Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

eisenmangelanämie- bin ich schuld ??

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: eisenmangelanämie- bin ich schuld ??

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

liebe biggi ! ich habe meine tochter ( mein 8. kind) 12 monate fast ausschließlich gestillt,weil sie keinerlei beikost wollte. eine stillberaterin sagte mir,dass sei kein problem,weil das eisen in der mumi besser verwertet wird wie anderes. lisanne war schon immer sehr blaß,mein kinderarzt fand das nie besorgniserregend. inzwischen ist sie 17 monate ,ich stille nach wie vor,aber sie ißt auch andere dinge- nicht sehr viel,aber sie probiert alles. vor 5 wochen nun bekam sie hohes fieber ,und auch als es nach 4 tagen weg war ,war sie extrem schlapp. der arzt überwies uns ins krankenhaus, wo nach vielen untersuchungen ( einschließlich knochenmarkpunktion,wegen verdacht auf leukämie)festgestellt wurde,dass sie eine starke eisenmangelanämie hat. der hb wert liegt bei knapp 7. die ärzte meinen,dass sie schon lange latenten eisenmangel hat,der durch eine infektion nun bedrohlich wurde. wir wurden dann von einer ernährungsexpertin beraten ( über dinge,die mir alle bekann waren :) ). ich kann mein kind doch nicht zum essen zwingen ! nun bekommt sie für längere zeit eisentropfen,das blut wird regelmäßig kontrolliert. tja...und ich als überzeugte "stillerin " komme nun ins wanken... bin ich schuld,dass es ihr so schlecht ging ? ich hatte das buch " mein kind will nicht essen " mit freude gelesen,glaubte ich doch richtig zu handel,wenn ich meinem kind überlasse wann und wieviel und was es essen möchte. tja,und nun fütter ich lisanne mit beikost ,schau dabei mit ihr bücher an oder mach andere faxen,damit sie ißt. dabei wollte ich das nie... irgentwie bin ich traurig ... kennst du ähnliche fälle ? liebe grüße iris


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Iris, Du kannst nichts dafür! Muttermilch enthält zwar weniger Eisen als zum Beispiel künstliche Säuglingsnahrung oder Kuhmilch, doch die Verfügbarkeit des Eisens in der Muttermilch ist um ein Vielfaches höher als die des in der künstlichen Säuglingsnahrung enthaltene Eisen und da bei voll gestillten Babys kleine Darmblutungen sehr viel seltener sind als bei mit künstlicher Säuglingsnahrung ernährten Kindern, verlieren Stillkinder auf diese Weise auch kein Blut. Die Eisenreserven, die ein Baby bei der Geburt hat und das leicht zu verwertende Eisen aus der Muttermilch reichen zusammen gewöhnlich aus, um den Hämoglobinwert auch noch ins zweite Lebenshalbjahr des Babys hinein innerhalb des normalen Bereiches (10,2 bis 15 gm/dl) zu halten (McMillan 1976; Siimes 1984; Duncan 1985). Eine Untersuchung an gestillten Babys, die weder Eisenpräparate noch mit Eisen angereicherte Getreideprodukte erhalten hatten, ergab, dass die Babys, die sieben Monate und länger ausschließlich gestillt wurden, im Alter von einem Jahr deutlich höhere Hämoglobinwerte aufwiesen, als diejenigen Babys, die mit weniger als sieben Monaten bereits feste Nahrung bekommen hatten (Pisacane 1995). Die Forscher fanden bei den Babys, die sieben Monate lang voll gestillt worden waren, keinen Fall von Anämie während des ersten Lebensjahres und folgerten daraus, dass ausschließliches Stillen während der ersten sieben Lebensmonate das Risiko einer Anämie senkt. Eine finnische Studie ergab, dass bei neun Monate alten Kindern, die immer noch ausschließlich gestillt werden, ein Eisenmangel in weniger als 25 % der Fälle auftritt. Ohnehin ist der Zeitpunkt, wann ein Baby Beikost erhalten muss recht willkürlich gewählt und hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, ohne dass es einen echten Beweis für die absolute Richtigkeit des jeweiligen Zeitpunktes gibt. Wir Frauen scheinen alle offensichtlich ein überdimensionales Schuldbewusstsein in die Wiege gelegt zu bekommen und spätestens mit der Geburt eines Kindes fühlen wir uns für alles verantwortlich und selbstverständlich sind wir an allem schuld (gleich ob unsere Kinder zu dick oder zu dünn sind, ob sie quengelig sind oder ob die Frankfurter Börse eine Krise erlebt und alle Aktienkurse in den Keller rutschen). Was sollst Du denn machen? Dein Kind in einen Schraubstock spannen, ihm die Nase zuhalten, damit es den Mund auf macht und ihm dann unter Zuhilfenahme eines Kartoffelstampfers feste Nahrung in den Magen zwingen? Kehr den Spieß einmal um und frage all diejenigen, die dich so freigiebig kritisieren, was für KONSTRUKTIVE Vorschläge sie denn anzubieten haben. Es ist immer leicht zu sagen "Du machst das falsch" und sich dann umzudrehen und keinerlei sinnvolle Vorschläge zu machen, wie denn in dieser Situation besser vorgegangen werden soll. Grrr, in solchen Situationen packt mich die Wut: Du bist nicht schuld, weder an der Weltwirtschaftskrise noch daran, dass dein Kind nicht essen mag. Wichtig ist jetzt, dass dein Kind behandelt wird, denn ein Eisenmangel kann sehr appetitlos machen. Wenn dein Kind dann immer noch nicht essen mag, solltest Du einmal mit einer Ernährungsberaterin sprechen, die dir Tipps geben kann, wie Du vorgehen sollst. Lass dich nicht unterkriegen, deinem Kind wird doch jetzt geholfen und es kann gut sein, dass es bald von ganz alleine gerne essen mag. LLLiebe Grüße, Biggi


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

hallo ich verstehe deine sorgen, aber warum immer gleich dem stillen die schuld geben??? im gegenteil, das stillen hat sicher vieles besser gemacht. nun mal langsam: wie ist denn deine ernährung? esst ihr wenig bis gar kein fleisch, wie ernährst du dich sonst so??? du hast völlig recht, dass man ein kind nicht zum essen zwingen kann. und niedriger eisenwert ist auch nicht lebensbedrohend, oder. viele frauen haben zeitenweise leichte eisenanämie, ist doch kein grund zum aufregen. da gibt es doch mittel dagegen. warum das stillen in frage stellen? was hätte dein kind denn sonst konsumiert, das ist wieder einmal so typisch: ist so was, dann geben alle gleich dem stillen die schuld. das ist doch unsinn! dein kind weiß, was es braucht! mumi hat auch genug eisen in der regel (es kommt aber darauf an, wie du dich so ernährst). aber selbst wenn du kein fleisch essen solltest, holt sich das kind immer, was es braucht. und wenn es sonst nichts mag, was sollst du tun? das kind zum fleischessen zwingen? zudem wird die effizienz jener nahrungsmittel, die eisen begesetzt haben, übertrieben. also kühle kopf bewahren. keine vorwürfer machen!! du hast alles richtig gemacht. eisen mangel hat man bald mal, hatte ich oft, war 10 jahre vegetarierin, und oft wurde der eisenmangel festgestellt und ich fühlte mich aber gesund und war auch selten krank...soviel zum thema eisenanämie. die ärzte haben eine ursache gesucht und eine gefunden, ja natürlich, weil sie was finden mussten! lass dich doch nicht verrückt machen. mein sohn wurde auch bis fast ein jahr so gut wie vollgestillt, null probleme, auch danach assen wir kaum fleisch, angeboten habe ich ihm alles mögliche...er ass sehr wenig beikost, bis etwa eineinhalb. von eisenanämie keine rede, obwohl wir sehr sehr wenig fleisch aßen und essen, aber daür viel getreide, gemüse obst. also, mach dir keine vorwürfe, dein kind hatte einen infekt, wenig eisen, das kann man beheben. wie gesagt: ich hatte chronisch zu wenig eisen laut ärzte, war nie krank, fühlte mich gesund, und hatte eine problemlose schwangerschaft. alels gute


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

danke für deine antwort und tipps . nein,dem stillen gebe ich ganz und gar keine schuld- ich dachte nur,dass ich es vielleicht " zu locker " mit dem zufüttern gesehen habe. denn bis sie 8 monate war hab ich nicht mal probiert ihr was anderes zu geben,weil sie keinerlei interesse zeigte und sich super entwickelte. ich denke,es kamen einfach viele dinge zusammen... kam fast 5 wochen zu früh,bekam im alter von 9 tagen eine schwere rs- virusinfektion ( war 4 tage auf intensiv),und dann der kürzliche infekt. natürlich finde ich das stillen nach wie vor super- ich stille nachts noch einige male und tagsüber auch noch meist 2-3 x. ihr hb -wert war schon sehr niedrig,aber gestern wurde blut abgenommen-und er liegt jetzt schon bei 10. es ging ihr wirklich schlecht und sie sah auch schlecht aus. die ärzte sagten auch,dass ein leichter mangel nicht schlimm wäre,aber bei ihr dachten sie sogar an eine transfusion. aber jetzt geht es bergauf :)! liebe grüße iris


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

vielen dank für deine antwort und tipps ! du hast wohl recht,wir frauen ziehen uns wohl jeden schuh an.. ;). gestern wurde wieder blut abgenommen,und der hb ist schon auf 10 gestiegen- ich bin so froh !! die eisentropfen sind zwar echt ekelig,aber da muß sie jetzt durch. sie ist auch schon ganz anders geworden,lebhafter, quengelt weniger und läuft nun auch seit einer woche. ich denke,es kam einfach einiges zusammen- sie kam 5 wochen zu früh, wurde im alter von 9 tagen sehr krank ( rs- virus,sie war 4 tage auf intensiv und mußte einmal reanimiert werden,weil sie aufhörte zu atmen), und dann der kürzliche infekt. ich denke auch,dass es jetzt bergauf geht- und ich stille natürlich weiter. mit dem essen ist es in den letzten tagen auch schon besser geworden.:) liebe grüße iris


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.