brittawirdmama
Hallo Ihr beiden Lieben, ich möchte gern eine Mutter-Kind-Kur machen, da mich die ersten Monate mit unserer Kleinen viel mehr belastet und geschafft haben, als ich zuerst annahm (Schreikind mit extremen Blähungen, KISS-Syndrom 2x verrenkt...). Daher sprach ich mit meinem Frauenarzt, da ich dort am häufigsten war und ich annahm, dass es für so einen Antrag darum geht, dass mich ein Arzt gut kennt. Meine Hausärztin hab ich seltenst gesehen, da ich auch nicht bei jedem Infekt zum Arzt gehe. Nun bekam ich die Aussage zu hören, ich solle abstillen (kommt für mich nicht in Frage, da ich es meiner Tochter überlasse, wann sie nicht mehr will, ausserdem schläft sie abends und nachts immer mit stillen ein und das ist absolut ok für mich!), da das Stillen den Körper mehr schwächt als alles andere und meine Müdigkeit nur daran liegen würde, dass dem Körper die Wechseljahre vorgetäuscht würden. Komisch, ich dachte immer Müdigkeit liegt am zu wenigen Schlaf, den man bekommt, nicht umsonst wird Schlafentzug als Foltermethode angewendet??? Jedenfalls liege ich in letzter Zeit oft wach nach dem Stillen, und unsere To kommt sehr häufig im Moment, sie ist jetzt fast 11 Monate. Ich mache mir um dies und das Gedanken, was wie wird, usw. Bevor ich nun zum nächsten Arzt gehe, hätte ich gern von Euch den einen oder anderen Link oder einen Literaturtip, aus dem definitiv hervorgeht, dass es nicht das Stillen oder Langzeitstillen ist, dass einen so 'schafft'. Ich mache es schließlich gern für meine Tochter und möchte ihr nicht plötzlich quasi auf den letzten Metern eine künstliche Milch geben, die sie wahrscheinlich eh nicht nehmen wird, schon gar nicht nachts, da braucht sie ihre Mama und da bin ich dann für sie da. Dass die WHO das lange Stillen empfiehlt, weiß ich, aber vielleicht habt Ihr noch mehr zum Lesen für mich. Ich danke Euch schonmal von Herzen! Liebe Grüße Britta
Kristina Wrede
Liebe Britta, es ist wirklich immer wieder erschreckend,wie viele Ärzte es noch gibt, die nicht wirklich Bescheid wissen übers Stillen, aber sich die Freiheit nehmen Dinge zu behaupten, gar zu empfehlen oder zu "verordnen", die jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehren. Und jetzt stehst du da und suchst nach Literatur, statt dass dein Arzt DIR Belege für seine Theorien vorlegt. Ist das nicht verkehrte Welt?? Fakt ist - und bleibt, solange nicht das Gegenteil bewiesen wird: * Stillen ist gut und bringt viele Vorteile mit sich, und zwar nicht nur in den ersten Lebensmonaten * Stillen laugt nicht aus und gaukelt dem Körper nichts vor. Nach einigen Monaten sinken die Hormonwerte nämlich wieder auf die "normalen" Werte - auch wenn weiter gestillt wird! Darum haben viele Frauen ja auch ihre Periode, obwohl sie stillen... Warum empfiehlt wohl die WHO (Weltgesundheitsorganisation) eine mindestens zweijährige Stillzeit für ALLE Kinder? Weil die Vorteile des langen Stillens wissenschaftlich belegt sind. Und zwar die Vorteile für MUTTER und KIND. Die Amerikanische Akademie der Kinderärzte empfiehlt eine mindestens einjährige Stillzeit. Ich zitiere dir einen Auszug aus der Empfehlung: „Empfehlungen der Amerikanischen Akademie der Kinderärzte Ausgiebige Untersuchungen haben ergeben, dass Stillen und Muttermilchernährung zahlreiche Vorteile für das Baby, die Mutter, die Familie und die Gesellschaft haben. Stillen und Muttermilchernährung verringern das Risiko einer Vielzahl von akuten und chronischen Krankheiten. Studien in den USA, Kanada, Europa und anderen Industriestaaten zeigen eindeutig, dass Muttermilch das Auftreten und/oder den Schweregrad von Durchfallerkrankungen, Erkrankungen der unteren Atemwege, Mittelohrentzündungen, Bakteriämie, bakterieller Meningitis, Botulismus, Harnwegsinfektionen und Nekrotisierender Enterokolitis verringern. Es gibt mehrere Studien, die einen möglicherweise durch Muttermilch hervorgerufenen Schutz vor dem Plötzlichen Kindstod (SIDS), insulinabhängiger Diabetes Mellitus, Morbus Crohn, allergischen Erkrankungen sowie weiterer chronischer Erkrankungen des Verdauungssystemes belegen. Aufgrund dieser und weiterer Erkenntnisse hat die Amerikanische Akademie der Kinderärzte (AAP) die folgenden Empfehlungen zum Thema Stillen und Muttermilchernährung herausgegeben: • Muttermilch ist für alle Kinder, mit wenigen Ausnahmen, als bevorzugte Nahrung zu betrachten. Wenn das direkte Stillen nicht möglich ist, sollte das Kind mit abgepumpter Muttermilch ernährt werden. Bevor gegen das Stillen entschieden wird oder ein vorzeitiges Abstillen empfohlen wird, sollten die Vorteile des Stillens sorgfältig gegenüber den Risiken, die das Vorenthalten der Muttermilch birgt, abgewogen werden. • Mit dem Stillen sollte so bald wie möglich nach der Geburt begonnen werden. Mutter und Kind sollten möglichst nicht voneinander getrennt werden. • Neugeborene sollten gestillt werden wann immer sie Zeichen von Hunger zeigen, etwa 8 bis 12mal in 24 Stunden. Schreien ist ein sehr spätes Hungerzeichen. • Es sollte nur nach ärztlicher Anweisung zugefüttert werden und Beruhigungssauger sollten zumindest so lange vermieden werden, bis sich die Stillbeziehung eingespielt hat. • Am zweiten bis vierten Lebenstag sollte das Kind von einem Kinderarzt untersucht werden. Zu dieser Untersuchung gehört auch eine Überprüfung des Stillens. • Stillen ist die ideale Ernährung während der ersten sechs Monate. Kinder, die vor dem ersten Geburtstag abgestillt werden, sollten keine Kuhmilch sondern adäquate künstliche Säuglingsnahrung erhalten. Es wird empfohlen MINDESTENS ein Jahr lang zu stillen, danach so lange die Mutter es möchte. • In den ersten sechs Monate sind grundsätzlich kein Wasser, Saft oder andere Nahrung zusätzlich zur Muttermilch erforderlich. Für manche Kinder können in diesem Zeitraum Vitamin-D- und Eisengaben notwendig sein. Fluoride sollten gestillte Kinder im ersten Lebenshalbjahr nicht erhalten. • Bei einem Krankenhausaufenthalt von Mutter oder Kind sollte alles getan werden, um das Stillen weiterhin zu ermöglichen." All diese renommierten Organisationen müssen ja dann nach Ansicht deiner Gyn fehlgeleitet sein und haben nicht das Wohl des Kindes im Auge. Ich denke, dass hier wieder einmal ein Arzt seine persönliche Meinung als das Allein-Seeligmachende verkauft hat und dich damit verunsichert hat. Wahrscheinlich ist ihm noch nicht einmal bewusst, was er da anrichtet. Hier findest du vielleicht noch interessante Argumente: http://www.rund-ums-baby.de/stillberatung/beitrag.htm?id=108631&suche1=pegel+normal&seite=1#start http://www.rund-ums-baby.de/stillberatung/beitrag.htm?id=129669&suche2=Langzeitstillen&seite=1#start (Hier wird ein Vortrag als Quelle erwähnt, von Dr. Med. Friederike M. Perl „Die Auswirkungen von Stillaktivität auf die langfristige Gesundheit von Frauen", Hannover, März 1999 ) Ich hoffe, das alles hilft... :-) Lieben Gruß, Kristina
brittawirdmama
Liebe Kristina, ganz, ganz lieben Dank für Deine Mühe und den tollen langen Text. Ich werde ihn mir ausdrucken, gut merken und beim nächsten Arzt, der mir so einen Müll erzählen will, zitieren. Ich habe zwar meine Periode noch nicht, fühle mich aber eigentlich ohne Periode besser als vor der Schwangerschaft mit :-) Ganz liebe Grüße Britta
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