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Nicht genügend Muttermilch für ruhigen Schlaf?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Nicht genügend Muttermilch für ruhigen Schlaf?

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Hallo! Mein Sohn ist 19 Wochen alt und scheint mit etwa 70 cm Körperlänge ziemlich groß für sein Alter zu sein. Bisher wurde er ausschließlich gestillt. Seit mehreren Nächten verlangt er im Durchschnitt alle 2 Stunden die Brust und nuckelt dann sehr lange daran. Zuvor hatte er besser geschlafen und schon 4 oder sogar 6 Stunden bis zum nächsten Essen ausgehalten. Wir haben ihm einen Abend probeweise etwas Brei und die Brust zusätzlich zur Nacht gegeben und sein Schlaf war viel ruhiger. Kann es sein, dass unser Kind aufgrund seiner Körpergröße mehr Muttermilch benötigt als mein Körper produzieren kann? Ist es damit zumindest für die Nacht sinnvoll, etwas zuzufüttern? Im Tagesablauf komme ich mit den Stillzeiten gut zurecht und möchte unseren Sohn auch gerne weiterstillen. Besten Dank im Voraus! Corinna


Biggi Welter

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Liebe Corinna, leider erhalten Eltern immer wieder den Rat, abends Brei zu geben, damit die Nächte ruhiger werden. Und tatsächlich kommt es vor, dass das eine oder andere Baby dann "besser" schläft. Wenn Eltern die Erfahrung gemacht haben, dass es bei ihrem Baby gut gewirkt hat, geben sie diese Erfahrung auch gerne als unumstößliche Tatsache weiter. Aber es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass es Zufall ist, wenn ein Baby nach einem Abendbrei länger schläft. Viele Babys schlafen sogar schlechter und wachen schneller wieder auf, wenn sie abends eine Breimahlzeit erhalten haben. Babys sind Individualisten und als solche sollten wir sie akzeptieren. Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder selbst das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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