Hallo Biggi,
zu Beginn meiner Stillzeit vor 8 Monaten haben Sie mir wertvolle Tips gegeben, die mir ein tolles Stillerlebnis ermöglicht haben. Bis heute stille ich meine Tochter (neben der Beikost).
Bisher waren die Nächte absolut erträglich. Julie kam 1-2x und hat gut geschlafen. Nur während der Schübe kam sie häufiger (teils stündlich). Danach pendelte es sich aber immer wieder in die humanen Zeiten ein..
Seit etwa Dezember jedoch ist Julie nachts sehr anstrengend. Und zwar konstant! Von jede Stunde bis 3-4x Nachts ist alles dabei. Über 2x nachts kann ich schon froh sein!
Normalerweise geht sie zwischen 19 und 21 Uhr (wenn sie Nachmittags mal geschlafen hat) geht sie schlafen. Kurz darauf wird sie oft wieder wach (30 Min. - 1,5 Std.) um wieder zu trinken.
Das geht dann so weiter. Teilweise stündlich (extrem und eher selten). Die derzeitige Regel ist aber ca. alle 3 Std.
Ich würde eigentlich gerne abstillen. In der Hoffnung das sie dann, wie viele Flaschenkinder meines Umfelds, mal besser durchschläft und nicht ständig nach mir ruft. "Schreien lassen" funktioniert nicht. Ist auch nicht meine Art!
Das Problem dabei ist, daß Julie keine Flasche nimmt. Egal welche ich probiert habe (Avent, Nuk, NO NAME etc.). Egal ob mit Nucki oder Trinklernflaschenaufsatz. Egal welche Flüssigkeiten (Tee, Schorle, Wasser, Muttermilch etc.). SIe spielt damit nur rum. Und wir probieren es schon seit Dezember/Januar! Wir haben keine Idee mehr. Ich kann so leider nicht einmal abends weg. Denn nur meine Brust beruhigt sie nachts wieder.
Kann das Gewohnheit sein?! Wie entwöhne ich Julie "sanft"?! Wie kriege ich sie an die (Trinklern)Flasche?! Mir fällt leider nichts mehr dazu ein und ich bitte Sie daher um Rat!! Mein Mann sagt öfter, daß wir sie nachts mal schreien lassen sollten. Das möchte ich aber nicht. Denn ansonsten schläft sie auch gut (weiter). Sie trinkt und schläft wieder. Fertig. Nur die Häufigkeit und Gebundenheit ist auf Dauer sehr anstrengend. Wir würden auch als Paar gerne mal etwas unternehmen und die Kleine den Großeltern überlassen!
Vielen Dank schonmal für Ihren Rat!!
Liebe Grüße
Daniela M. (30 J.) mit Töchterchen Julie (8 Monate + 9 Tage)
Mitglied inaktiv - 20.02.2007, 10:32
Antwort auf:
Heftige Nächte - Abstillen
Liebe Daniela,
es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys in diesem Alter nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte.
Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten.
Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind.
Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe.
Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 20.02.2007
Antwort auf:
Heftige Nächte - Abstillen
Nachtrag: Ich habe 6 Monate voll gestillt. Julie ißt mittags 1/2 Gläschen Gemüse/Fleisch/Brei und abends etwa die selbe Menge. Mehr hat bei ihr (noch) keinen Sinn. Sie ißt auch Kleinigkeiten zwischendurch (z. B. Dinkelstangen, Babykekse, Obst/Gemüse).
Sie schläft in ihrem eigenen Bettchen seit sie ca. 4 Monate ist. Dieses steht direkt Tür an Tür zu unserem Schlafzimmer!
Mitglied inaktiv - 20.02.2007, 10:40