Frage: Milchdrüsengewebe weg

Guten Abend, ich musste aufgrund einer Medikamentenallergie kurz nach der Entbindung erneut ins Kh. Dort musste ich aufgrund kurzzeitiger Höherdosierung der Gegenmedikation 2 Tage das Stillen aussetzen und wollte eig. abpumpen um den Milchfluss zu erhalten und Milchstau zu vermeiden. Leider war ich aufgrund von Fieberschüben (Kreislauf, Wasserverlust) nicht mehr in der Lage abzupumpen, so war meine Milch fast 2 Tage nicht gebraucht worden. Nachdem das Überstanden war musste ich feststellen, dass meine Brüste plötzlich total schlaff und weich waren, so wie vor der SS. Alles was sich in 9 Monaten aufgebaut hat war komplett weg. Es kommt zwar noch Milch, aber sehr wenig und ich glaube nicht dass mein Baby davon satt wird. Wie kann das sein und gibt es eine Chance das verlorene Milchdrüsengewebe wieder herzubringen?? Ich bin am verzweifeln, weil ich grade mal 4 Tage richtig stillen konnte und es so geliebt hab!! Viele Grüße von Lolly1991

von Lolly1991 am 11.09.2019, 01:05



Antwort auf: Milchdrüsengewebe weg

Liebe Lolly1991, der initiale Milcheinschuss tritt meist am zweiten bis vierten Tag nach der Geburt auf und ist ein normaler Vorgang, der den Beginn der reichlichen Milchbildung anzeigt. Es kommt zu einem Spannungsgefühl in der Brust, einer leichtem Empfindlichkeit der Brust, die Venenzeichnung auf der Haut wird deutlicher, der Drüsenkörper wird fester und die Brust größer. In den Alveolen wird mehr Milch gebildet und die Bläschen füllen sich. In der Brust zirkulieren vermehrt Blut und Lymphflüssigkeit (Schwellung und vermehrte Wärme). Nur ein kleiner Teil der Brustvergrößerung ist auf die erhöhte Milchmenge zurückzuführen, in erster Linie liegt es an der Lymphflüssigkeit. Eine weiche Brust bedeutet also nicht, dass Du zu wenig Milch hast und die Milchmenge lässt sich auch wieder steigern. Du hast ganz sicher noch eine Chance, aber ja, viel Geduld wirst du benötigen! Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ungefähr eine Woche pro Monat, der nicht mehr gestillt wurde, plus eine zusätzliche Woche gerechnet werden muss, um wieder eine ausreichende Milchmenge zu bilden. Allerdings gibt es keine Garantien. Da du nicht schreibst, WANN du abgestillt hattest, kann ich diesen Faktor nicht beurteilen, aber es klingt nicht so, als wäre es schon Wochen her. Das grundlegende Vorgehen bei einer Relaktation und auch der induzierten Laktation besteht darin, das Baby dazu zu bringen so oft wie möglich an der Brust zu saugen. Dadurch werden die Brüste (wieder) zur Milchbildung angeregt. Ein ähnlicher Effekt lässt sich auch mit einer guten Milchpumpe erreichen. Häufig ist auch zusätzliches Pumpen neben dem Anlegen des Kindes sinnvoll, um die Milchproduktion zu steigern. In manchen Fällen wird die Relaktation bzw. induzierte Laktation zusätzlich mit Medikamenten unterstützt. In den Ländern der dritten Welt, wird meist ohne Medikamente vorgegangen und die Ergebnisse sind dennoch fast immer besser als bei uns. Gut beschrieben wird der Vorgang der Relaktation in dem Buch „Stillen eines Adoptivkindes und Relaktation“ von Elizabeth Hormann (ISBN 3 932022 02 5), das im Buchhandel oder bei La Leche Liga Deutschland und bei jeder LLL Stillberaterin erhältlich ist. Allerdings verlangt eine Relaktation sehr viel Durchhaltevermögen und möglichst die Unterstützung einer darin erfahrenen Stillberaterin. Eine wesentliche Rolle spielt auch das Kind, das die Brust (wieder) annehmen muss. Das Brusternährungsset wäre sicherlich gut für Euch, aber noch wichtiger ist kompetente Hilfe vor Ort! Die Kollegin kann Dir dann bei Bedarf Tipps zum korrekten Anlegen geben, kann Dir erklären, woran Du erkennst, ob Dein Kind korrekt saugt und Dir überhaupt gezielte Hinweise geben. Im direkten Kontakt lassen sich viele Fragen viel besser klären. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 11.09.2019