Hallo,
ich habe vor 10 Wochen mein drittes Kind gekriegt und stille. Nun ist es so, dass meine beiden Großen vormittags zu hause sind und mittags in den Kiga gehen. Immer wenn ich dann ab mittag alleine bin, dann hängt mein Kleiner an meiner Brust und nuckelt, trinkt, döst, dass geht fast bis 21 Uhr abends so. So dass ich bis auf kurze Unterbrechungen stundenlang auf dem Sofa sitze. Jeden Abend dann , wenn ich die beiden Großen im Bett habe. dann beginnt mein Kleiner zu schreien. Also ich hab das Gefühl, dass er dann bauchweh hat, da er ja schon stundenlang an meiner Brust hing. So bin ich dann immer schon um 20 Uhr mit ihm ins Schlafzimmer, dann hat er noch ne Stunde genuckelt und war ruhig und dann ab 21 Uhr geschlafen ( 2 Stunden Rhytmus nachts). Seit ein paar Tagen funktioniert dass auch nicht mehr und er brüllt selbst im Schlafzimmer. ich glaub er will dann gar nicht mehr trinken, aber ohne Brust nuckeln findet er nicht in den Schlaf. Meine Brust ist sehr leichtgängig und ich habe einen sehr starken Milchspendereflex, der alle paar Minuten einsetzt.Nur nuckeln geht bei meiner Brust einfach nicht und ich glaub das nervt ihn dann, weil er ja gar nix mehr trinken möchte, da sein Bauch ja schon voll ist.
Kann ich da irgendwas tun, damit das Dauerstillen tagsüber aufhört oder wann wird das besser. Ich kann halt abends auch gar nix mit meinen Großen mal vernünftig spielen, da er dann immer meckert und an die Brust will. Würde ein Flasche helfen mit MUMI, damit mein Mann ihn abend mal nehmen kann und ich etwas "Luft" habe?
Sorry sehr lang geworden
von
tinijo
am 24.01.2012, 14:18
Antwort auf:
Nachmittags dauerstillen und abends Geschrei
Liebe tinijo,
so kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen.
Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Drei kleine Kinder sind eine ungeheuere Herausforderung. Doch das dritte Kind weiß nicht, dass es das dritte ist und dass seine Mutter noch Geschwisterkinder zu versorgen hat und deshalb benimmt es sich wie alle Babys: es will durchschnittlich acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden und es wacht auch in der Nacht regelmäßig auf.
Der Gedanke an die Flasche mag in dieser Stresssituation verlockend sein, aber künstliche Säuglingsnahrung ist absolut keine Gewähr dafür, dass die Abstände länger werden und Sie mehr Schlaf bekommen. Außerdem kann Ihr Baby saugverwirrt werden.
Vielleicht ist ja auch nicht eine Veränderung bei der Ernährung (deren Ausgang sehr ungewiss ist) der Weg, der Ihnen weiter hilft. Gibt es die Möglichkeit, dass jemand Sie bei der Hausarbeit entlastet? Können Sie vielleicht einen zuverlässigen Teenager finden, der bereit ist sich stundenweise mit Ihren älteren Kindern zu beschäftigen, so dass Sie etwas Luft zum Ausruhen und Entspannen finden können?
Wenn es einen Weg gibt, dass Sie wieder mehr Zeit für sich finden können und so zu etwas Erholung kommen, sind die häufigen Stillzeiten unter Umständen nicht mehr so ein großes Problem.
Ihre älteren Kinder können mit Ihnen zusammen zumindest einen Teil der Stillzeiten zu „besonderen" Zeiten machen. Sie können die Stillzeiten dazu nutzen mit dem älteren Kind ein Buch anzuschauen z.B. Astrid Lindgren „Ich will auch Geschwister haben" oder ein Fotoalbum mit Babybildern des größeren Kindes, damit es sieht wie es war, als es so klein war.
Sie können auch eine „Stillkiste" zusammenstellen. In dieser Kiste sind besondere Dinge (z.B. ganz spezielle Stifte und glänzende Papierbögen, bunte Perlen, die zu Ketten aufgereiht werden können, ein Spielzeugauto je nachdem, was für die großen Kinder besonders attraktiv sein können), die nur zu den Stillzeiten benutzt werden dürfen.
Haben Sie ein Tragetuch? Für meine Begriffe gehört ein Tragetuch zu den wichtigsten Dingen der Babyausstattung. Es gibt Ihnen mehr Mobilität und gleichzeitig kann Ihr Baby Ihre Nähe spüren und Sie haben mindestens eine Hand für das Geschwisterkind oder andere Tätigkeiten frei.
Wo schläft Ihr Baby denn? Falls es nicht in Ihrer unmittelbaren Nähe schläft, versuchen Sie einmal, es direkt neben Ihnen (entweder auf einer Matratze oder in einem Korb neben Ihrem Bett oder gleich mit in Ihrem Bett) schlafen zu lassen. So bekommen Sie nachts mehr Ruhe als wenn Sie aufstehen müssen.
Bitten Sie Ihren Partner, Ihnen am Morgen einen Teller mit Häppchen zurechtzumachen, die Sie mit einer Hand essen können. So können Sie immer wieder einmal etwas aus dem Kühlschrank nehmen und essen.
Stellen Sie sich an die Plätze, an denen Sie stillen ein Flasche Mineralwasser, eine Flasche Saft und ein Glas. So können Sie bei jedem Stillen immer etwas trinken.
Fahren Sie den Haushalt radikal zurück. Ungeputzte Fenster verursachen keine Seuchen und nächstes Jahr fragt niemand mehr danach, wie oft Sie Fenster geputzt hast, aber eine ausgeruhte Mutter, fühlt sich besser. Tiefkühlgemüse ist nicht giftig und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss wirklich gebügelt werden.
Denken Sie immer nur einen Tag weit und nicht „o Gott wie lange wird das noch so weitergehen".
Ich wünsche Ihnen bald wieder ruhigere Zeiten und hoffe, es war ein Hinweis dabei, der Ihnen weiterhilft.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 24.01.2012