Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Nährstoffe bei stillen und Milchallergie

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Frage: Nährstoffe bei stillen und Milchallergie

Sasibi

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Hallo Frau Welter, meine Tochter (9 Monate) hat eine Ei und milchallergie. Ich stille sie noch, verzichte aber selbst auf Milch und Ei. Brei isst sie leider eher schlecht. Selbst wenn sie eine Portion aufisst, was selten vorkommt, nimmt sie danach aber immer noch die Brust. Abends isst sie eigentlich das gleiche wie nachmittags; Getreide Obst Brei. Den isst sie nachmittags sehr gerne, sogar dass die Brust damit ersetzt ist. Finger food nimmt sie nicht an ( auch noch keine Zähne da). Der Arzt hat uns zwei Spezialflaschennahrungen gegeben, jedoch nimmt sie davon keine, was ich verstehen kann. Der Arzt meinte ich sollte sie doch einfach mal hungern lassen, dann würde sie sie schon trinken… das habe ich natürlich aber nicht gemacht und werde ich auch nicht tun. Trotzdem habe ich Sorge, dass sie nährstoffmäßig nicht optimal versorgt ist. Sie trinkt in der Nacht zwei mal, morgens, mittags und abends von der brust. Aber ich darf ja auch keine Milchprodukte zu mir nehmen…ich finde ihre stillmahlzeiten ziemlich viel für ihr Alter, wenn ich es mit anderen Vergleiche… Können Sie mir vielleicht helfen? Danke und viele Grüße


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Sasibi, im ganzen ersten Jahr darf Milch die Hauptnahrungsquelle Deines Babys sein, mach Dir keine Sorgen! Auch nach sechs oder auch zwölf Monaten enthält die Muttermilch noch die gleichen Inhaltsstoffe wie vorher. Die Milch wird ab diesem Zeitpunkt keineswegs plötzlich „schlechter" oder „weniger gehaltvoll". Der Kaloriengehalt der reifen Muttermilch liegt bei etwa 68 kcal/100 ml. Reife Muttermilch enthält etwa 7,3 g/100 ml Laktose sowie kleinere Mengen anderer Kohlenhydrate (Oligo und Polysacharide, Glykoproteine, Glukosamine usw.). Der Fettgehalt der reifen Muttermilch beträgt 4,2 g/100 ml, wobei der größte Teil davon auf die Triglyceride entfällt. 57 % der Fettsäuren der Muttermilch sind ungesättigt. Der Fettanteil der Muttermilch beinhaltet auch die fettlöslichen Vitamine, Phospolipide und Cholesterin. Reife Muttermilch enthält 0,9 g/100 ml Eiweiß. Zu den Molkeneiweißen gehören die Immunglobuline, Lysozym, Laktoferrin und Alphalaktalbumin. Außerdem enthält Muttermilch Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine. Weitere Bestandteile sind Hormone, Enzyme und Wachstumsfaktoren. Reife Muttermilch bleibt in Bezug auf Kaloriengehalt, Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate usw. in ihrer Zusammensetzung während der gesamten Stillzeit gleich, lediglich bei den Antikörpern und bei einigen Vitaminen und ergeben sich Veränderungen. So steigt der Antikörpergehalt mit etwa einem halben Jahr und dann nochmals im zweiten Lebensjahr (jeweils dann, wenn das Kind mobiler wird und mehr Kontakt mit der Außenwelt aufnimmt) an. Die Empfehlung lautet, dass während der gesamten Stillzeit weiterhin nach Bedarf gestillt wird. Ganz sicher ist auch für dich das Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Auch um die Qualität Deiner Milch musst Du nicht besorgt sein. Obwohl sich Frauen in verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Kulturen sehr unterschiedlich ernähren gibt es so gut wie keine Unterschiede in der Zusammensetzung der Muttermilch. Es ist sehr schwierig bis unmöglich, die Milchzusammensetzung deutlich über die Ernährung zu beeinflussen. Dies mag ein Schachzug der Natur sein, um das Überleben des Babys zu sichern. Ernährt sich eine Mutter nicht gut, so geht dies zunächst nicht zu Lasten der Qualität der Muttermilch, sondern zu Lasten der Mutter. Erst wenn die Reserven der Mutter erschöpft sind (zum Beispiel bei schwer unterernährten Frauen in Hungergebieten), kommt es zu Veränderungen der Muttermilch, die jedoch weniger die Qualität als die Quantität betreffen. Auch Stress führt nicht zu einer Qualitätseinbuße der Milch. Lieben Gruß Biggi


Sasibi

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Herzlichen Dank für diese ausführliche und informative Antwort! Ich fühle mich gleich besser! Habe ich denn unter den Bedingungen die Möglichkeit nachts abzustillen? Das Buch werde ich mir gleich kaufen! Viele Grüße und danke nochmal!


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Sasibi, in diesem Alter brauchen die meisten Babys tatsächlich noch Milch und haben Hunger in der Nacht, außerdem suchen sie die Nähe und Geborgenheit an der Brust, um den aufregenden Tag gut verarbeiten zu können. Du kannst es sicherlich probieren in der Nacht nicht zu stillen, meist klappt es eher nicht ;-). Lieben Gruß Biggi


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