Sonja80
Hallo, ich habe am 7.8. meinen Sohn entbunden mit 2,5 Tagen Einleitung und vielen Problemen. Ich hatte bis heute kaum Schlaf, bin psychisch am Ende und dazu kommen allerlei Stillprobleme. Meine Brüste sind steinhart, knotig, heiss und er mag auch nicht mehr ran. Nun habe ich mich definitiv für das abstillen entschieden und war beim Arzt. Sie gab mir ein Medikament mit das wohl stark auf den Kreislauf gehen soll und sogar in USA verboten ist. Dieses Mittel soll die Milchbildung hemmen. Nun hatte mir eine Norfallhebamme empfohlen das nicht zu nehmen statt dessen Quarkwickel, Salbeitee und Phytolocca D2 nach dem stillen. Nun stillen geht nicht mehr weil er nicht mehr will und meine Brust wird immer schlimmer. Ich habe aber auch Angst vor dem Medikament, aber auch Angst vor einer Brustentzündung und dann Antibiotika. Was kann ich noch tun um schneller abzustillen bzw. die Brust schmerzfrei und weicher zu bekommen? Im Endeffekt hab ich ja kaum gestillt. Erstes Anlegen 7.8. und es wurde von Anfang an zugefüttert weil er Unterzucker und Untergewicht hatte. Die Brüste sind randvoll mit Milch, wenn man aber abpumpt-selbst im starken Modus-kommt fast nichts raus. Ausstreichen klappt auch nicht, denke Brust ist zu hart. Wie groß ist die Gefahr für mich wegen der Brustsache? (Entzündung) 1 Tag nach dem KH hatte ich Fieber und Schüttelfrost der dann wieder weg ging. Vielen Dank für die Hilfe.
Liebe Sonja80, angesichts der nicht unerheblichen Nebenwirkungen von Bromocriptin ist der Einsatz dieses Präparates sehr kritisch zu betrachten. In den USA darf Bromocriptin zum Abstillen nicht mehr verwendet werden. Zitat aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit“ Spielmann, Steinhoff, Schaefer, Bunjes: „Angesichts möglicher Risiken für die Mutter sollten dann physikalischen Maßnahmen wie Kühlung (Quark oder Eiswickel) und ev. Hochbinden der Brust den Vorzug gegenüber Ergotaminpräparaten erhalten. Die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hat aufgrund der mütterlichen Risiken die Zulassung für Bromocriptin („Pravidel“) zum Abstillen zurückgezogen (Herings et al., 1995).“ Zur Behandlung deiner Brust kannst Du jetzt so vorgehen, wie bei einem Milchstau. Die einfachste und wirkungsvollste Vorgehensweise in dieser Situation besteht im Entleeren der Brust einerseits und dem Kühlen als weitere Maßnahme. Beim Entleeren solltest Du immer nur gerade so viel Milch ausstreichen oder ganz vorsichtig abpumpen, dass die unangenehme Spannung nachlässt und Du dich wieder wohl fühlst. Wenn Du mehr Milch ausstreichst/abpumpst wird die Brust zu weiterer Milchbildung angeregt und das ist ja nicht das, was Du willst. Anschließend kühlen (mit Quarkwickeln (es sei denn es ist eine Kuhmilchallergie bekannt) oder auch mit Eis, das aber bitte nicht unmittelbar auf die Haut aufgelegt werden soll, oder auch mit gekühlten Kohlblättern). Du kannst auch dein Kind vorsichtig abtrinken lassen, allerdings lässt sich das nicht immer so „dosieren“, dass die Brust nur gerade so weit entleert wird wie notwendig. Ein Einschränken der Trinkmenge ist NICHT sinnvoll. Du kannst deinem Durst entsprechend trinken. Was sich noch empfiehlt ist ein Einschränken der Salzzufuhr. Sollte nach spätestens 48 Stunden keine deutliche Besserung eingetreten sein oder Fieber und Schüttelfrost oder grippeähnlichen Symptomen auftreten muss ein Arzt aufgesucht werden, unter Umständen Medikamente erforderlich sind. Der Abstillprozess kann auch durch homöopathische oder naturheilkundliche Mittel unterstützt werden. Wenn Du dich hierfür interessierst, wende dich bitte an deine Hebamme oder einen entsprechend ausgebildeten Arzt. Zur Information hänge ich Ihnen einen Leserbrief eines Gynäkologen aus Hamburg an, in dem er sich mit der Frage „Abstillen medikamentös oder natürlich" auseinandersetzt. LLLiebe Grüße Biggi Welter Leserbrief Pädiatrische Praxis 60, 561 562 (2001/2002) Abstillen – natürlich oder medikamentös Zu Umfrage in Pädiatrische Praxis 59, 583 587 (2001) In der Umfrage haben Vertreter namhafter Geburtskliniken Stellung genommen. Zu den Risiken der Einnahme von Ergotaminabkömmlingen – und das sind alle dort genannten Medikamente zum medikamentösen Abstillen – hat sich kein Experte sachgerecht geäußert. Die Umfrage erweckt den Eindruck, als seien früher einmal in den USA Zwischenfälle aufgetreten, die jedoch in Europa nie Bedeutung erlangt haben und vernachlässigbar sind. Ein Studium der verfügbaren Literatur vermittelt jedoch ein etwas anderes Bild. Hinzu kommen immer wieder mündliche Berichte von Hebammen sowie Kolleginnen und Kollegen über Herzinfarkte und zerebrale Krampfanfälle im Zusammenhang mit der Einnahme von Bromocriptin. Die jüngste Veröffentlichung aus Deutschland über solche Zwischenfälle stammt aus dem Jahr 2000 (1). Sie arbeitet auch die derzeitig verfügbare Literatur auf. Danach sind folgende berichtete Nebenwirkungen von Bromocriptin postpartal bisher beobachtet worden: Herzinfarkt (1, 2), Bluthochdruck (3), Schlaganfall (4), Krampfanfall (5), Psychose (6). Außerdem konnte von Larazet et al. (7) erstmals ein Koronararterienspasmus nach Bromocriptingabe oral im Herzkatheterlabor nachgewiesen werden. Unter einer Einmalgabe von Bromocriptin war ein Vasospasmus der rechten Koronararterie mit einer Lumeneinengung von 70 % angiographisch nachweisbar. Es besteht also kein Zweifel daran, dass Ergotaminerderivate zu Vasospasmen führen können und damit auch zu den genannten erheblichen Nebenwirkungen teilweise mit Todesfolge. Das Potenzial zu diesen Nebenwirkungen haben auch alle neueren Ergotaminderivate (z.B. Cabergolin), da sie der gleichen Stoffgruppe entstammen. Sie sind lediglich noch nicht über so lange Zeit und so gründlich untersucht worden. Freilich sind die genannten erheblichen Risiken gering; sie haben aber immerhin dazu geführt, dass die Food and Drug Administration (FDA) die Zulassung von Bromocriptin zum Abstillen widerrufen hat. Offenbar unbeachtet geblieben ist die Empfehlung der Arzneimittelkommission der Bundesärztekammer von 1989, die die Anwendung von Bromocriptin zum Abstillen nur in medizinisch begründeten Situationen empfiehlt (8). In den Umfragen wurde festgestellt, dass das Abstillen häufig auf Wunsch der Mütter erfolgt und es selten medizinische Gründe zum Abstillen gibt. Dementsprechend dürften auch Ergotamtinabkömmlinge zum Abstillen nur selten angewendet werden, würde man der Empfehlung der Arzneimittelkommission folgen. Dass dem nicht so ist, ist seit Jahren bekannt. Der Grund liegt darin, dass das „natürliche Abstillen" erst in den letzten Jahren bekannter geworden ist. Es ist mühsamer als das medikamentöse Abstillen, und es dauert länger. Die Befürchtung, es könnte sich eine Mastitis entwickeln ist nur selten berechtigt, da die Übertragung der Keime aus dem Mund des Kindes auf die Brustwarze (immer noch der häufigste Übertragungsweg!) normalerweise nicht wirksam ist. Aufgrund der Datenlage habe ich keinen Zweifel, dass es ein juristisches Erfordernis ist, die betroffenen Mütter über die alternativen Möglichkeiten zum Abstillen aufzuklären und die seltenen Risiken auch zu nennen. Die Begründung, es fehle die Kontrollmöglichkeit des gewünschten Effektes bei natürlichem Abstillen greift nicht, da heute jeder betroffenen Frau eine Nachsorgehebamme und eine Frauenarztpraxis zur Verfügung stehen, die diese Kontrolle ausüben können. Bei den Ausführungen über natürliches Abstillen verwundert es immer wieder, dass die Reduktion der Flüssigkeitsaufnahme durch die Mutter immer noch genannt wird. Schon seit vielen Jahren ist aus der Literatur bekannt, dass eine Einschränkung der Trinkmenge nur eine eingeschränkte Harnproduktion, jedoch keine Verminderung der Milchproduktion zur Folge hat. Zusätzlich verschlechtert sich auch noch das Allgemeinbefinden der betroffenen Mutter, so dass diese unnütze Maßnahme endlich aus dem Repertoire gestrichen werden sollte! Literatur: Arzneimittelkommission Bundesärztekammer: Medikamentöses Abstillen nur in medizinisch begründeten Fällen. Dtsch. Ärzteblatt 86 (1989), 1232. Canterbury, R. J., et al: Post partum psychosis Induced by Bromocriptine. South Med J. 1987; 80:1463 4. Hopp, L., et al: Myocardial infarction post partum in patients taking Bromocriptine for the prevention of breast engorgement. Int J. cardiol 1996; 1957: 227 32. Iffy, L.: Post partum intracerebral haemorrhag in a patients receiving Bromocriptine. Pharmacoepidem Drug Safety 1994; 3: 247 9. Katz, M., et al: Puerperal hypertension, stroke and Seizures after suppression of lactation with Bromocriptine. Obstet gynecol. 1985; 66: 822 4. Lindner, M., et al: Ergotamininduzierter postpartaler Myocardinfarkt. Herz/Kreisl. 2/2000; 32: 65 68. Larrazet, F. et al; Possible bromocriptine induced myocardial infarction. Ann. Int. Med. 1993, 118: 199 200. Lawrence, R.A.: Breastfeding: Mosby Baltimore, Berlin 1999, 305. Dr. Michale Scheele Stillberater IBCLC Stillbeauftragter des Berufsverbandes der Frauenärzte und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe