Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Schlafsituation

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Schlafsituation

Dohach

Beitrag melden

Hallo liebe Biggi, meine aktuelle Frage hat nichts mehr mit dem Stillen zu tun, da meine Tochter in wenigen Wochen 4 Jahre alt wird. Da Du mir die letzten Jahre aber immer ganz wertvolle Tipps gegeben hast, wende ich mich mit meinen Fragen bewusst an Dich. Ich habe lange gestillt und meine Tochter erst mit 3 Jahren, abgestillt. Das letzte Jahr aber nur noch abends zum Einschlafen. Meine Tochter ist sehr kuschelbedürftig und hat auch bis 2,5 komplett bei uns im Elternbett geschlafen. Danach habe ich mit ihr zusammen im Kinderzimmer geschlafen. Seit ca 7 Monaten hat sie auch ein Kinderbett, das sie sich selbst aussuchen durfte. Mit Kletterturm. Wir haben es dann so gemacht, dass ich die ersten Monate mit ihr zum Einschlafen ins Kinderbett reingelegen bin, dann die Nacht auf einer Matratze vor ihrem Bett schlief. Da das natürlich kein Dauerzustand ist, haben wir es nun so gemacht, dass ich zum Einschlafen mit ihr reinliege und wenn sie eingeschlafen ist, ich ins Elternschlafzimmer gehe. In der Nacht darf sie dann jederzeit rüber kommen und bei uns bleiben. Bis sie dann tatsächlich zu uns kommt, kann ich aber nicht wirklich schlafen und höre immer mit einem Ohr, ob sie ruft. Seit 3 Wochen war es so, dass ich sie krankheitsbedingt komplett bei uns im Elternbett schlafen ließ. Erst war sie krank, dann hatte ich einen Hexenschuss und konnte nicht im Kinderbett rumklettern. Nun wollte ich den Urzustand wieder herstellen, dass ich zum Einschlafen bei ihr liege und dann ins Elternschlafzimmer gehe und sie nachts kommen darf. Das will sie nun nicht mehr. Sie sagt, es nerve sie, dass sie nachts dann rüberlaufen muss und sie bei uns schlafen will. Sie wolle nicht alleine schlafen. Nun meine Fragen: 1. Wäre es so schlimm, wenn sie wieder komplett zu uns kommen würde? Wir schlafen da ja irgendwie alle besser, weil wir die nächtliche Unruhe nicht haben. Aber uns hängen die Konventionen im Nacken, dass ein Kind im Kinderzimmer schlafen soll und wir dem Kind nichts Gutes tun und sie dann nie alleine schlafen wird/kann, wenn wir den Rückschritt machen und sie wieder komplett bei uns schläft... Was meinst Du? 2. Als ich abgestillt hatte, hatte meine Tochter natürlich einige Zeit sehr um die Brust getrauert. Damit es ihr leichter fiel, durfte sie ihren Kopf weiterhin auf meine nackte Brust legen, was ihr sehr geholfen hatte. Das ist auch bis heute so und sie macht dies für sich zum beruhigen, z.b. wenn sie krank ist, müde ist, sie schlecht gelaunt ist... Dann möchte sie "Draufliegen" und legt ihren Kopf auf meine Brust.Sie sucht dann ganz bewusst den Hautkontakt. Manchmal einfach nur wenige Minuten, manchmal lange, z.b. wenn sie krank ist. Vorwiegend die Herzseite. Ich finde es auch nicht schlimm. Mein Mann auch nicht. Er ist eigentlich in allem entspannt und vertritt die Ansicht "sie ist doch noch klein und wenn sie es für sich so braucht..." Meine Tochter war ein Schreibaby und schon immer sehr kuschelig und sucht sehr den Körperkontakt zu mir. Was meinst Du dazu? Wir möchten natürlich schon, dass unsere Tochter eine selbständige Persönlichkeit wird und wollen ihr natürlich nicht schaden oder ihren Abnabelungsprozess verhindern. Mein Konflikt ist eigentlich der, dass ich einerseits mit den Konventionen hadere und mir mein Bauchgefühl aber sagt, dass wenn mein Kind das so braucht, es für mich dann auch okay ist. Insgesamt erziehe ich Bedürfnisorientiert. Auch wenn es nicht wirklich in die Thematik Stillen passt, würde ich mich über Deine Einschätzung und Meinung sehr freuen. Vielen Dank und Dir weiterhin alles Gute. Du machst hier eine tolle Arbeit in diesem Forum. Viele Grüße Dohach


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Dohach, ganz ehrlich, ich bin der Meinung, dass du auf dein Bauchgefühl hören solltest. Du kennst DEIN Kind am besten und wenn ihr euch alle wohl fühlt so, besteht kein Grund, etwas zu ändern, was euch eigentlich sogar gefällt und gut tut. Du hast dein Kind lange gestillt und dann hat es irgendwann gut geklappt mit dem Abstillen, irgendwann wird es genauso mit dem Schlafen klappen. Ich kenne unzählige Familien, die das Familienbett genießen und wenn dein Partner einverstanden ist, besteht doch kein Grund, etwas zu ändern, nur weil alle das so machen. Solange ihr euch mit eurem Kind zusammen wohl fühlt, gibt es keinen Grund etwas an der Situation zu ändern und die Kritiker und Mahner, die Schlimmstes prophezeien kannst du ja mal fragen, ob sie gerne alleine schlafen und ob sie schon einmal ein Kind gesehen haben, dass noch die eigene Hochzeitsnacht zusammen mit seiner Mutter im Bett verbracht hat. Ich kenne viele Kinder, die vom ersten Lebenstag an mit den Eltern das Bett geteilt haben und problemlos in ihr eigenes Bett umgezogen sind, als sie dazu bereit waren (meine eigenen eingeschlossen). Die meisten dieser Kinder wären weiterhin willkommen im Familienbett, aber sie brauchen es nicht mehr. Genauso kenne ich aber auch Kinder, die verzweifelt versucht haben, sich einen Platz im Bett der Mutter zu „erkämpfen" und dies noch lange Jahre versuchen, wenn die „Familienbettkinder" längst schon nicht mehr das Bedürfnis danach haben. Wenn du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, kennst du es vielleicht schon? Einen ganz lieben Gruß von einer Familienbettmama, die heute sagt, dass das ihre schönste Zeit im Leben war ;-) Biggi


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.