Frage: Etappenessen

Hallo, Madeleine ist im Moment vier Wochen alt und ist das dritte Kind was von mir gestillt wird. Allerdings fällt mir bei Madeleine im Moment auf das sie genau wie meine anderen beiden Kinder viel und gerne trinken. Madeleine trank bereits am 4 Tag nach der Entbindung 130 ml Muttermilch und selbst der Kinderarzt meinte das es ein wenig viel ist aber da sie sehr klein war und leicht wäre das eigentlich gut. Aber nun zu meinem Hauptproblem, zwischen durch bei den Mahlzeiten kommt es immer wieder zu sogenanntem Etappenessen, d. h. ich stille die Kleine wie immer ca. 15 min an beiden Seiten und mittendrin einmal Windelwechseln und Bauermachen und nach einer Zeit von 10 min wird sie dann unruhig und will noch mehr, wenn ich sie dann nocheinmal anlege nukt sie eigentlich mehr als das sie trinkt (trinkt aber auch), zwischendurch schläft sie ein und wird schnell wieder wach und wenn ich sie dann in ihr Bettchen packe krakelt sie nach ein paar Minuten wieder und macht mir eigentlich deutlich das sie trinken will. Ablenken bringt in diesem Fall eigentlich ziemlich wenig, da es nur ganz selten klappt. Wenn sie ihr Etappenessen anfängt dauert diese Mahlzeit bis sie wieder schläft ca. 2 Stunden. Die Nummer mit einem Schnuller als Ersatz geht im Moment noch nicht, da die Kleine den Nuk wohl noch als zu groß empfindet. Wenn ich nämlich Pech habe fängt sie an zu würgen. Da ich diesmal nicht wieder diesen Streß haben möchte und hier das Forum entdeckt habe, dachte ich mir vielleicht wissen sie ja rat. Bis dahin Nicole

Mitglied inaktiv - 18.07.2002, 21:14



Antwort auf: Etappenessen

? Liebe Nicole, beim Stillen gibt es kein „zuviel". Ihr Baby darf und soll so viel und so oft an der Brust trinken, wie es mag und das „Etappentrinken" ist vollkommen normal in dem Alter und heißt wissenschaftlich „Clusterfeeding". So kleine Babys wollen durchschnittlich mindestens zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster-Phasen. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Ein Wachstumsschub ist mit etwa sechs Wochen zu erwarten. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Nicht zu vergessen ist auch die Bedeutung des non-nutritiven Saugens, des Saugens, das nicht der Ernährung dient. Die Verlockung kann groß sehr groß sein, dazu einen Schnuller anzubieten, aber die Risiken, die der Schnuller mit sich bringen kann, sollten dabei nicht unterschätzt werden. Ich weiß, die ersten Wochen und Monate mit einem Baby können eine extreme Lebenserfahrung sein, um so mehr als die Realität des Alltags mit einem Neugeborenen fast nirgends wirklich beschrieben ist (und damit der Schock für die junge Mutter, die von einem friedlich im Stubenwagen schlummernden Baby träumt noch größer). Doch Ihr Kind bleibt nicht ewig so klein und arbeitsintensiv und das wissen Sie doch sicher auch von Ihren größeren Kindern. Machen Sie sich also keinen Stress mit irgendwelchen Zeitvorgaben, sondern stillen Sie Ihr Baby nach Bedarf und lassen Sie es an Ihrem Alltag teilnehmen. Haben Sie ein Tragetuch? Das Tragetuch ist DIE Möglichkeit, ein unzufriedenes Baby zu beruhigen und ihm viel Körperkontakt zu geben. Das Tragen im Tragetuch, das dem Kind durch das Umhülltsein Halt gibt und ihm automatisch zu viel Körperkontakt mit Mutter (oder Vater) verhilft ist fast ein Zaubermittel. Ihr Baby kann die Nähe der Mutter spüren, es wird sich an ihrem Körper beruhigen, die Koliken verringern sich, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und Sie haben mindestens eine Hand frei (und auch Ihren Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um sich um Ihr größeres Kind zu kümmern und andere Dinge zu tun. Versuchen Sie es einmal. Eine Autorin nennt dies so schön „Perspektive teilen". Das Tragetuch ermöglich es dem Kind, am Leben der Familie problemlos teilzunehmen und mit Ihnen die Perspektive zu teilen. Mit etwas Übung können Sie das Baby sogar im Tuch stillen. Lassen Sie sich von einer tucherfahrenen Frau einmal zeigen, wie vielseitig einsetzbar ein Tragetuch sein kann. Tucherfahrene Frauen finden Sie in fast jeder Stillgruppe und auch sonst wäre es sicher ein guter Gedanke, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen. Neben vielen nützlichen Tipps bekommen Sie dort auch moralische Unterstützung. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 18.07.2002