Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nicht direkt ein Stillproblem

Frage: Nicht direkt ein Stillproblem

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Liebe Biggi, mein Problem hat nur indirekt was mit Stillen zu tun, aber ich hoffe, Du hast trotzdem einen Rat für mich. Es geht ums Schlafen bzw. ums Einschlafen. Mein Sohn ist mittlerweile 17 Monate alt und lässt sich nur von mir ins Bett bringen, was ich eigentlich gern ändern möchte. Da er bald in den Kindergarten soll und ich schon jetzt ab und an deshalb abends unterwegs bin (ist eine Elterninitiativ-Kita) wäre es schön, wenn mein Mann Chris auch mal ins Bett bringen bzw. ihn falls er aufwacht wieder beruhigen könnte. Natürlich wäre es toll, wenn nicht nur der Papa ihn ins Bett bringen könnte, sondern auch die Oma, damit er mal dort übernachten könnte, aber das ist erstmal noch zweitrangig. Als Chris noch ein kleines Baby war, schlief er grundsätzlich nur beim Stillen ein oder wenn der Papa ihn herumtrug (da ging es also) und konnte dann ins Bett gelegt werden. Irgendwann suchte sich Chris dann aber eine ins-Bett-geh-Zeit, zu der mein Mann noch nicht zu Hause war. Von da an brachte ich ihn natürlich immer allein ins Bett und so ist er es seither gewohnt. Da es auch unmöglich wurde, ihn nach dem Stillen einfach ins Bett zu legen, habe ich mich immer neben ihn gelegt, bis er eingeschlafen ist - anfangs in unserem Bett und als er mobiler wurde dann eben in seinem Gitterbett. Wenn er dann schlief, habe ich mich aus dem Zimmer geschlichen. Als er ungefähr sechs Monate alt war, stillte ich ihn vor dem Einschlafen zwar noch, aber er schlief nicht mehr an der Brust ein sondern kuschelte sich wenn er satt war einfach nur noch an. Das änderte sich, als ich eine Fortbildung machte und vier Wochen lang tagsüber nicht da war. Von diesem Zeitpunkt an schlief er nur noch an der Brust ein. Daran arbeiten wir nun seit einigen Wochen. Ich lasse ihn maximal eine halbe Stunde trinken bzw. nuckeln und dann wird nur noch gekuschelt bis er schläft. Das ist der Ausgangspunkt. Nun haben wir schon einige Male versucht, dass mein Mann Chris ins Bett bringt. Das läuft so dass ich ihn noch stille (allerdings nicht in seinem Bett), dann übernimmt mein Mann, zieht das restliche Abendritual mit ihm durch und legt sich mit ihm ins Bett. Leider enden unsere Bemühungen nicht nur mit einem frustrierten Papa sondern auch mit einem todunglücklichen Kind. Schon in dem Moment, wo ich außer Sichtweite bin beginnt Chris zu weinen und kaum ist der Papa mit ihm im Bett, beginnt herzerweichendes Geschrei. Chris nimmt seinen Papa dann scheinbar garnicht mehr wahr. Er steht nur am Fußende seines Gitterbettes, streckt die Arme in Richtung Tür aus und weint. Er reagiert weder auf Streicheln oder Zureden, noch wenn der Papa ihn auf den Arm nimmt und herumträgt. Da wir Chris nicht schreien lassen möchten, halten wir das natürlich nicht aus und ich löse meinen Mann dann wieder ab. Aber so kann es doch nicht weitergehen. Hast Du vielleicht einen Rat für uns? Vielen Dank und liebe Grüße platschi


Biggi Welter

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Liebe Platschi, ich habe drei Kinder und diese drei Kinder sind ganz unterschiedlich. So gut wie alle Mütter, die ich kenne, die mehr als ein Kind haben, können dir bestätigen, dass ihre Kinder verschieden sind. Das ist einer der Vorteile mehr als ein Kind zu haben: Du siehst innerhalb der eigenen Familie, dass bereits Babys individuelle Persönlichkeiten sind, mit ganz eigenen Vorlieben, eigenem Temperament und eigener Entwicklung. Und so gibt es eben ausgeprägte "Mama Kinder" oder "Papa Kinder" oder Kinder, die keine eindeutige Vorliebe für ein Elternteil erkennen lassen. Das hat nichts damit zu tun, dass ein Kind "verwöhnt" oder "verzogen" ist, oder dass es "seinen Willen durchsetzen will" oder gar ein Elternteil ablehnt. Es liegt einfach an der Persönlichkeit dieses Kindes. Ich kenne weder dich noch dein Kind oder deinen Mann. Ich weiß zum Beispiel nicht, ob Du eher forsch oder schüchtern bist. Aber machen wir doch einmal ein Gedankenspiel: Ich nehme jetzt einmal an, dass Du eine sehr schüchterne, zurückhaltende Frau bist. Du ziehst es vor, nicht im Rampenlicht zu stehen, bist lieber mit guten Bekannten und Freunden als mit Fremden zusammen und wartest eher ab in neuen Situationen. Das ist (in dem Gedankenspiel) deine Natur. Nun kommt jemand und verkündet dir, dass deine Schüchternheit ja nur "Mache" ist, Du willst damit ja nur erreichen, dass Du deinen Willen durchsetzt und überhaupt, ab sofort wirst Du ständig mit Aufgaben betraut, die von dir verlangen, dass Du ununterbrochen mit neuen, fremden Menschen, und zwar mit möglichst vielen, zu tun hast. Wie würdest Du dich fühlen? Sicher nicht gut, doch wohl eher so, als ob dich jemand zu etwas zwingen will, das nicht dir und deiner Persönlichkeit entspricht. Genau so ist es auch mit unseren Kindern. Wir können sie nicht zwingen, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen, ein bestimmtes Temperament zu haben. Sie fühlen sich dann nur unwohl und unglücklich. Wir können aus einem zurückhaltenden Kind keinen Hans Dampf in allen Gassen machen, aber wir können ihm mit viel Geduld und durch unseren Rückhalt helfen, in den "Hans Dampf" Situationen irgendwann zurecht zu kommen. Vielleicht gibt es einen Weg, wie ihr euren Sohn langsam an Trennungen von dir gewöhnen könnt, der allen Beteiligten gerecht wird und jetzt kann noch niemand sagen, ob dein Kind in einigen Monaten nicht selbstbewusst (vielleicht sogar schon aufrecht auf seinen eigenen Beinen) von dir weg die Welt erobern wollen wird und problemlos in die Krippe gehen kann. Je krampfhafter Du versuchst dein Kind in eine Selbstständigkeit zu zwingen, für die es noch nicht reif ist, um so verzweifelter wird dein Kind sich an dich lammern. Gelassenheit und Geduld sind die Schlüsselwörter, die den "Erfolg" bringen werden. Es herrscht zur Zeit in unserer Gesellschaft ein immenser Druck in die Richtung, dass Babys und Kinder so früh wie möglich alleine einschlafen müssen/sollen. Der Trend geht zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser "Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Oft ist es auch so, dass das Kind besser schläft sobald es gemerkt hat, dass es sich diesen Platz in der Nähe der Mutter nicht erkämpfen muss und dass dieser Platz ihm sicher ist und Sicherheit gibt. Gerade nach Versuchen ein Schlafprogramm durchzuziehen oder nach einer Trennung (vielleicht die Schulung)sind die Kinder häufig verunsichert und klammern noch mehr, auch und besonders in der Nacht. Sie brauchen dann einige Zeit, um ihre Sicherheit wiederzufinden. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin erhältlich ist. Dr. Sears ist nicht nur Kinderarzt, sondern auch achtfacher Vater und aus seinen Büchern spricht nicht die graue Theorie, sondern auch eine ganze Menge Lebenserfahrung im Zusammenleben mit Kindern. LLLiebe Grüße Biggi


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Liebe Biggi, erstmal vielen Dank für Deine Antwort. Es ist ja nicht so, dass wir Chris dazu zwingen wollen, irgend etwas an seinem Schlafverhalten zu ändern. Es wäre eben nur schön, wenn ihn auch der Papa mal ins Bett bringen könnte - auch für den Papa! Schlafprogramme etc. haben wir NIE versucht, nicht nur weil ich nichts davon halte ein kleines Kind schreien zu lassen, auch weil er sich sofort hineinsteigert. Ich habe die Bücher von Dr. Sears bereits vor einiger Zeit gelesen und fühle mich dadurch auch bestätigt darin, dass es richtig ist, wie wir es handhaben. Chris kommt auch jetzt noch jede Nacht zu uns ins Bett wenn er das erste Mal aufwacht. Das kann um zehn oder morgens um fünf sein. Von daher gehe ich davon aus, dass er ganz genau weiß, dass er sich den Platz an meiner Seite nicht erkämpfen muss. Meine Fortbildung (also unsere Trennung) liegt ja nun auch schon ein ganzes Weilchen zurück (knapp zehn Monate), so dass ich doch denke, er sollte seine Sicherheit mittlerweile wiedergefunden haben. Tagsüber schläft er übrigens grundsätzlich nur, wenn ich mich mit ihm hinlege und er immer zwischendurch nuckeln kann. Liebe Grüße platschi


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Chris ist übrigens ziemlich selbständig und auch selbstbewusst. Mein kleiner Forscher und Entdecker nutzt gern die Gelegenheit, sich von mir zu entfernen. da scheint er sich sehr sicher zu sein, dass Mama ja in der Nähe bleibt und es kommt schon vor, dass er im Park auch mal hinter einem Busch (also außer Sichtweite) verschwindet oder sich ziemlich weit von mir entfernt. Umgekehrt darf ich mich aber nicht aus seinem Sichtfeld bewegen. Schon wenn ich nur ins Nachbarzimmer gehe, gibt es Riesentheater. LG platschi


Biggi Welter

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Liebe Platschi, siehst Du, Christ ist sehr wohl schon selbständig und Du merkst, dass er sich langsam löst. Gerade am Abend braucht er dann wohl unbedingt deine Nähe und wenn er diese Phase hinter sich hat, wird es kein Problem mehr sein, wenn Chris vom Papa ins Bett gebracht wird. Lass ihm noch ein wenig Zeit und seinen „Heimathafen“, er hat sein eigenes Tempo und es wird sich ändern. Ganz llliebe Grüße Biggi


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