Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Ich MAG nicht mehr!

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Ich MAG nicht mehr!

Mitglied inaktiv

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Ich kann nicht mehr! Ich WILL das nicht mehr!! Mein rechter Nippel ist wundgekaut, ich bin übernächtigt, weil mein 18 Monate altes "Baby" wieder 3x nachts stillt und nicht mehr los läßt (ich muß ihm wirklich den Nippel aus dem Mund kämpfen) Und wenn er tagsüber müde ist und schlafen will, dann auch NUR MIT NIPPEL im Mund, und sobald ich versuche, mich zu befreien, dreht er durch, steht halb schlafend auf, rennt dabei gegen eine Wand, und wenn ich neben ihm liegen bleibe und versuche ihn zu beruhigen, schlägt und tritt er mich. Ich wollte nie ein laufendes Stillkind, aber dann sind wir umgezogen und ich dachte, bis er sich eingelebt hat und Ruhe eingekehrt ist, kann ich ja noch stillen, dann kämpft er schrecklich mit dem Zahnen und ich dachte, ok, ich bin ja froh in so beruihgen zu können, bei meinem Großen hab ich im 2. Jahr nicht mehr gestillt, und wir hatten Horrornächte, weil nichts half. Aber nun, nun will ich einfach nicht mehr. Ich befürchte, ein langsames behutsames Abstillen ist nicht drin, also geht es nur auf die harte Tour?! Was kann ich denn machen? Eine, die nicht mehr "Langzeitstillen" möchte Sandra


Biggi Welter

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Liebe Sandra, Stillen ist viel, viel mehr als nur Nahrung für den Körper und deshalb bedeutet Stillen nicht nur, dass das Kind Mahlzeiten an der Brust zu sich nimmt. Das sollte Ihnen absolut bewusst sein, wenn Sie Ihr Kind abstillen: Wenn Sie jetzt für sich beschlossen haben, dass Sie Ihren Sohn abstillen wollen, so kann ich Ihnen nur davon abraten es durch "kalten Entzug" zu tun. Erstens kann dies zu einem schweren Bruch in der Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Kind führen und zweitens gibt es keine Garantie, dass Ihr Sohn besser schlafen wird, wenn er abgestillt ist. Viele Frauen erleben zwischendurch eine Phase der Stillmüdigkeit. Sie wünschen sich wieder mehr Freiraum für sich und auch wieder mehr Verfügungsrecht über Ihren Körper. Dieses Gefühl kennt vermutlich jede Frau, die längere Zeit stillt. Doch das ist letztlich nicht wirklich etwas, was sich durch Abstillen erreichen ließe, denn es ist nicht wirklich so, dass das Stillen die Frau "anbindet" und müde macht, sondern es ist die Mutterschaft. Wir alle haben irgendwann oder immer wieder einmal Sehnsucht nach dem Leben v.K. (= vor dem Kind) als "Mama noch eine Frau war". Muttersein ist einer der härtesten und anstrengendsten Berufe der Welt, der sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr einen 24 Stunden Dienst ohne Urlaubsanspruch und Krankschreiben bedeutet. Und an dieser Tatsache ändert sich nichts, ob frau nun stillt oder nicht. Selbst wenn eine Mutter ihr Kind vorübergehend in die Betreuung durch Vater, Großmutter oder Babysitter gibt, bleibt sie die Mutter und wird das Kind nicht aus ihren Gedanken streichen können oder die Verantwortung dafür abgeben können. Abstillen gibt keiner Frau das Leben vor dem Kind wirklich zurück. Sie müssen sich bewusst sein, dass sich durch das Abstillen ihr Leben keineswegs auf wundersame Weise positiv verändern wird. Falls Sie diese Vorstellung haben sollten, könnten Sie eine herbe Enttäuschung nach dem Abstillen erleben. Ihr Sohn spürt, dass Sie sich ihm entziehen wollen und das macht ihn unsicher, so dass er noch mehr "klammert", noch stärker Ihre Nähe und die Geborgenheit an der Brust sucht. Das Abstillen jetzt mit aller Macht "durchziehen" zu wollen, wird viel Kraft und Tränen bei allen Beteiligten fordern. Vielleicht können Sie sich noch ein wenig gedulden und erst einmal wieder etwas Ruhe einkehren lassen. Ein paar Tage keinerlei Versuche die Brust zu verweigern und einfach nur Stillen nach Bedarf und das Anbieten von Beikost auf der einen Seite und viel Erholung und Entspannung für Sie selbst auf der anderen Seite. Lassen Sie den Vorweihnachtsstress so gut es geht beiseite und unternehmen Sie etwas, was für Sie, Ihren Partner und Ihr Kind angenehm ist. Ob dies nun ein Ausflug in ein Thermalbad, ein paar gemütliche Stunden auf dem Sofa oder vielleicht auch ein gemeinsamer Ausflug von Vater und Sohn während Sie sich etwas ganz alleine für sich tun ist, können nur Sie wissen. Sobald sich dann die Situation etwas entspannt hat und wenn Sie für sich ehrlich alles Für und Wider des Abstillens abgewogen haben und sich nun sicher sind, dass Sie abstillen wollen (oder vielleicht eben doch nicht: ), überlegen Sie, wie Sie das Abstillen angehen werden. Für viele Menschen unserer Kultur wird "guter Schlaf" mit "ununterbrochenem Schlaf" gleichgesetzt und für junge Eltern ist es dann eine große Herausforderung mit dem Schlaf in "Häppchen" zurecht zu kommen. Genau zu diesem Thema habe ich vor kurzem eine interessante Stellungnahme eines Gynäkologen gehört, der über das Thema "rooming in und Müdigkeit der Mutter" gesprochen hat: Er hat dargelegt, dass er aufgrund seiner Dienste und seiner Arbeit im Krankenhaus extrem selten mehr als drei bis vier Stunden am Stück schlafen kann und fünf Stunden ununterbrochener Schlaf sind für ihn bereits der Inbegriff des Luxus. Dennoch und obwohl dies schon seit mehr als zehn Jahren für ihn so ist fühlt er sich nicht unausgeschlafen oder empfindet seinen Schlaf als qualitativ beeinträchtig. Ich will damit sagen, dass unterbrochener Schlaf nicht mit Schlafmangel gleichgesetzt werden kann und dir deshalb das Abstillen in der Nacht nicht zwingend einen Vorteil bringen wird. Zumal es auch keine Garantie dafür gibt, dass Ihr Kind dann nicht mehr aufwachen wird, nur weil es nachts nicht mehr gestillt werden wird. Vielleicht könntet ihr alternativ ein festes Ritual mit Kuscheln und Vorlesen oder Geschichte erzählen einführen. Viele Eltern beginnen auch bereits bei einem wenige Monate alten Baby damit, den Tag am Abend noch einmal Revue passieren zu lassen und so ein Gespräch (das sich im Laufe der Zeit dann entwickeln wird) über die Erlebnisse, Freuden, aber auch Sorgen und Nöte des Kindes zu führen. Durch solch ein Gespräch bleiben Eltern dann auch in engem Kontakt mit ihrem Kind und der leider viel beobachtet Sprachlosigkeit zwischen Eltern und Kind kann entgegengewirkt werden. In diesen Gesprächen können Sie Ihr dein Kind immer wieder darauf hinweisen, dass Sie der Meinung sind, dass das Stillen in der Nacht nun eingeschränkt wird, dass Sie es aber weiterhin genau so sehr lieb haben, wie schon immer. Eine andere Möglichkeit ist es, dass statt Ihnen, ihr Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Sie wenden sich jedesmal Ihrem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Sie können Ihr Kind ja in der ersten Zeit zuerst stillen und dann Ihrem Partner übergeben. Wenn Ihr Partner nicht einspringen kann, bleibt es an Ihnen, Ihr Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich. Ich würde mich für euch freuen, wenn ihr das mit Geduld, Ruhe und viel Liebe schaffen würdet. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Hi, wenn Du magst, dann lies mal, was ich weiter oben Astrid geantwortet habe (Beitrag "Langzeitstillen und nachts stillen"). Als meine Tochter so alt war wie mein Kind, war sie GENAUSO wie Deins - fuenf Monate spaeter schlief sie zuverlaessig durch, acht Monate spaeter hatte sie sich von selbst abgestillt. Es kann sich so schnell aendern!


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