Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Langzeit-Stillen

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Frage: Langzeit-Stillen

Mitglied inaktiv

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hallo liebe frau welter, ich stille meinen sohn, gestern 2 jahre alt geworden, noch immer. und das wirklich gerne. es ist zwar sehr anstrengend, weil er nachts mind. 10 mal wach wird und an die brust will, aber ich finde es trotzdem richtig. nun habe ich aber gerade bei einem ihrer kollegen gelesen, daß er meint, daß das langzweitstillen probleme geben kann, v.a. , daß es ab einem gewissen Zeitpunkt keine elegante Lösung für das Entwöhnungsproblem mehr gibt. Es gäbe einen schönen, neuen Begriff für solche Verstrickungen in der Psychologie, und der lautet: das Zeitfenster ist nun zu. Also ist jede Lösung, die jetzt kommt, für irgendeinen der Beteiligten irgendwie etwas schmerzvoll. jatzt bin ich irgendwie durcheinander. wenn ich ihren kollegen richtig verstanden habe, dann heißt das, daß ich den zeitpunkt verpasst habe, an dem es meinem sohn "nichts ausgemacht hätte" abgestillt zu werden, aber wenn ich ihn jetzt irgendwann abstillen wollte, dann wäre das sehr schlimm für meinen sohn ???!! außerdem habe ich noch eine frage. mein sohn hat trotz richtiger zahnpflege kleine karies und der zahnarzt sagt ( und auch die zahnärztin hier im forum), das kommt vom nächtlichen stillen, und in meinem umfeld haben auch seltsamerweise nur kinder von müttern, die schon lange stillen karies. gibt es da einen zusammenhang? vielen lieben dank schonmal für ihre antwort und "schön, daß es sie gibt" !! :-) liebe grüße, nicole


Biggi Welter

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? Liebe Nicole, die Theorie mit den Zeitfenstern ist keineswegs neu und wird nicht unbedingt von allen Experten vertreten. Jetzt schauen wir uns einmal den menschlichen Säugling an (der heißt übrigens nicht einfach so „Säugling"): Er wird absolut hilflos und auf seine Mutter/Eltern angewiesen geboren und hat das starke Bedürfnis nach Nähe und ein großes Saugbedürfnis. Mit zunehmendem Alter wird er immer selbstständiger werden, sein Saugbedürfnis wird abnehmen und sein Bedürfnis nach ununterbrochener Nähe wird ebenfalls geringer werden. Und nun kommt der Punkt: „Mit zunehmendem Alter" bedeutet nicht einige wenige Monate, sondern umfasst einen Zeitraum von Jahren. Selbst ein Dreijähriges, das schon recht gut sprechen kann, das selbstverständlich laufen und sich von der Mutter wegbewegen kann, ist noch auf die Mutter/Eltern angewiesen und wird noch immer viel Kontakt und Fürsorge brauchen. Die Fürsorge wird anders aussehen, als bei einem sechs Wochen oder sechs Monate oder auch einem einjährigen Kind, aber das Kind ist weiter abhängig. Die „Zivilisation" oder wie auch immer wir es nennen wollen hat nun dazu geführt, dass es in unserer Gesellschaft relativ gefahrlos möglich ist, ein Kind nicht mehr permanent bei der Mutter zu haben, es nicht zu stillen usw. Das heißt aber nicht, dass diese Veränderung beim Kind schon angekommen ist. Unsere Kinder werden weiterhin mit der gleichen genetischen Ausstattung wie die Steinzeitbabys geboren und wissen nicht, dass sie in einer Wohnung leben, in der weder Schlangen noch Säbelzahntiger lauern und in der es auch sonst keine lebensbedrohenden Gefahren gibt, die unmittelbare Auswirkungen haben, wenn die Mutter nicht immer präsent ist. Sie haben daher die gleichen Bedürfnisse wie vor Tausenden von Jahren. Nun ist es so, dass gestillte Kinder, vor allem, wenn die Mutter nach Bedarf stillt, erleben, dass ihre Mutter für sie da ist, dass sie jederzeit Nähe, Geborgenheit und Nahrung bei der Mutter erhalten. Da die stillende Frau auch weniger Aufwand betreiben muss als eine nicht stillende Frau, um ihr Kind zu ernähren, das Stillen zudem - von der Natur so vorgesehen - auch die Bedürfnisse nach Nähe, Sicherheit und Geborgenheit erfüllt, wird sie seltener oder nicht so früh dazu neigen „Erziehungsmaßnahmen" zu ergreifen, um das Kind dazu zu bringen, seine Bedürfnisse nicht mehr so deutlich zu artikulieren und schließlich gar nicht mehr zu artikulieren. Doch auch stillende Frauen sind nicht davon ausgenommen, dass sie irgendwann dazu übergehen, Maßnahmen zu ergreifen, um die Bedürfnisse des Kindes einzudämmen. Je nachdem, welches Temperament das Kind hat oder wie alt es ist, wird es sich mehr oder weniger vehement gegen solche Maßnahmen wehren. Naturgemäß stehen einem älteren Baby oder einem Kleinkind mehr Mittel zur Verfügung, zu reagieren als einem kleinen Baby. So kommt es, dass manche Menschen sagen, das „jetzt der richtige Zeitpunkt verpasst wurde", weil das Kind inzwischen in der Lage ist, mehr Gegenwehr zu zeigen. Dass es vorher weniger Gegenwehr zeigen konnte, bedeutet aber nicht, dass die Maßnahmen für das Kind zu diesem Zeitpunkt weniger dramatisch waren oder es ihm weniger ausgemacht hat. Ich habe ein Problem mit der Formulierung „elegante Lösung". Es ist nun mal Fakt, dass Kinder bestimmte Bedürfnisse haben und es ist Fakt, dass gestillte Bedürfnisse vergehen und dann keine Ersatzhandlungen hervorgerufen werden. In wie weit es „elegante Lösungen" gibt, diese existentiellen Bedürfnisse zu ignorieren, frage ich mich da schon. Das Problem liegt nicht darin, dass es „problematisch" ist, ein älteres Kind abzustillen, sondern darin, dass ein natürlicher Vorgang und das natürliche Verhalten eines Kindes von unserer Gesellschaft als Problem angesehen wird. Langzeitstillen ist nichts Pathologisches! Es ist lediglich etwas, was in unserer Gesellschaft nicht besonders bekannt und verbreitet ist. Naturgemäß neigt der Mensch dazu, Ungewohntes als suspekt zu betrachten und eben auch Probleme jeglicher Art dann mit dem Ungewohnten zu begründen. Wenn Sie für sich und Ihren Sohn zu dem Schluss kommen, dass Sie nicht warten wollen, bis sich Ihr Kind von selbst abstillt (was es irgendwann mit Sicherheit tun wird), dann ist es möglich, Ihr Kind liebevoll abzustillen, ohne dass es dabei einen Schaden erleidet, aber Sie werden sich der Situation stellen müssen, dass Ihr Kind nicht einfach nur weint, sondern sich vor Sie stellt und sagt „Mama, bitte Stillen" (in der Sprache, die Ihr Zweijähriger halt zur Verfügung hat). Vermutlich wird jeder nachvollziehen können, dass es schwieriger sein kann, einer so deutlich artikulierte Aussage zu begegnen als „nur" dem Weinen eines Babys. Das heißt, dass es für die Mutter schwieriger wird, weil das Kind argumentieren kann und nicht umgekehrt es für das Baby damals leichter gewesen wäre. Das „Zeitfenster" hinsichtlich des Abstillens könnte somit eher bei der Mutter bestehen. Ich hoffe, diese Ausführungen waren jetzt einigermaßen verständlich. Selbstverständlich ist Zahnpflege ab dem ersten Zahn bei gestillten Kindern wichtig. Da gibt es überhaupt keine Diskussion, aber Stillen führt nicht zu Karies. Muttermilch greift die Zähne nicht an. Auslöser für Karies ist ein Bakterium mit dem Namen Streptokokkus mutans. Weder Langzeitstillen noch nächtliche Stillen leistet - entgegen der immer wieder geäußerten Meinung - dem Karies keinen Vorschub. Lange gestillte Kinder, die auch zum Einschlafen und während der Nacht gestillt werden haben nicht mehr Karies als andere Kinder, eher im Gegenteil. Beim Stillen werden die Zähne nicht ständig mit Milch umspült, da im Gegensatz zu einem mit der Flasche gefütterten Kind, die Milch erst weit hinter den Zahnleisten in den Mund gelangt und von dort geschluckt wird. Die Milch läuft aus der Brust nicht einfach aus (wie das bei der Flasche der Fall ist), das Kind muss aktiv arbeiten und schluckt dann auch. Gestillte Kinder und auch langzeitgestillte Kinder bzw. noch lange während der Nacht gestillte Kinder haben nicht mehr Karies als nicht gestillte Kinder und wenn es zu Karies kommt, dann nicht wegen, sondern trotz des Stillens. Noch mehr Informationen zum Thema Stillen und Zahngesundheit finden Sie unter www.stillen.org/docs/ls-3_2003-stillen-und-zahngesundheit.pdf. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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Hallo! Ich hab auch schon im anderen Forum auf die von dir angesprochene Frage geantwortet, weil ich den langzeitstillenden Muttis etwas Mut machen wollte. Jetzt mach ich`s hier auch nochmal. Ich stille meine kleine Tochter auch noch - sie ist jetzt über zwei Jahre alt. UND sie hat trotzdem ganz von allein gelernt, nachts durchzuschlafen! Macht sie seit wenigen Monaten, vorher hat sie mich fast ein Jahr lang einmal nachts geweckt. Die superunruhigen Zeiten, wo die Kleinen ständig nuckeln wollen und man als Mama den Frust kriegen kann, kenne ich auch. Aber, wie gesagt, meine Erfahrung ist: Das geht vorbei. Auch wenn man stillt, lernt das Kind irgendwann (wenn es soweit ist in seiner Entwicklung, denke ich) alleine durchzuschlafen! Ich verstehe gar nicht, warum - zumindest im anderen Forum - der Eindruck erweckt wird, dass Langzeitstillen nie mit einer ruhigen Nacht einhergehen kann. Wir erleben was Anderes. Und nochmal (ich wiederhole mich): Wir haben nichts übers Knie gebrochen, kein "Ferbern", kein Brustentzug. Das war doch eine nicht schmerzhafte, elegante Lösung - oder nicht?? Ich finde deine Frage aber interessant, fände es spannend, welche Erfahrungen andere langzeitstillende Mütter mit den Nächten gemacht haben. Auch so positive wie wir? Vielleicht meldet sich ja noch jemand... Viele Grüße auch an Biggi, die immer so nett und einfühlsam antwortet.


Mitglied inaktiv

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Hallo, ich bin auch eine Langzeitstillmami. Meine Maus wird im Januar 2 Jahre alt. Sie will auch überhaupt noch nichts vom abstillen wissen! Manchmal nervt mich das Stillen schon etwas, denn ich stille nun schon seit 4.5 Jahren nonstop! Zuerst meine Zwillinge und nun sie. Aber ich hatte nie Probleme mit dem Stillen und mache es wirklich gerne. Aus meiner Erfahrung kann ich nur berichten, dass ich schlimme Probleme mit meiner anderen Tochter bekam, als meine jüngste Tochter auf die Welt kam. Ich hatte sie dann von heute auf morgen richtig abgestillt, und sie schlief alleine. (Vorher hat sie bei uns im Bett geschlafen.) Sie wurde megatrotzig, und auch eifersüchtig auf das Baby. Ich hatte da einen richtigen Kampf mit ihr. Vielleicht wäre das nicht so übel gewesen, wenn ich sie früher schon abgestillt hätte. Aber auch diese Phase ging dann irgendwann vorbei, und heute ist alles in Ordnung. Mal sehen, was uns Biggi noch schreiben wird zu diesem Thema. LG, Dani


Mitglied inaktiv

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Vielleicht sollten wir zum Verständnis für die anderen Leserinnen nochmal dazu schreiben: Im anderen Forum hat eine übermüdete Mama gefragt (Kind elf Monate alt), wie und ob sie nachts wohl etwas mehr Ruhe kriegen könnte, also das Kind etwas von ihrer Brust loslösen könnte. Die Antwort war ungefähr so: Nein, so unruhig ginge es jetzt weiter, die Verstrickungen würden nur immer intensiver. Sie müsse entweder (vor allem nachts) durch ständiges Gewecktwerden selbst leiden oder ihr Kind schreien lassen.


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