Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Hat mein Kind Probleme mit dem Magenpförtner?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Hat mein Kind Probleme mit dem Magenpförtner?

JaninaHx

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Hallo Frau Welter, Mein Sohn (3,5 Monate, 7,5 kg Kampfgewicht, gibt kaum Hungersignale, stillen oft auf Verdacht nach ca 3-4 Std wenn er nörgelig wird) hat diagnostizierten, verstärkten Reflux und bekommt abends 5 mg Omeprazol. Er trinkt immer ca 8 min und bekommt so 70-120 ml aus einer Brust (in der Klinik nachgewiesen). Omeprazol führt bekanntlich nur zur Säureregulation und verhindert den Reflux nicht. Reflux bedeutet aber doch, dass die Milch im Liegen hochläuft, weil der Magenausgang physiologisch noch nicht so gut schließt. Also schläft und spielt er hochgelagert. Ich beobachte aber immer wieder, wie der Magen des Kleinen sich ruckartig zusammenzieht und die Milch dann auch gerade in aufrechter Position oder wenn er „drückt“ hochkommt. Das passiert direkt nach dem Stillen, wenn er zu viel getrunken hat (normal) und dann erst wieder nach ca 30 min. Dann ist er ständig am schlucken (und bekommt teilweise auch Schluckauf - was glaube ich normal ist). Besonders schlimm wird es nach ca 2 Stunden. Dann kommen viele Milchflocken und Flüssigkeit wie Wasser raus. Wenn ich ihn stille wird er nach ca 5 min ganz unruhig, windet sich wie eine Schlange und wirft den Kopf nach hinten und dockt dann wieder an - immer wieder, bis er frustriert weint. Er gedeiht aber trotzdem sehr gut. Spuckt er nach dem Stillen, kommt oft nicht flüssige, gerade getrunkene Milch, sondern ganz dicke/milchreisartige Milch hoch, obwohl er zuletzt vor 3 Stunden gestillt wurde. Ebenfalls ist sie viel gelber als die gerade getrunkene Milch und riecht übertrieben sauer. Müsste die „alte“ Muttermilch nicht schon lange verdaut sein? Kann es sein, dass die Milch zu lange im Magen verbleibt, stark ansäuert und daher das Sodbrennen und das spucken sehr dicklicher Milch direkt nach dem Stillen rührt? Das Problem hat sich so zugespitzt, dass er nun auch im Schlaf alle 30-40 mit der gleichen Verhaltensweise wach wird und weint, sich an den Ohren zieht und sich windet. Vor ein paar Wochen hat er noch 4 Std am Stück geschlafen, jetzt sind es nur noch 30-40 Minuten. Dann kommt Kopfschütteln, winden, ins Gesicht und an die Ohren fassen und jammern bis er davon aufwacht und schreit. Was kann ich für den kleinen Mann tun? Wo könnte die Ursache liegen? Mein Kinderarzt sagt immer nur „3 Monats Kolik“ und abwarten.


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Liebe JaninaHx, ich kann Deine Sorge gut nachvollziehen und würde mich an einen Gastroenterologen wenden (frag doch auch mal im nebenforum nach!). Hier meine Infos. Milde Formen von Reflux sind in den ersten fünf Monaten sehr häufig und werden fast als normal betrachtet. Ein klinisch bedeutsamer, behandlungsbedürftiger Reflux kommt bei einem von 500 Babys vor (NMAA Talkabout Nov. 1996, Lesley Taylor). Die bei Babys mit Verdacht auf Reflux immer wieder vorgeschlagene Umstellung von Muttermilch auf künstliche Säuglingsnahrung kann die Situation eher verschlimmern als verbessern. Studien ergaben, dass gestillte Babys weniger zu Reflux neigen als Babys, die künstliche Säuglingsnahrung erhalten (Heacock 1992). Es wird angenommen, dass ein Grund für Reflux eine verzögerte Entleerung des Magens ist und da Muttermilch den Magen doppelt so schnell verlässt wie künstliche Säuglingsnahrung ist das Stillen gerade günstig, da der Magen schneller geleert wird. Wenn ein Baby häufig und schwallartig erbricht liegt der Verdacht auf eine Magenpförtnerverengung oder auch einen Magenpförtnerkrampf nahe und es sollte in jedem Fall diesbezüglich untersucht werden. Fast alle Babys spucken, manche mehr, andere weniger. Solange dein Baby weiterhin ausreichend nasse Windeln hat, einen gesunden und lebhaften Eindruck macht und gedeiht, ist das Spucken zwar lästig, wahrscheinlich aber kein Anlass zur Sorge. Bei den meisten Babys ist dieses Spucken in erster Linie ein Wäscheproblem ("bitte ein T Shirt im Spuckdesign, dann fallen die echten Flecken weniger auf"). Nach einiger Zeit verliert sich das Spucken bei den meisten Babys und die Waschmaschine kann wieder weniger in Anspruch genommen werden. Erst wenn ein Baby einen kranken Eindruck macht (schlapp, teilnahmslos, anhaltendes Weinen, Anzeichen von Austrocknung) oder immer häufiger in hohem Bogen schwallweise erbricht, sollte vorsichtshalber ein Arzt aufgesucht werden, um eine gesundheitliche Störung ausschließen zu lassen. Haben Babys Spuckprobleme, wird empfohlen, sie während und nach den Mahlzeiten aufrecht zu halten, sie häufig aufstoßen zu lassen und sie häufig, aber für kürzere Zeit anzulegen. Manchmal liegt das Spucken wirklich daran, dass die Babys zu hastig trinken. Es gibt aber auch Babys, bei denen sich das Spucken durch nichts beeinflussen lässt und man einfach abwarten muss, bis sie aus dem Spuckalter herausgewachsen sind. Manchmal ist es auch hilfreich, das Baby mit erhöhtem Oberkörper zu lagern. Beobachte die Stillmahlzeit einmal ganz genau. Hat dein Kleiner nach dem Einsetzen des Milchspendereflexes Probleme mit dem Schlucken nachzukommen bzw. verschluckt er sich sehr leicht? Schießt die Milch regelrecht aus deiner Brust heraus? Fließt Milch aus dem Mundwinkel deines Babys? All dies sind Anzeichen für einen sehr starken Milchspendereflex. Es kommt vor, dass der Milchspendereflex so stark ist, dass das Kind nicht damit zurecht kommt. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (lege dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen“. Dazu wird das Baby so gehalten, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als die Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnt die Mutter sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff wird das Baby von unten mit zwei Kissen im Schoß der Mutter abgestützt und die Mutter lehnt sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: die Häufigkeit der Stillmahlzeiten erhöhen. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst verschlimmert sich das Problem noch weiter. nur eine Brust pro Mahlzeit anbieten. Dieser Vorschlag passt nicht zu dem, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du gerade so viel Milch ausstreichen, dass Du dich wohl fühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. das Baby stillen, wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. verschiedene Stillpositionen ausprobieren (auch das oben beschriebene Berg auf Stillen) das Baby oft aufstoßen lassen. den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller vermeiden. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird. Lieben Gruß, ich hoffe, es geht Euch bald besser! Biggi


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