Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Frage zur Beikosteinführung

Frage: Frage zur Beikosteinführung

gwennerle

Beitrag melden

Liebe Biggi, Ich hatte mich vor einiger Zeit schon mal an Sie wegen des Stillens gewandt. Vielen Dank nochmals für Ihre ausführliche Hilfe! Heute habe ich eine bzw. mehrere Fragen zur Beikost. Mein Sohn ist mittlerweile 6 Monate und zeigt seit einiger Zeit schon großes Interesse an unserem Essen. Nun haben wir vor ca. 1 Woche mit Karottenbrei angefangen. Anfangs nur mit ein paar Löffelchen, doch da es ihm sehr gut schmeckt und er viel Spass am Essen hat, bekommt er nun schon mittags ca. 100g. Ich biete ihm weiterhin danach die Brust an und er trinkt auch noch ein wenig. Nun möchte ich jede Woche eine andere Gemüsesorte ausprobieren und dann evtl. verschiedene Gemüse in Kombination anbieten. Ich bin außerdem Vegetarierin und frage mich, ob ich meine Sohn auch weitestgehend (ab und zu Fleisch oder Fisch) vegetarisch ernähren könnte. Ich hatte zum Thema auch eine kurze Einführung von meiner Hebamme erhalten, doch bin ich jetzt etwas verwirrt, da ich recht unterschiedliche Empfehlungen von ihr im Vergleich mit anderen Quellen erhalten habe. Meine Hebamme riet mir z.b. ihm immer Wasser anzubieten, wenn ich ihn mit Brei füttere, damit der Stuhl nicht zu fest würde. Andere Quellen sagen aber, dies sei erst bei 2-3 Breien pro Tag nötig. Wenn ich ihm Wasser anbiete trinkt er es jedoch auch sehr gerne. Sie meinte auch ich solle als nächstes den Vormittags-Brei in Form eines Obst-Getreide-Breies einführen, dann als drittes den Abendbrei in Form eines Getreidebreies mit Wasser angerührt. In der Literatur habe ich nun aber gelesen, dass als Zweites der Abendbrei und als Drittes der Nachmittagsbrei eingeführte werden sollte. Zu Vormittagsbrei habe ich bis jetzt nichts gefunden. Außerdem sprechen viele vom Abendbrei in Form eines Milch-Getreidebreis. Ist denn Milch überhaupt nötig wenn ich doch noch weiterhin stille? Ihm Kuhmilch zu füttern fühlt sich für mich etwas seltsam an.....Was halten Sie von Nachtisch in Form von Obstbrei (hatte ich auch häufig gelesen)? Meine Hebamme sagte mir ich solle weiter nach Bedarf stillen auch in der Nacht (mein Sohn wacht zur Zeit teilweise alle 2 Stunden auf und möchte an die Brust), was ich auch gerne weiter tun möchte. Sie meinte die Babys würden sich genau so viel holen wie sie eben brauchten und wüssten am Besten wieviel das sei. Darauf vertraue ich auch einfach - auch wenn mein Sohn schon sehr groß und kräftig ist - (70cm und ca. 9kg). - Eine Freundin meinte sie füttere ihren Sohn nur wenn ein Mindestabstand von 2,5 Stunden zwischen den Mahlzeiten wäre und biete ihm sonst nur Wasser an. Ich habe dabei ein ungutes Gefühl, da ich einfach auf das Gefühl meines Sohnes vertrauen will und ihn nicht in irgendeiner Form in ein Schema oder auf Diät setzen möchte. Was halten Sie davon? Auch wenn meine Hebamme meinte man könne eigentlich nichts falsch machen, bin ich nun etwas verunsichert. Können Sie mir vielleicht sagen welche Breiformen ich wann (sprich nach 1 Monat, nach 2 Monaten etc.) und zu welcher Tageszeit einführen sollte? Vielleicht können Sie mir ja auch eine gute Quelle zum Thema empfehlen. Was halten Sie eigentlich von der Beigabe von Öl zum Brei? Ich hörte das sei umstritten.... Eine letzte Frage noch zum Füttern. Momentan habe ich meinen Sohn beim Füttern auf dem Schoß und füttere ihn selbst mit dem Löffel. Ich lasse ihn auch mitmachen, das Essen mit den Händen erleben, was ihm Spass macht. Da er selbst aber den Löffel mit Brei noch nicht so gut koordinieren kann, habe ich ihm bis jetzt noch keinen eigenen Löffel gegeben, gebe ihm aber meinen ab und zu. Sollte ich ihn von anfang an selbst essen lassen? In einen Hochstuhl möchte ich ihn noch nicht setzen da er noch nicht selbst sitzen kann....was halten Sie eigentlich von der Idee des "baby led weaning"? Ist dies empfehlenswert? Und wenn ja zu welchem Alter? Entschuldigen Sie bitte die sehr lange Email und die vielen Fragen. Ich wäre Ihnen für Ihren Rat sehr dankbar! Herzliche Grüße


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe gwennerle, zunächst würde ich Sie bitten, die Anzahl der Fragen, die auf einmal gestellt werden, entweder zu begrenzen oder die Fragen jeweils einzeln ins Forum zu stellen. Sicher ist es richtig und gut, einem sechs Monate alten Baby, das Interesse an fester Nahrung zeigt, diese dann auch anzubieten. Doch diese Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen und keinesfalls kann die feste Kost die Muttermilch jetzt bereits in größerem Maße ersetzen. Ich weiß, dass fast überall steht: "zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird "eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit "ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. Allmählich wird sich die Menge der Beikost von selbst steigern und etwa ab den ersten Geburtstag werden sich das Verhältnis Beikost zu Muttermilch langsam umkehren, bis sich das Kind (wenn es dazu die Gelegenheit erhält, die Entscheidung selbst zu treffen) schließlich irgendwann ganz abstillen wird. Im gesamten ersten Lebensjahr kann der Flüssigkeitsbedarf eines Babys vollständig über die Muttermilch gedeckt werden, vorausgesetzt, es wird weiterhin nach Bedarf gestillt. Dennoch ist es sinnvoll parallel zur Einführung der Beikost auch den Becher mit Wasser einzuführen. Tee oder Saft sind nicht notwendig. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung. Für Tipps rund um das Thema Beikost bietet sich das Buch "Babyernährung gesund & richtig - B(r)eikost und Fingerfood" von Gabi Eugster an. Dort finden sich sehr viele Informationen und Tipps zum Thema Ernährung ab dem siebten Monat. Sie bekommen es im Buchhandel, bei einer LLL Beraterin oder auch hier im Still Shop. Ich halte viel vom "baby led weaning", kein Kind muss Brei essen. Es gibt Babys, die es geradezu hassen und hysterisch reagieren, wenn man ihnen etwas in den Mund stecken will. Diese Kinder essen aber recht gut, wenn sie selber essen dürfen. DasGeschmiere, das es dabei gibt, ist weniger schlimm, als das Theater mit einem Kind, dass sich mit allen Kräften wehrt und außerdem lernen die Kinder recht schnell gut zu essen. Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden. Probieren Sie es einfach nach und nach einmal aus. LLLiebe Grüße, Biggi


gwennerle

Beitrag melden

Vielen tausend Dank für die Beantwortung all meiner Fragen und gleichzeitig nochmals entschuldigung, dass es gar so viele waren! Ich werde mir das Buch gleich besorgen. Ihre Antwort hat mir aber schon sehr viel weitergeholfen! ich finde Ihr Forum wirklich toll! Vielen herzlichen Dank und liebe Gruesse


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.