Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Er nimmt zu wenig zu

Frage: Er nimmt zu wenig zu

Mitglied inaktiv

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Hallo, mein Sohn ist 11 Wochen alt (kam 4 Wochen zu früh auf die Welt). Nach anfänglichem Zufüttern (Krankenhaus-Empfehlung...) stille ich ihn seit etwa 6 Wochen voll. Er nimmt aber zu wenig zu, im Schnitt waren es zuletzt nur etwa 100 gr pro Woche. Sein Geburtsgewicht war 2750, jetzt wiegt er 3840. Könnte es sein, dass das Gewicht laut seiner Gewichtskurve doch ok ist? Ich hab schon einiges versucht (häufiges Anlegen etc), aber das bringt doch leider nicht viel. Seine Blutwerte sind ok. Danke für Tipps! anka


Biggi Welter

Biggi Welter

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? Liebe Anka, die Gewichtszunahme eines Babys wird ausgehend vom niedrigsten Gewicht berechnet, doch auch wenn ich von einer Gewichtsabnahme von 200 g ausgehe (was für ein Kind mit diesem Geburtsgewicht schon relativ viel ist), dann ist die Gewichtzunahme von Ihrem Sohn eindeutig grenzwertig. Häufiges Anlegen alleine ist nicht die Lösung in einer solchen Situation. Es ist notwendig das Kind häufig anzulegen UND darauf zu achten, dass es effektiv an der Brust trinkt. Ein Baby das zehn Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust saugt, aber nicht korrekt und effektiv saugt, wird unter Umständen deutlich zu wenig Milch bekommen, obwohl es oft angelegt wird. Ich rate Ihnen daher unbedingt einmal von einer Stillberaterin anschauen zu lassen, wie Ihr Kind angelegt ist und wie es saugt. Die Kollegin kann Ihnen dann gezielte Tipps geben, was Sie tun können, um die Gewichtzunahme des Kindes zu verbessern und somit sein Gedeihen zu fördern. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Ich gebe Ihnen nun noch einige allgemeine Hinweise zur Förderung der Milchmenge, bis Sie eine Kollegin vor Ort erreichen können. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb sollten Sie Ihr Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Etwa alle zwei Stunden (jeweils vom Beginn der letzten Mahlzeit bis zum Beginn der nächsten Mahlzeit gerechnet) und vermeiden Sie den Schnuller. Der Schnuller befriedigt das Saugbedürfnis ihres Kindes, ohne dass es dabei Nahrung erhält. Bei einen wenig zunehmenden Kind ist dies nicht günstig. Um das Interesse Ihres Babys an der Brust wachzuhalten, können Sie es mit Wechselstillen versuchen. Beim Wechselstillen legen Sie Ihr Baby an und stillen es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nehmen Sie es sanft von der Brust (vergessen Sie nicht den Saugschluss zu lösen) und lassen es aufstoßen, streicheln seine Fußsohlen oder massieren es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Sie es wieder etwas ermuntert haben. Dieses „Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Nach ein paar Tagen sollte eine Gewichtszunahme bei Ihrem Baby feststellbar sein. Um die Milchproduktion zu steigern kann außerdem zusätzliches Pumpen sinnvoll sein. Am besten wäre es, wenn Ihnen eine Stillberaterin vor Ort das Abpumpen genau erklärt und Ihnen zeigt wie Sie die Brust massieren können. Achten Sie darauf, dass SIE so viel Ruhe und Erholung wie möglich bekommen (am besten legen Sie sich zusammen mit Ihrem Baby ins Bett) und sich möglichst ausgewogen und ausreichend ernähren. Kohlenhydratreiche Nahrung wirkt sich positiv auf die Milchmenge aus. Trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Sie müssen keinen Milchbildungstee trinken und wenn Sie ihn trinken wollen, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme bei den Kindern verursachen. Eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr wirkt sich nicht positiv auf die Milchbildung aus. Sie trinken genügend, wenn Sie sich nicht ausgedörrt fühlen, wenn Ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen. Bieten Sie bei jeder Mahlzeit beide Brüste an. Dadurch das Baby wirklich die gesamte vorhandene Milch bekommt und die Milchproduktion in beiden Seiten angeregt wird. Achten Sie auf eine korrekte Stillhaltung und richtiges Ansaugen Ihres Babys. Das Baby darf nicht nur die Spitze der Brustwarze in den Mund nehmen. Seine Lippen müssen auf dem Warzenhof aufliegen. Nicht selten liegt es an einer ungünstigen Saugtechnik des Babys, wenn die Milchmenge nicht ausreicht ist. Auch hier ist es am besten, wenn Sie sich von einer Stillberaterin vor Ort das korrekte Anlegen zeigen lassen und sich erklären lassen, woran Sie erkennen, ob ihr Baby richtig saugt. Eventuell notwendige Zusatznahrung sollte nach Möglichkeit nicht mit der Flasche, sondern mit einer alternativen Fütterungsmethode (z.B. dem Becher) gegeben werden. Auch das Bechern sollten Sie sich von einer Kollegin vor Ort zeigen lassen. Alles Saugen des Babys sollte möglichst an Ihrer Brust erfolgen. Wenn Sie den oben genannten Tipps folgen, müssten Ihre Milchmenge und auch Ihr Kind nach ein paar Tagen deutlich zugenommen haben. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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