Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Liebevolle Zuwendung aus Pflichtgefühl heraus?

Frage: Liebevolle Zuwendung aus Pflichtgefühl heraus?

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Hallo Biggi, mein Sohn ist 14 Monate alt und seit seiner Geburt ein katastrophaler Schläfer. Ich stille ihn noch und er schläft bei uns im Bett. Er hat seit ca. 4 Wochen seinen Rhytmus gefunden und er schläft gegen 20 Uhr beim Stillen ein. Und dann geht es los. Manchmal nach 30 Min, manchmal erst nach 2 Stunden und dann oft alle 5 Min oder alle 20. Manchmal reicht es nur aus über seinen Rücken zu streichen (oft sogar nur vom Papa) manchmal akzeptiert er die Brust selten mal ein Glas Wasser. (Schnulli verweigert er komplett) Manchmal setzt er sich nur hin und weint und will nichts bis er sich wieder hinlegt und weiterschläft. Manchmal hat er konkrete Vorstellungen, er nimmt die Brust nur, wenn sein kompletter Körper auf meinem Arm liegt oder ich ihn von der linken Seite zur rechten Brust rüber rolle. Es ist so ein Theater nachts, weil es lange dauert bis ich rausgefunden habe, was ihm hilft. Ich merke oft, dass ich richtig wütend und frustriert werde. Ich habe absolut keine Kraft oder Lust auf diese blöden "Spielchen". (so fühle ich in dem Moment) Ich reiße mich natürlich zusammen und will meinem Kind zu liebe durchhalten und rede ihm auch liebevoll Beruhigungen zu und kümmere mich um ihn. Aber in den ganz schlimmen Nächten bin ich wirklich nicht mit dem Herzen dabei sondern einfach nur weil er mein Sohn ist, der einen starken Willen hat und dem ich eine enge Bindung geben möchte, damit er seine Emotionen irgendwann, wenn er soweit ist, kontrollieren kann. Bei unserer Tochter (jetzt 5) war das aber alles so anders. Da hab ich mich nie zwingen zu müssen sie nachts liebevoll zu umsorgen. Sie war aber auch wesentlich pflegeleichter und leichter zu beruhigen und hat nicht mit geschlossen Augen in die Welt geschrien. Mir ist völlig klar, dass mein Sohn mich nicht triezen möchte es gibt bestimmte wichtige Gründe in seinem Inneren warum er Nachts seine ganzen Probleme so verarbeitet. Er ist lt. KiA mit seiner Entwicklung recht weit vorraus. Sowohl motorisch als sprachlich. Er ist wie ein saugender Schwamm für alles Neue und dann sehr ehrgezig im Umsetzen. Deshalb verstehe ich seinen unruhigen Geist und möchte mich als Ruhepol anbieten, aber ich habe das Gefühl dem nicht nachkommen zu können. Aber (meine Frage, nach dem langen Text) merkt er denn nicht auch, dass ich nicht mit dem Herzen dabei bin sondern manchmal es einfach als Pflicht oder "Durchhalten" empfinde? Nützt ihm überhaupt unter diesen Umständen diese intensive Nähe? Noch stufe ich seine Bedürfnisse eindeutig höher ein als meine, aber macht es Sinn wenn meine Kräfte schwinden? Ich habe schon Ausgleich und Hilfe duch meinen Mann. Aber Mama kann er nun mal nicht ersetzen. Gerade in den Schüben.


Biggi Welter

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Liebe Erdbeere81, ich kann dich so gut verstehen und ich glaube, deine Ängste werden wohl jeder Mutter nur allzu bekannt sein. Auch ich frage mich im Moment, ob mein 14-Jähriger merkt, dass ich ihn zwar täglich an die Wand klatschen könnte, ihn aber doch mit jeder Faser meines Herzens liebe ;-). Ich glaube schon, dass dein Kind merkt, dass Du gestresst und müde und grantig bist, aber das ist auch völlig okay so! Du bist wahrhaftig für dein Kind und viel schlimmer wäre es, wenn es doch spürt, dass es dir nicht gut geht und Du das aber verbergen wolltest. Dein Kind darf lernen, dass Du müde bist und dass auch Du Grenzen hast und ganz langsam wird er das verstehen. Du tust alles für dein Kind und das mit größte Geschenk für dein Kind ist Wahrhaftigkeit! Wenn Du wirklich nicht mehr kannst, dann versuche doch mal ganz allmählich, die Situation zu verändern. Dein Kind kann ganz langsam lernen, dass es nachts nicht mehr gestillt wird und Geduld und viel Liebe wirst Du brauchen. Gerade erscheint das Buch "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte" von Elizabeth Pantley (die Übersetzung ihres "The no cry sleep solution" und darin finden sich viele wertvolle Tipps, wie man einem älteres Baby dabei helfen kann, seltener aufzuwachen (und zu stillen). Auch von Elizabeth Pantley stammt die folgende Methode, um einen Teil der Nacht stillfrei zu bekommen: Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du ihm während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese Stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest. Bedenke bitte, dass jedes Kind irgendwann seinen Weg zum Durchschlafen und alleine schlafen findet, wird ihm die Gelegenheit dazu gegeben. Das eine früher, das andere später. LLLiebe Grüße, Biggi


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Liebe Biggi, vielen Dank für die wertvollen Tipps und. Ich hatte bisher nur etwas vom Gordon-Abstillprogramm gelesen und dass passt nicht zu uns. Auch dein Satz: "Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung." beruhigt mich riesig. Mit dem RadioWecker ist eine sehr gut Idee, solche Zusammenhänge wird er garantiert verstehen. Er hat ja schon verstanden, dass er nur im Schlafzimmer gestillt wird, denn er zieht mich dahin wenn er an die Brust möchte. Mir fällt ein Riesenstein vom Herzen. Das wäre eine Möglichkeit sanft die verkorste Situation zu beinflußen. Nach dem Buch schaue ich auch sofort heute nach.


Biggi Welter

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Liebe Erdbeere81, ich freue mich, wenn ich ein wenig helfen konnte, bitte halte mich doch auf dem Laufenden, wie s klappt, ich würde mich darüber freuen! LLLiebe Grüße, Biggi


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Liebe Erdbeere81, ich weiß ja nicht, ob Du meinen Kommentar noch siehst, aber: Du sprichst mir aus der Seele. Meine Tochter (13Monate) ist haargenauso! Auch sie ist lt KiA sehr früh mit allem und kann die vielen Reize von aussen nicht so leicht verarbeiten. Ich stille sie auch notgedrungen noch immer, weil ich merke, dass sie diesen Ruhepol anscheinend noch braucht. Ich habe vor ein paar Tagen auch an Biggi geschrieben, weil ich nach dem Jahr ohne Schlaf auch so langsam an meine Grenzen stoße. Es tut echt gut zu wissen, dass man nicht alleine ist mit seinem Problem. Ich wünsche Dir und Deiner Familie weiterhin viel Durchhaltevermögen!!! Auf dass auch wir bald nochmal etwas Schlaf bekommen:-) Lg,Eva


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