Sehr geehrte Frau Welter!
Mein Sohn (12 Wochen) hat seit ein paar Tagen immer abends Flausen im Kopf: er trinkt, verschläft. Wenn er nachher saugt, dann saugt er ein- zweimal nicht richtig und schreit am Spieß - kontrolliere ich selbst durch Drücken der Brust, so habe ich genug Milch. Doch er lässt sich nicht überreden zu trinken - er verweigert die Brust. Und dies nur abends
Danke im voraus für die Antwort
Manuela
Mitglied inaktiv - 11.03.2002, 19:25
Antwort auf:
Nix saugen
?
Liebe Manuela,
kann es sein, dass Ihr Sohn einfach satt ist und nicht mehr trinken mag?
Nicht jede Unruhe eines Kindes muss zwingend Hunger oder Saugbedürfnis sein, es gibt auch andere Ursachen.
Es kommt vor, dass ein Kind von den Eindrücken des Tages so überreizt ist, dass es nur noch schreien kann. In dieser Situation ist - so schwer es auch fällt - Ruhe das alleroberste Gebot. Keine großen Aktionen und nicht ständig etwas neues ausprobieren, sondern das Kind mit viel Ruhe und möglichst wenig Aufhebens zu beruhigen versuchen. Vor allem, wenn die Mutter - was ja nur zu verständlich ist - angespannt ist, dann ist es vorteilhaft, wenn vielleicht der Partner das Kind nimmt, der weniger aufgeregt ist.
Der Punkt ist, dass der Fokus vom Kind genommen wird, dass sich nicht mehr alle Anspannung auf das Kind konzentriert und es so die Gelegenheit bekommt, sich wieder zu entspannen und zu beruhigen. Der Teufelskreis der Anspannung, die sich auch bei den Eltern aufbaut und so das Kind immer unruhiger werden lässt, muss durchbrochen werden. Das kann manchmal auch dadurch erfolgen, dass das Baby auf eine Decke gelegt wird und die Mutter oder der Vater es durch unaufgeregtes, leises Sprechen und sanftes Streicheln beruhigt.
Ich würde das Baby nicht an die Brust zwingen, gleich wie „sanft" die „Gewalt" dabei ist, sondern andere Wege suchen, das Kind zu beruhigen und selbst zur Ruhe zu kommen.
Zum Beruhigen des Baby gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen. Beim Bündeln wickeln Sie das Baby gut in eine Decke ein, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn Sie Ihr Kind auf diese Weise eingepackt haben, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen.
Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes um weniger zappelig zu sein.
Sie können ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt.
Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen.
Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch ein Lutschetuch an.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 12.03.2002