzt über Krankengymnastik sprechen. Eventuell ist auch eine Behandlung mit einem Antirheumatikum (so steht es in der Fachliteratur) anzuraten. Ob ein Baby bereit ist zur Beikost kannst Du an den folgenden Anzeichen erkennen: • es ist in der Lage aufrecht zu sitzen, • der Zungenstreckreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, • es zeigt Bereitschaft zum Kauen, • es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken und interessiert sich dafür, • es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt. Dies ist mit etwas einem halben Jahr das Fall, doch sollte sich niemals nur am Kalender, sondern wirklich am Kind orientiert werden. Nun noch zur Flaschennahrung. Es lässt sich niemals sagen „eine Flasche andere Nahrung und das Stillen war für die Katz". Das wäre schlicht und ergreifend Blödsinn. Erstens hat das Stillen noch eine Vielzahl anderer Vorteile als nur die vorbeugende Wirkung gegen Allergien und zweitens lässt sich niemals für den Einzelfall vorhersagen, wie das jeweilige Kind reagieren wird. Theoretisch ist es möglich, dass sich das Allergierisiko für ein Kind durch eine einzige Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung erhöht, doch in der Praxis lässt sich aus dieser statistischen Wahrscheinlichkeit nichts Definitives für dein Kind oder das deiner Nachbarin oder irgend ein anderes individuelles Kind herauslesen. Ganz liebe Grüße in die weite Welt ;-) Biggi

von Biggi Welter am 03.10.2012