Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Einschlafproblem

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Einschlafproblem

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi! Mit unserem Sohn (6 Monate) hatten wir bisher eigentlich kaum Einschlafprobleme. Mal gings schneller, mal weniger, aber wir hatten immer unser Ritual und das klappte recht gut. Nun wünsch ich mir die Zeit zurück, wo ich manchmal über 15x dasselbe Gute-Nacht-Lied gesungen habe oder 5 bis 10x ins Zimmer gelaufen bin... :-) denn seit 2 Wochen klappt's gar nicht mehr: unser Kleiner schreit beim Schlafengehen wie am Spiess und dreht sich im Bettchen dauernd auf den Bauch! Er will/kann einfach nicht einschlafen, obwohl er müde ist. Mir ist schon klar, dass er zur Zeit viel neues lernt und ein Zähnchen hat er auch vor kurzen bekommen, trotzdem find ich's nicht ganz normal. Tagsüber schläft er vormittags ca. 1 bis 2 Stunden beim Spazierengehen und nachmittags 1 Stunde. Schlafenszeit wäre zwischen 19.30 - 20 Uhr... letztens schläft er meistens erst gegen 21 - 21.30 Uhr ein...an der Brust, anders klappts schon gar nicht mehr. Nachts kommt er auch alle 3 Stunden (manchmal sogar alle 2), aber primär macht uns z.Z. das Einschlafen Sorge. Falls es mit dem Essen zusammenhängen könnte, dazu soviel: ich stille ihn alle 3 Stunden und er bekommt Beikost, auch abends (nicht immer, habe keinen Zusammenhang zu Einschlafproblem gefunden). Woran könnte das liegen? Vielen Dank für deinen Ratschlag! Lg


Biggi Welter

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? Liebe Mami, wer sagt denn, dass Schlafenszeit zwischen 19.30 und 20.00 Uhr ist? Höchstwahrscheinlich ist das schlicht noch nicht die Schlafenszeit von deinem Sohn, der einfach noch nicht wirklich müde ist. Außerdem ist es – auch wenn es weit verbreitet anders gesehen wird – für ein Baby eben nicht der „Normalfall“, dass es alleine (ein)schläft, denn Babys und Kleinkinder brauchen Nähe, nicht Distanz. Dass Schlafen und Ernährung nicht so zusammenhängen, wie es auch viele Menschen glauben, diese Erfahrung machen fast alle Eltern. Es hält sich zwar hartnäckig das Gerücht, dass ein Brei oder eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung am Abend, das Schlafverhalten positiv beeinflussen würden, aber es ist eben nur ein Gerücht, das durch Studien und die vieltausendfache Erfahrung von Eltern längst widerlegt ist. Gäbe es die `WundernahrungA, die ruhige Nächte garantiert, wäre sie außerdem längst (mit großem Werbeaufwand bekannt gemacht) im Supermarkt oder der Apotheke zu kaufen und es würde sich jemand eine goldene Nase damit verdienen. Es ist vollkommen normal, dass ein Baby an der Brust der Mutter einschlafen will und überhaupt in ihrer Nähe sein mag. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses `natürlicheA Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit `ModeA ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du die nächsten Jahre damit verbringen musst, dein Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Du es dir jetzt vorstellen kannst. Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens `Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für KindernächteA von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin bekommen kannst. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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danke biggi!!! ich dacht schon ich mach alles falsch! ich tue genau was du sagst. mein sohn schlaeft im kindrebett neben mir und wenn es sein muss auch in meinem bett. alle sagen, das ist falsch, ich finde das nicht. dank fuer die bestaetigung!!!


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