Mitglied inaktiv
Hallo Frau Welter, ich stille noch immer voll. Mein Sohn ist jetzt 17 Wochen alt. Bisher klappte es mit dem Stillen ganz gut. Er nimmt weder einen Schnuller noch bekommt er Tee mit der Flasche. Seit so etwa 2 Wochen fängt er manchmal auf der rechten Seite an zu weinen als wollte er diese Seite nicht. Ich achte dann darauf das er wenigstens ein wenig trinkt, damit ich auf dieser Seite keinen Milchstau bekomme. Dann nehme ich ihn auf die andere Seite und er trinkt weiter ohne zu mucken. Ab und zu "dockt" er ab und ich denke, dass er satt ist. Will ich ihn dann hochnehmen meckert er als wollte er weitergestillt werden. Was ich dann auch tue. Irgendwie will er z.Zt. wieder öfter an die Brust. Seit er auf der Welt ist, habe ich tagsüber sowieso einen sehr geringen Abstand. Länger als 3 Stunden schafft er nicht. Es sei denn, wir sind unterwegs, dann verschläft er die Mahlzeit schon mal. Die Nächte sind ok. Manchmal (eher selten) schläft er von 22.00 bis 6.00 Uhr. Meistens kommt er noch einmal die Nacht oder ganz selten zweimal. Manchmal denke ich, dass ich ihn an die Brust nehme obwohl er gar keinen Hunger hat. Ich versuche vorher, wenn ich nicht ganz sicher bin, ihn etwas runzutragen und wenn er sich dann nicht beruhigt, denke ich, das er wohl Hunger hat,oder? Ein bißchen habe ich Angst, dass ich vielleicht mittlerweile nicht mehr genug Milch habe!? Was mir ein wenig schwer fällt,ist das viele Trinken. Manchmal schaffe ich es nur auf 1,5 Liter. Könnte das der Auslöser für das Meckern sein (zuwenig Flüssigkeit = zuwenig Milch)? Oder bekommt er vielleicht Zähne? Ich bin etwas verunsichert, denn ich möchte das halbe Jahr noch vollenden und erst dann mit Gläschen anfangen. Viellicht haben Sie eine Idee? Vielen Dank im voraus Regina
Liebe Regina, das Verhalten Ihres Kindes ist eigentlich total normal. Kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen (und mit 17 Wochen ist Ihr Baby im klassischen Alter dafür). Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein. Ihr Sohn verhält sich also absolut so, wie es von einem so kleinen Baby zu erwarten ist. Fast bei jeder Frau gibt es mehr oder wenige deutlich ausgeprägte Unterschiede zwischen beiden Brüsten. Es gibt z.B. Frauen, die auf einer Seite eine Hohlwarze und auf der anderen Seite eine normal ausgebildete Brustwarze haben. Und beinahe jede Frau bemerkt, dass eine Brust besser "läuft" als die andere. Die meisten Babys haben eine "Lieblingsbrust". Das ist gar nicht ungewöhnlich. Normalerweise besteht kein Grund zur Sorge wegen dieser Unterschiede, sie sind ebenso normal, wie die Tatsache, dass es Menschen gibt, die Rechtshänder sind und andere, die die linke Hand bevorzugen. Manchmal geht die Bevorzugung durch die Babys jedoch so weit, dass sie nur noch an einer Seite trinken. Die Milchmenge in der bevorzugten Brust wird dann mehr und nimmt auf der anderen Seite ab. Das ist im allgemeinen kein großes Problem, denn es ist durchaus möglich ein Baby mit nur einer Brust zu ernähren. Es dauert allerdings einige Zeit, bis sich die erforderliche Milchmenge durch häufigeres Anlegen an der bevorzugten Seite eingependelt hat vielfach sind beim einseitigen Stillen zumindest anfangs die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten auch kürzer. Der in diesem Fall entstehende Größenunterschied zwischen den beiden Brüsten gleicht sich nach dem Abstillen wieder aus. Manche Babys lassen sich auch überlisten. Legen Sie Ihren Sohn zuerst an der linken Seite an. Sobald der Milchspendereflex ausgelöst wurde, wechseln Sie, ohne die Stillhaltung zu verändern, an die andere Seite. Sie können auch den Milchspendereflex durch Massage auslösen und Ihren Sohn dann an der ungeliebten Seite anlegen. Sie müssen auch nicht extra viel trinken, um die Milchproduktion anzukurbeln. Trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme wirkt sich nicht positiv auf die Milchmenge aus. Viel trinken macht NICHT viel Milch, im Gegenteil. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung („schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Solange Sie sich nicht ausgedörrt fühlen, Ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen, trinken Sie genug. Sie haben Angst, dass Ihr Baby nicht genug Milch bekommt. Schauen Sie sich Ihr Baby einmal genau an: Hier die Kriterien für ein gut gedeihendes Baby: • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass“ ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Wenn Ihr Baby all diese Punkte erfüllt, dann dürfte alles in Ordnung sein. Ich hoffe, ich konnte Sie beruhigen!? LLLiebe Grüße Biggi
Mitglied inaktiv
Hallo Frau Welter, vielen Dank für Ihre sehr ausführliche Antwort. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass mein Sohn ein anderes Problem hat als das er zuwenig Milch bekommt. Eben hat er nämlich schon wieder rumgemeckert. Und das nach zwei bis drei Minuten an jeder Brust. Kann es sein, dass er zahnt? Ich habe gelesen - in dem Stillbuch von Hannah Lothrop - dass die Babys beim Einschuß der Zähne manchmal nicht richtig trinken, obwohl man noch keine Zähne sehen kann. Ich habe eben nämlich mal an der Brustwarze gedrückt und die Milch schoss nur so heraus! Kann ja dann nicht zuwenig sein, oder? Ich möchte ihm jetzt Osanit Kügelchen geben. Könnte wohl helfen oder was denken Sie? Ein Beisring macht noch nicht viel Sinn, weil er mehr seine Hände als irgendwas anderes in den Mund nimmt. Mit dem Greifen hat er es noch nicht so! Viele Grüße und ein schönes Wochenende Regina
? Liebe Regina, Zahnungsprobleme sind nie auszuschließen und gerade das Einschieben der Zähne in den Kiefer scheint manchen Babys sehr viel unangenehmer zu sein, als der eigentliche Zahndurchbruch (bis zum ersten Zahn kann es da oft noch lange dauern). Über Mittel, die das Zahnen erleichtern sollen, sprechen Sie bitte mit Ihrer Kinderärztin/arzt. Einen Beißring können Sie Ihrem Sohn auch hinhalten, wenn er selbst noch nicht so sicher greift und zusätzlich können Sie seine Zahnleisten massieren. Ein starker Milchspendereflex könnte ebenfalls eine Ursache für das von Ihnen beschriebene Verhalten sein. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (eine Windel zum Auffangen der Milch hinlegen und nicht vergessen den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg-auf-Stillen". Dazu wird das Baby so gehalten, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als die Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnt sich die Mutter dabei nach hinten, beim Wiegengriff wird das Baby von unten mit zwei Kissen im Schoß der Mutter gestützt und die Mutter lehnt sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: - die Häufigkeit der Stillmahlzeiten erhöhen. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch in den Milchseen und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößert werden, verschlimmert sich das Problem noch weiter. - nur eine Brust pro Mahlzeit anbieten. Diese Vorgehensweise kann durchaus hilfreich sein, obwohl es nicht zu dem passt, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn das Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass ihm mehrere Male diesselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden angeboten wird, bevor die Seite gewechselt wird. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, sollte gerade soviel Milch ausgestrichen werden, dass sich die Frau wieder wohl fühlt, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. - das Baby stillen, wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. - verschiedene Stillpositionen versuchen(auch das oben beschriebene Berg-auf-Stillen) Eventuell kann das Baby auch schon an deiner Brust trinken während es auf dem Bauch der Mutter liegt. So könnte sie dann im Liegen stillen und das Baby anschließend auf ihrem Bauch einschlafen lassen.) - das Baby oft aufstoßen lassen. - den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller vermeiden. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird. Lassen Sie sich am besten einmal von einer Stillberaterin vor Ort beim Stillen zuschauen. Im direkten Kontakt kann Sie Ihnen sehr viel gezielter weiterhelfen als ich hier am PC. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi Welter
Mitglied inaktiv
Hallo Frau Welter, vielen Dank für die nochmalige Beantwortung meiner Fragen. Den Namen und die Rufnummer einer nächstgelegene LLL-Stillberaterin habe ich. Werde mich mal dort melden. Danke und Gruß Regina
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