Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Einschlaf-Ritual

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Einschlaf-Ritual

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Hallo, ich höre immer wieder, dass man sein Kind ab einem Alter von ca. 6 Monaten (oder schon früher) an ein Einschlafritual gewöhnen soll. Meine Tochter ist seit heute 6 Monate alt und wir haben folgendes Ritual: Gegen 19-20 Uhr Windeln wechseln, Schlafanzug anziehen (alles bei Spieluhrmusik), dann in den Schlafsack und dann im Elternbett noch stillen. Dabei schläft sie meistens schon ein und ich leg sie dann (oft schon eingedöst oder eingeschlafen) in ihr Bett. Viele sagen aber, man soll die Babies wach ins Bett legen, dass sie lernen von selbst einzuschlafen. Das hab ich heute mal probiert und die Kleine hat ein Riesentheater gemacht und sich immer wieder ins Weinen hinengesteigert, bis sie erschöpft eingeschlafen ist. Soll ich es weiter so machen oder kann ich bei dem Ritual mit dem Stillen und dann eingedöst ins Bett bleiben? Wie könnte ich ihr denn sonst helfen, dass sie allein einschläft? Wenn sie mal nicht mehr gestillt wird..was dann? Bin auf Antwort gespannt. Danke und LG Yvonne


Biggi Welter

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? Liebe Yvonne, Für ein Baby ist es absolut normal, dass es in den Armen und an der Brust der Mutter einschläft. `EmanzipierteA Babys sind in der Evolution noch nicht vorgesehen und da unsere Kinder mit der gleichen genetischen Ausstattung auf die Welt kommen, wie in grauer Vorzeit, funktioniert nicht alles sofort so, wie es in unsere moderne Welt passen würde. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist das Stillen und gemeinsame Schlafen eine bewährte Methode Kinder glücklich, gesund und zufrieden aufwachsen zu lassen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses `natürlicheA Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit `ModeA ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Alleine sein bedeutet für ein Baby oder Kleinkind aus seiner Sicht Lebensgefahr. Sie wissen nicht, dass es heute und in unserer Gesellschaft unwahrscheinlich ist, dass sie von einem wilden Tier gefressen werden, wenn sie alleine sind. Wir können einfach nicht erwarten, dass unsere Babys `begreifenA dass ihnen doch alleine nichts passieren kann und wir können sie auch nicht dazu bringen, dass sie in diesem jungen Alter ein Gefühl dafür entwickeln, dass es doch `nur fünf MinutenA oder welche Zeitspanne auch immer ist, die sie warten müssen bis wieder jemand kommt. Wenn ein Kind so weit ist, dass es alleine Ein(Schlafen) kann, dann wird es dies von sich aus tun. Niemand käme auf die Idee, ein Kind mit sechs Wochen immer wieder hinzustellen, damit es schneller laufen lernt, denn jeder weiß, dass dies nicht sinnvoll ist. Warum soll ein Erzwingen in anderen Bereichen der Entwicklung sinnvoll sein? Weil es für uns Erwachsene angenehmer ist? Das heißt jedoch keineswegs, dass ein Baby oder Kleinkind immer ausschließlich durch Stillen zum Schlaf finden kann. Babys wissen zum Beispiel sehr genau, dass es einen Unterschied zwischen Mutter und Vater gibt und auch, dass der Vater keine Brust zum Stillen hat. Väter und Kinder entwickeln daher - wenn sie die Gelegenheit dazu bekommen - ihre eigenen Wege und sind dabei oft erstaunlich kreativ. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens "Schlafen und Wachen - ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL-Stillberaterin bekommen können. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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