Babyspeck
Hallo liebes Expertenteam, mein Sohn ist 15 Monate alt und ich möchte wirklich gerne abstillen. Er hängt aber so sehr an der Brust, dass wir es einfach nicht schaffen. Ich befürchte, ohne Schreien lassen, wird es nicht gehen. Aber das halte ich nicht aus - ich habe dann das Gefühl, ich tue ihm was an. Kurze Rahmendaten: Alleinerziehend, er schläft mit mir im Bett. Essen tagsüber klappt mäßig, er hat großes Interesse am Essen, aber zerkaut die Nahrung und spukt das meiste wieder aus. Seit er 6 Monate alt ist, versuche ich ihn an normales Essen zu gewöhen. Brei will er nicht, Festes klappt nicht gut. Kein Schnuller (ich habe ca. 178 Schnuller im Haus), kein Stofftier (nur zum Spielen, nicht zum Schmusen). Manchmal würgt er sogar Banane wieder aus, als könne er das nicht schlucken. Dabei hat er sogar alle 4 Backenzähne. Ich bin total ratlos. Mein letzter Versuch war der nach Gordon ("sanftes Abstillen"), den ich in den Nachtstunden gestartet habe. Die erste Nacht habe ich ihm die Brust wieder gegeben, nach dem er 1,5 Stunden so schlimm geschrien hat...er ist total ausgeflippt. Das hatte für mich nichts mit Protest oder Wut zu tun. Er war völlig panisch. In der zweiten Nacht kam nur kurzer Protest und er hat sich dann tatsächlich umgedreht und versucht einzuschlafen. Er wälzte sich von links nach rechst, Rückenlagen, auf den Bauch...und hat sich wirklich Mühe gegeben. Aber er hat es nicht geschafft und es endete damit, dass er immer wacher wurde und wir dann 3 Stunden gespielt haben, weil er hellwach war. Das habe ich dann noch 4 weitere Nächte durchgehalten, dann war ich so ausgelaugt, dass ich ihm die Brust wieder jetzt ganz normal gebe. Er trinkt so ca. 3 x in der Nacht und will aber auch viel Nuckeln. Ich kann nicht mehr und fühle mich zeitweise total benutzt und werde manchmal vor Hilflosigkeit auch wütend. Tagsüber bekommt er die Brust zum Mittagsschlaf. Sonst ißt er, wie schon gesagt, wenig tagsüber. Ich esse mit ihm am Tisch. Aber eigentlich esse nur ich. Er spielt da eher mit rum. Es ist so, als würde er lieber Hungern und auf die Nachtmahlzeiten warten. Wenn er aber tagsüber/abends nicht richtig ißt, hat er ja tatsächlich Hunger in der Nacht. Ich kann ihn dann doch nicht brüllen lassen vor Hunger? Wenn ich ihm Wasser anbiete nachts, schlägt er die Flasche weg. Ich bin total verzweifelt und wir drehen uns im Kreis. Im November kommt er in den Kindergarten und ich würde dann gern wieder arbeiten gehen. Aber wenn er die ganze Nacht an meiner Brust klebt, kann ich den Tag ja schon kaum ohne Job durchstehen. Wie soll das weiter gehen? Liebe Grüße
Liebe Babyspeck, Stillen ist viel, viel mehr als nur Nahrung für den Körper und deshalb bedeutet Stillen nicht nur, dass das Kind Mahlzeiten an der Brust zu sich nimmt. Das sollte dir absolut bewusst sein, wenn Du dein Kind abstillst: Du ersetzt nicht einfach nur ein Nahrungsmittel durch etwas anderes. In seinem Alter kann dein Sohn jetzt allerdings durchaus langsam lernen, dass es nachts mal eine Pause gibt, eine stillfreie Zeit. Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du ihm während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest. Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das erst im Herbst auf Deutsch erschienen ist und das ich wärmstens empfehlen kann. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Wichtig ist nun, dass ihr zum Einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum Anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. LLLiebe Grüße, Biggi